Stöger: „Damit habe ich nicht gerechnet“
Es gibt dieser Tage unangenehmere Jobs, als Trainer des 1. FC Köln zu sein. Das Wiener Duo Peter Stöger und Manfred Schmid hat den Traditionsklub an die Spitze der 2. Deutschen Bundesliga geführt. Den Platz an der Sonne möchte man heute im Heimspiel gegen den ersten Verfolger Union Berlin verteidigen. Die ganze Stadt träumt vom Aufstieg in die Bundesliga, nur Realist Stöger bleibt am Boden.
KURIER: Haben Sie sich gedacht, dass es so gut für Sie läuft in den ersten Monaten in Köln?
Peter Stöger: Ich habe natürlich schon gehofft, dass es klappt. Jetzt haben wir in den ersten 14 Pflichtspielen nicht verloren, damit konnte man freilich nicht rechnen. Aber ich weiß, wie der Manfred Schmid und ich arbeiten und habe gewusst, dass wir etwas bewegen können. Die ganze Gruppe hat sich gut eingespielt, nicht nur auf dem Platz.
Sie kommen in Köln gut an. Sind Sie ein Typ, der sich gut und schnell anpassen kann?
Wenn man in ein anderes Land geht, muss man sich zwangsläufig anpassen. Ich muss gestehen, dass das in Köln keine Schwierigkeit ist. Die Leute sind offen und freundlich, die Stadt ist sehr interessant und komplett fußballbegeistert. Es nicht schwer, sich hier wohl zu fühlen.
Ist es für Sie ähnlich wie in Wien?
Ein paar Dinge sind tatsächlich ähnlich. Die Wiener Innenstadt ist außergewöhnlich und für mich einzigartig in Europa. Die Menschen hier in Köln sind schwer in Ordnung, ein lebhaftes Volk und schnell für etwas zu begeistern. Es ist kein Zufall, dass hier der Karneval zelebriert wird.
Was muss man als Trainer haben, damit man erfolgreich ist?
Es kommt doch überall auf dieselben Dinge an, gleich, auf welchem Niveau oder in welchem Land man arbeitet: Menschenführung, Fußball-Verständnis, die harte Arbeit im täglichen Training. Das Wichtigste ist aber, ein gutes Team zu haben, weil du das alles allein nicht bewerkstelligen kannst. So wie ich den Manfred Schmid an meiner Seite habe. Ich weiß, was ich an ihm habe. Aber es kommt noch etwas dazu: Man hat mit Menschen zu tun. Das heißt, man muss Verständnis aufbringen können.
Sind Sie ein berechnender Typ?
Ich werte das Adjektiv nicht negativ. Berechnen muss man, dass man mit all den Dingen, die zum Fußball gehören, umgehen kann. Das geht eben nur im Team.
Sie haben den Team-Entwickler Werner Zöchling, mit dem Sie arbeiten, nach Köln mitgenommen. Ein Teil des Erfolges?
Ja. Die Spieler arbeiten sporadisch mit ihm, das Team ist bereit, sich darauf einzulassen. Aber es gibt keine Schablone, die man über jede Mannschaft legen kann.
Wie sehr planen Sie Ihr Leben? Kann man als Trainer viel planen? Ihre Laufbahn verlief zuletzt wie am Faden gezogen.
Das sehe ich gar nicht so. Ich war bei der Vienna, dann beim GAK in der Regionalliga tätig. Ich hatte ein tolles Leben, weil ich nebenbei Kolumnen schreiben und als Experte im Fernsehen arbeiten konnte. Das hat mir Spaß gemacht. Der Wechsel nach Wr. Neustadt war für mich das Zeichen, es als Trainer noch einmal zu versuchen.
Nach außen wirken Sie souverän. Haben Sie nie Zweifel?
Wie sehr sind Sie als Trainer ein Egoist?
Ich bin in Köln nicht egoistischer geworden. In diesem Job musst du Verständnis haben, kannst nicht immer alles durchboxen.
Ist Köln Ihre lehrreichste Zeit?
Das kann ich nicht beurteilen, weil die Zeit viel zu schnell vergangen ist. Ich habe viele Eindrücke gesammelt, die Monate rasen dahin.
Schmeckt das Kölsch?
Ich kann gut damit leben, ab und zu eins zu trinken. Aber auch das gute Kölsch wird es nicht schaffen, aus mir einen Alkoholiker zu machen.
Tabelle: 2. deutsche Bundesliga
Peter Stögers Karriere
Hinter jedem erfolgreichen Trainer steht... richtig, ein guter Assistent. Köln-Trainer Peter Stöger ist in der glücklichen Lage, sich auf seinen „Co“ Manfred Schmid verlassen zu können. Die zwei Wiener kennen einander seit vielen Jahren, spielten gemeinsam im Mittelfeld der Austria und schlugen danach ähnliche Wege als Trainer ein.
„Wir haben uns von unten nach oben gearbeitet“, weiß der 42-jährige Schmid, der in der violetten Stronach-Akademie mit der U-15 als Trainer begonnen hat. Danach war er zwei Jahre für die U-19 verantwortlich. „In diesen Jahren haben wir vier Titel geholt.“ Danach wurde er Assistent bei den Amateuren und später Cheftrainer in Schwanenstadt. Von dort führte sein Weg nach Wr. Neustadt, wo er neben Kraft, Schöttel und Stöger im Hintergrund die Fäden zog.
Die Rückkehr zu seiner Austria war unvermeidlich, der Titelgewinn in der vergangenen Saison das absolute Highlight.
Das Geheimnis des Erfolges von Stöger/Schmid? „Wir verstehen einander gut, haben gegenseitigen Respekt und Vertrauen. Auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, diskutieren wir so lange, bis wir eine Lösung gefunden haben.“ Nicht unwesentlich ist, dass beide ähnliche Vorstellungen vom Fußball haben. Schmid besticht vor allem durch tolle Video-Analysen und eine gute Trainingssteuerung.
Irgendwann möchte er dennoch aus dem Schatten des Cheftrainers treten. Ein gutes Angebot von St. Pölten hat er zuletzt aber abgelehnt. „Das war eine Überlegung wert. Ich hatte ja immer das Bestreben, Cheftrainer zu werden. Das habe ich auch bei der Austria deponiert.“ Aber noch hat er mit Stöger und Köln ein klares Ziel vor Augen.
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