Streit um TV-Gelder: Kompromiss in der Fußball-Bundesliga

Rapid und LASK krachten aneinander
Nach acht Stunden wurde bei der Klubkonferenz der Bundesliga ein neuer Schlüssel zur Verteilung der TV-Gelder gefunden.

Der große Crash bleibt aus und der Bundesliga ein Rechtsstreit mit unabsehbaren Folgen erspart. Im harten Kampf um einen neuen Schlüssel zur Verteilung der TV-Gelder ist der Plan von Gerhard Stocker aufgegangen. Der Tiroler in seiner Sonderrolle als Präsident von Wacker Innsbruck und von der Bundesliga hat einen Kompromiss ausgearbeitet, bei dem alle Parteien ihr Gesicht wahren konnten. Am Ende wurde das Stocker-Modell von den zwölf Klubs einstimmig angenommen und als fix gültig bis zum Ende der Vertrages mit TV-Partner Sky (Sommer 2022) verabschiedet.

Wie eng es war, schildert ein Sitzungsteilnehmer: „Das war knapp. Es stand mehrmals Spitz auf Knopf.“ Vor allem zwischen den Vertretern von LASK und Rapid als „Anführer“ der beiden Lager wurde heftig diskutiert und verhandelt.

Antrag zurückgezogen

Die von LASK und Admira einberufene Klubkonferenz wird jedenfalls in die Geschichte eingehen. Unglaubliche acht Stunden wurde  verhandelt, bis ein Kompromiss gelang. Erst um 20.30 Uhr konnte der Deal veröffentlicht werden.

Bestehen bleiben die vier Säulen: Sockelbetrag (30 Prozent),  sportlicher Erfolg (30),  Zuschauerzahlen (20) und der „Ö-Topf“ (20) in seiner bisherigen Form. Im Gegenzug gaben Rapid und Sturm bei der „Spreizung“ nach: Bisher konnte der bestverdienende Klub mit rund dem  2,3-fachen Betrag des Zwölften rechnen. „Es gibt mehr Solidarität. Die Spreizung ist für uns noch in einem vertretbaren Rahmen“, sagt Rapid-Geschäftsführer Christoph Peschek. „Dafür wurde der Gegenantrag von LASK und Admira zurückgezogen.“  

Laut diesem hätte Rapid über eine Million Euro verloren und   nach derzeitigem Stand St. Pölten die größte Summe an TV-Geldern  kassiert (1,989 Millionen).
 Alle Klubs haben vereinbart, dass der genaue Wert der neuen Spreizung nicht veröffentlicht werden soll.

 

 

Bonus für 2. Liga

Ebenfalls fixiert wurde, dass die neue 2. Liga um 500.000 Euro höhere Förderungen pro Jahr kassiert als bisher gültig. „Gerhard Stocker hat  wirklich mit großer Anstrengung einen Kompromiss herbeigeführt“, sagt Peschek, der  klarstellt, dass Rapid bis Sommer 2022 nicht die als „Notwehr“ titulierte Selbstvermarktung anstreben wird: „Es ist Teil der Vereinbarung, dass diese Abmachung jetzt wirklich für alle gilt. Wir haben wieder Planungs- und Rechtssicherheit.“

Der „total stolze“ Gerhard Stocker meint: „Es ist sehr, sehr wichtig, dass wir alle gemeinsam bewiesen haben, dass wir Differenzen ausräumen können und letztlich an einem Strang ziehen.“

Die Chronologie bei der Verteilung der TV-Gelder

7. April 2017: Die Bundesliga gibt einen neuen Aufteilungsschlüssel für die Einnahmen aus dem künftigen TV-Vertrag bekannt. Die Gelder sollen ab der Saison 2018/19 leistungsorientierter verteilt, indem die Kriterien sportlicher Erfolg und Zuschauer-Zuspruch aufgewertet werden. Der Verteilungsschlüssel des Netto-Ertrags: 30 Prozent Sockelbetrag für jeden Verein, 30 Prozent sportlicher Erfolg (Punkteanzahl), 20 Prozent Anzahl Stadionbesucher und 20 Prozent Österreicher-Topf.

31. Oktober 2017: Die Bundesliga vergibt die TV-Rechte ab der Saison 2018/19 exklusiv an Sky. Der Pay-TV-Sender erwirbt die Rechte für drei Saisonen bis 2022. Laut Bundesliga sei eine 40-prozentige Steigerung der Einnahmen aus den TV-Rechten erzielt worden. Kolportiert wird, dass sich Sky die Rechte ca. 33 Mio. Euro pro Saison kosten lässt, netto kommen rund 22,5 Mio. Euro zur Auszahlung. Vorabzüge aus der TV-Vermarktung sind unter anderem die TV-Produktionskosten, Solidarzahlungen für die 2. Liga, Kosten für die Bundesliga-Geschäftsstelle und Beraterprovisionen.

27. Juli 2018: Die reformierte und auf zwölf Mannschaften aufgestockte Bundesliga startet in die Saison 2018/19, in der auch der TV-Vertrag mit Sky und der neue Verteilungsschlüssel einsetzt.
7. Dezember 2018: Nach nur viereinhalb Monate ist die Unzufriedenheit mit der Verteilung der Gelder bei einigen Vereinen so groß, dass in einer außerordentlichen Clubkonferenz von der Admira, WAC und LASK ein Antrag auf Neuverteilung eingebracht wird. Rapid als größter Profiteur des Zuschauerbetrags und Sturm Graz deklarierten sich als Befürworter des Status quo. 7:5 für eine Änderung ging die Abstimmung der zwölf Erstligisten aus, die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde damit aber verfehlt.

26. Februar 2019: Zweieinhalb Monate nach der Abstimmungsniederlage nehmen Admira und LASK den nächsten Anlauf, die Regelung zu kippen. Rapid droht im Vorfeld mit dem Ausstieg aus der Zentralvermarktung. Eine außerordentliche Clubkonferenz endete mit einer Kompromisslösung. Ausgehend von einem Vorschlag des Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Stocker wurde ein Modell erarbeitet, das bei allen zwölf Liga-Vertretern Zustimmung fand.

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