Stöger: „Ich bin dort, wo die Luft dünn wird“

Peter Stoeger, newly appointed head coach of Austrian Bundesliga soccer club FK Austria Vienna, listens during a news conference in Vienna, May 30, 2012. REUTERS/Heinz-Peter Bader (AUSTRIA - Tags: SPORT SOCCER HEADSHOT)
Austria-Coach Peter Stöger über Osternester, seinen Trainerjob und den Teamchef-Posten.

Viele bezeichnen Peter Stöger schon als Meister-Trainer. Am Ostersonntag bittet er mit der Austria Verfolger Salzburg zum Schlager in die ausverkaufte Generali-Arena (ab 16 Uhr im KURIER-Ticker). Mit einem Sieg und folglich 16 Punkten Vorsprung wäre den Wienern der Titel wohl nicht mehr zu nehmen.

KURIER: Herr Stöger, haben Sie jemals die Fastenzeit eingehalten?
Peter Stöger:
Nein.

Sind Sie religiös?
Auch nicht.

Woran glauben Sie?
Ich glaube daran, dass es gute Menschen gibt, auf die ich mich verlassen kann und die für mich da sind, wenn ich sie brauche. Und ich weiß, dass es gute Menschen gibt, die umgekehrt auf mich zählen können. Der reine Glaube, dass es jemanden gibt, der alles auf der Welt richtet, der fehlt mir, wenn ich mir anschaue, was sich so auf der Welt abspielt. Dazu geht es viel zu vielen Menschen unverschuldet schlecht. Das ist meine Meinung.

Ist für Sie Arbeit am Ostersonntag etwas Ungewöhnliches – an einem Familientag?
Familie spielt sich bei uns das ganze Jahr ab, nicht nur zu Weihnachten oder Ostern. Ich bin es von jeher gewohnt, zu Ostern zu arbeiten. Früher, als junger Fußballer, haben wir immer schon die Osterturniere gespielt.

Werden Sie Ihrer Partnerin ein Osternest verstecken?
Wir halten es mit Kleinigkeiten. Beide würden wir uns viel mehr über drei Punkte gegen Salzburg freuen.

Die Saison dauert schon lange an. Haben Sie mittlerweile Abnützungen, Ermüdungen verspürt? Oder kaschiert der positive Lauf alles?
Alles hat es schon gegeben in dieser Saison. Natürlich wird viel kaschiert, weil wir positive Zeiten verleben und bei der Arbeit viel Spaß haben. Aber in der Länderspielpause haben mir die drei freien Tage gut getan, auch wenn ich krank im Bett gelegen bin. Kaum lässt die Spannung nach, meldet sich der Körper.

Im Fußball kann man schwer etwas planen. Ihren Weg haben Sie dennoch bewusst gewählt. Sind Sie ein Mensch, der Plan und Ziel braucht?
Als Spieler habe ich das überhaupt nicht gebraucht. Als Trainer bin ich aber viel klarer aufgestellt in meinen Überlegungen.

Ist es die Aufgabe, das Alter oder die Erfahrung?
Das Alter spielt sicher mit, aber du musst als Trainer viel breiter sehen, du hast mehr Verantwortung. Aber meine Schritte waren für mich schon sehr klar. Zur Vienna bin ich wegen Präsident Adolf Wala gegangen. Dort habe ich viel Bodenständiges erlebt. Danach war ich Kolumnist und Analyst im Fernsehen. Dann habe ich mir die Frage gestellt: Werde ich Schneckerl 2? Hast du das Alter dafür, reicht dir das? Oder willst du noch einmal angreifen? Und dann kam das Angebot des GAK. Mein Ziel war dann, bis zu meinem 50. Geburtstag zu schauen, ob im Trainergeschäft für mich noch etwas möglich ist.

Vom 50er sind Sie noch entfernt.
Bis dahin bin ich vielleicht wieder raus aus dem Geschäft (lacht).

Stöger: „Ich bin dort, wo die Luft dünn wird“
02.03.2013 Fussball Bundesliga Generali Arena Wien FK Austria Wien - FC Wacker Innsbruck Philipp Hosiner , Peter Stoeger Copyright Agentur DIENER / Nina Manhart Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Welche Charaktereigenschaft ist für Sie als Trainer am wichtigsten?
Verständnis. Jeder Spieler ist in einer persönlich unterschiedlichen Situation. Jeder hat seine privaten Probleme, jeder geht anders damit um. Für das alles solltest du Verständnis aufbringen. Immerhin hast du es ja mit Menschen zu tun.

Was muss ein Spieler tun, damit Sie in Rage kommen?
Wenn er gegen die Interessen der Mannschaft arbeitet, bekommt er mit mir ein echtes Problem.

Was, wenn Sie ein Spieler im Eifer des Gefechts beschimpft?
Dann darf man nicht alles persönlich nehmen als Trainer. Natürlich wird es besprochen, weil alles im Rahmen bleiben soll. Ich kann von den Spielern aber nicht Leidenschaft verlangen und sie dann dafür abstrafen.

Können Sie einen nächsten persönlichen Schritt innerhalb des Vereins machen?
Schwer. Ich bin jetzt dort angekommen, wo die Luft dünn wird. Die Austria ist ja eine Top-Adresse, hier habe ich eine Chance erhalten. Dafür bin ich dankbar. Es gibt interne Ziele – vielleicht der Alex Ferguson von Austria Wien zu werden. Sonst gibt es irgendwann wenig Entwicklungsmöglichkeiten. Eine Möglichkeit wäre sicher das Ausland.

Wie wär’s mit Teamchef?
Ich habe darüber nicht nachgedacht. Marcel Koller hat das Team auf einen guten Weg gebracht.

Aber das wäre ein Schritt nach oben in Österreich.
Sicherlich. Der Teamchef vertritt die Trainergilde nach außen hin. Jeder Trainer, der für sich zielorientiert arbeitet, sollte dieses Ziel haben. Aber das muss nicht jetzt und auch nicht in nächster Zeit sein. Mir taugt meine tägliche Arbeit bei der Austria viel zu sehr.

Bei einem Sieg am Sonntag – würden Sie sich dann endlich zum Meister gratulieren lassen?
Nein. Aber dann schaut es verdammt gut aus für uns.

Von fast allen Bundesliga-Klubs haben die Salzburger in dieser Saison schon Tore kassiert. Nur von einem nicht: Tabellenführer Austria. Vielleicht ist gerade deswegen die Vorfreude bei den krisengeschüttelten Salzburgern auf den Hit in der Generali-Arena (live in ORFeins und Sky) besonders groß.

„Wir trauen uns zu, guten Fußball zu spielen und etwas mitzunehmen. Das haben wir ja schon im Herbst gezeigt“, sagt Salzburg-Trainer Roger Schmidt, der das erste Spiel in Wien mit seinem Team 1:0 gewonnen hat. Der Deutsche, der alles andere als unumstritten ist, möchte „ein Zeichen setzen. Ein Sieg würde uns richtig guttun. Es wäre Ansporn, im letzten Viertel wieder richtig Gas zu geben.“

Die Austrianer wiederum wollen ihre Serie an ungeschlagenen Spielen – 17 sind es mittlerweile – fortsetzen. Doch Trainer Peter Stöger weiß, dass die Angelegenheit am Ostersonntag keine leichte wird: „Salzburg hat immer noch hohe Qualität. Sie machen es uns nicht leicht, wir tun uns gegen sie immer schwer.“ Rogulj und Jun waren zuletzt leicht angeschlagen, stiegen am Freitag wieder ins Mannschaftstraining ein und sollten zur Verfügung stehen. Stöger wird die taktische Ausrichtung seiner Elf nicht verändern. „Warum sollten wir das, wenn uns das bisher Erfolg gebracht hat? Wir spielen offensiv wie immer. Die Frage ist nur, wie gut können wir es gegen Salzburg umsetzen? Es steht ja immer noch ein Gegner auf der anderen Seite.“

Die Generali-Arena wird mit 12.500 Zuschauern voll sein, das verfügbare Kartenkontingent wurde um 700 Tickets erhöht.

Der Spieler

Stöger wurde vier Mal österreichischer Meister mit der Austria (1991, 1992, 1993) und Rapid (1996) sowie drei Mal Cupsieger mit der Austria (1990, 1992, 1994). Der 46-Jährige spielte 65-mal im Nationalteam, erzielte 15 Tore und nahm an der WM 1998 in Frankreich teil.

Der Trainer

Stöger begann bei der Austria als Trainer der Amateur-Mannschaft und wurde 2006 als Sportdirektor Meister mit der Kampfmannschaft. Über die Vienna, den GAK und Wiener Neustadt fand er zurück an den Verteilerkreis nach Wien-Favoriten.

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