Stöger: "Köln-Wechsel ist Chance"

21.10.2012 Fussball , Wien , Bundesliga , Generali Arena Austria - Rapid Peter Stoeger , Maskottchen. Copyright Agentur DIENER / Philipp Schalber Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Peter Stöger wird am Freitag als neuer Trainer des 1. FC Köln präsentiert

Eine Woche lang wurde verhandelt wie an der Wall Street, gepokert wie im Casino und gefeilscht wie am Großen Basar von Istanbul. Am Ende gab es ein Ergebnis, mit dem alle drei Parteien gut leben können: Stöger, Köln und die Austria.

Peter Stöger verlässt die Austria und wird Trainer des 1. FC Köln, für rund 800.000 Euro, Abschiedsspiel inkludiert.

Am Donnerstag fliegt der violette Meistermacher nach Köln, am Freitagvormittag wird er dort offiziell präsentiert. Gemeinsam mit dem neuen FC-Trikot für die neue Saison.

KURIER: Haben Sie nach der vergangenen Woche auf Ihrem Mobiltelefon noch Freiminuten übrig?

Peter Stöger: Nein, ich glaube nicht. In den letzten Tagen war auch der Handy-Akku immer zu Mittag schon leer. Das war neu für mich.

Haben Sie die Anrufe und Mitteilungen der letzten Tage gezählt?

Nicht genau, aber es waren ähnlich viele wie nach dem Meistertitel mit der Austria. Schön, dass so viel Anteilnahme herrscht. Die Leute freuen sich für mich und sehen den Wechsel als Chance. So wie ich.

Sind Sie umgekehrt auch froh, dass das Tauziehen ein Ende genommen hat?

Ja, irgendwie schon, es war schon zäh zum Schluss.

Hatten Sie zwischendurch Zweifel, dass der Wechsel doch scheitern könnte?

Ich bin lange genug im Fußball tätig, um zu wissen, dass alles passieren kann. Wenn ich selbst aktiv keinen Einfluss nehmen kann, dann kann ich mir nie zu 100 Prozent sicher sein. Wenn ich was umsetzen kann, dann bin ich davon überzeugt. Aber in dem Fall war ich ja auf anderen angewiesen.

Sind alle Verhandlungsparteien zufrieden?

Also ich bin zufrieden.

Auch finanziell? Was verdienen Sie in Köln?

Dazu möcht’ ich wirklich nichts sagen.

Sie haben sich schnell auch öffentlich festgelegt, dass Sie nach Köln wollen. Warum war Ihnen das dermaßen klar von Beginn an?

Weil es der 1. FC Köln ist. Der Verein ist eine Möglichkeit für mich, hat Tradition und großes Fan-Potenzial. Er ist ein großer Klub in Deutschland, wie die Austria in Österreich.

Haben Sie sich schon ein Bild von Ihrer neuen Mannschaft gemacht?

Natürlich, ich habe mir Videos angeschaut. Aber über Personelles will ich jetzt nicht sprechen. Zunächst möchte ich mit den Verantwortlichen des 1. FC Köln reden.

Durch Sie könnten österreichische Trainer in Deutschland jetzt wieder salonfähig werden ...

Das kann ja nur geschehen, wenn ich erfolgreich bin in Köln. Vielleicht werden mir einige österreichische Trainer die Daumen drücken, dass ich Erfolg habe. Es ist schön, dass ich diese Chance bekomme. Mir hat imponiert, mit welchem Nachdruck die Kölner mich haben wollten. Das zeugt von Vertrauen, das ich ihnen zurückzahlen möchte.

Als Spieler haben Sie diesen Schritt nicht gewagt, was Ihnen immer wieder Kritik eingebracht hat.

Damals hätte ich eine Person gebraucht, die mich in dieser Situation gut beraten hätte. Heute bin ich als Trainer viel strukturierter im Denken und Handeln. Das hat mit dem Alter, aber auch mit der Position und der Aufgabe zu tun. Als Spieler war ich vielleicht nicht so weit für diesen Schritt.

Mit der Austria haben Sie alles gütlich geregelt?

Ja, die Gespräche mit Markus Kraetschmer und Thomas Parits waren sehr gut, ich habe auch mit Präsident Wolfgang Katzian lange telefoniert. Die vergangene Saison war ja meine schönste überhaupt bei der Austria.

Wie haben Ihre mittlerweile ehemaligen Spieler reagiert?

Ich habe viele SMS erhalten. Einerseits drücken viele ihr Bedauern aus, umgekehrt gratulieren sie mir und wünschen mir Glück.

Wird es noch einen persönlichen Abschied von Ihrer Meistermannschaft geben?

Ich hoffe, dass sich die Möglichkeit ergibt. Die Buam sind ja meine Mannschaft schlechthin gewesen.

Fraglich ist vorerst, ob Stögers Assistent bei Wr. Neustadt und der Austria, Manfred Schmid, nach Köln mitgehen darf. Die Austria will ihn aufgrund seines Wissens um die Mannschaft behalten, allerdings weiterhin nur als Assistent. AG-Vorstand Parits führt Gespräche mit möglichen Trainern, gehandelt werden Manfred Zsak, Ralph Hasenhüttl oder Walter Kogler. Alle drei haben als Spieler eine Austria-Vergangenheit vorzuweisen.

Der 1. FC Köln präsentiert am Freitag nicht nur neue Trikots, sondern auch den neuen Trainer. Geplant ist der offizielle Auftritt im Stadion des FC in würdigem Rahmen. Allerdings sucht der Verein im eigenen Haus nach Räumlichkeiten, denn am Samstag geben Die Ärzte ebendort als Untermieter ein Konzert.

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle zeigte sich gestern zufrieden über den Ausgang der Transfer-Verhandlungen. „Natürlich hätten wir Stöger gerne schon am Montag zum Trainingsauftakt präsentiert. Aber wir sind froh, dass er sich für den FC entschieden hat. Es waren faire Gespräche mit der Austria. Stöger erfüllt sehr viele Dinge, die wir im Anforderungsprofil entwickelt haben.“ Stöger stehe für modernen Fußball und habe bei der Austria bewiesen, dass er eine Mannschaft entwickeln kann. „82 Punkte in einer Saison sind etwas Außergewöhnliches. Stöger ist der Trainer, der unsere Mannschaft in eine erfolgreiche Zukunft bringen wird.“

Stöger trifft mit Kevin Wimmer beim FC auf einen Österreicher. Der hat sich beim Austria-Spieler Sebastian Wimmer, von Wimmer zu Wimmer quasi, über Stöger erkundigt. „Man hört nur gute Sachen, bei ihm macht das Training richtig Spaß. Ich denke, Stöger passt hervorragend hierher nach Köln.“

Kommentare