Ein Bastler-Hit mit Grünblick in Hütteldorf
Wer vor dem Hanappi-Stadion steht, den Kopf in den Nacken legt und auf die abgewitterten Beton-Balken blickt, weiß eines sicher: Dieses Gebäude hat schon etwas erlebt. Wie es da steht, mit seinem bröckelnden Mauerwerk und dem abgeblätterten Schriftzug, Weiß auf Braun – die Heimstätte des SK Rapid sieht müde aus. Auch die unzähligen Diskussionen um Neubau oder Renovierung haben dem grün-weißen Sanierungsfall kein zusätzliches Leben eingehaucht.
Umso aufgeweckter ist die Atmosphäre vor den Toren der Arena. Auf der Flaniermeile zwischen Fanshop, Klub-Pub und Textil-Diskonter herrscht emsiges Treiben. Nicht nur wegen der Dutzenden Polizisten, die den Bus der Gäste bewachen. Alles dreht sich hier um Rapid – vom Graffiti bis zum Flugblatt, von der Spieler-Mutti in der wildgewordenen, fünffarbigen Leggings bis zum Augustin-Verkäufer. „Bitte kaufen, ich habe noch keine Karte“, ruft der Vertreiber der Arbeitslosenzeitung den Fan-Horden nach, die an ihm in der U-Bahn-Station vorbeiziehen. Leider erfolglos. Trotzdem wird er es beim nächsten Spiel wieder versuchen.
Farbenspiele
Das Innere der Arena hält, was die Außenansicht verspricht: Hier setzt sich der Used-Look fort. Zartgrün, Rosa und Beige waren die Farben der Wahl, als das Hanappi-Stadion einst konzipiert wurde. Inzwischen hat der Regen seine Spuren in den Beton gezogen. Auch der handschriftliche Vermerk „Pro Pacult“ ist ein Relikt aus längst vergangenen Tagen.
Die 20 Minuten vor dem Ankick sind den Geburtstagskindern gewidmet. Der sichtlich betrunkene Fan mit dem Irokesen-Haarschnitt und seine grell-rothaarige Freundin applaudieren der 90-jährigen Jubilarin mit dem weißen Blumenstrauß. Das ist nett, irgendwie aber auch skurril. Genauso wie die Unterhaltung im Hintergrund: „Wie geht’s den Bienen?“, fragt einer. „Hm“, sagt ein anderer: „Kreisen nur um den Stock.“ Der Imker scheint unzufrieden, auch das Spiel kann ihn an diesem Tag nicht wirklich aufheitern.
Rechenspiele
Vielleicht schafft es ja die fröhliche junge Dame hinter der Kantine, die mit der Mathematik auf Kriegsfuß steht. Das Addieren ist ihre größte Schwäche, dafür funktioniert das Subtrahieren des 1-Euro-Becherpfands problemlos. Jeder hat eben seine Stärken.
Auf dem Damen-WC ist es die Sauberkeit. Nicht nur um jene der Anlage ist man bemüht, wie die „Hair und Body“-Seife verrät. Falls jemand spontan im Stadion-Waschbecken die Körperpflege nachholen möchte, ist also vorgesorgt.
Bei den Herren, vor deren Tür ein Peter-Maffay-Double steht, soll es gar keine Seife geben – wahrscheinlich, um Missverständnisse zu vermeiden.
Heimvorteil: Red Bull Salzburg.
Kapazität: 30.188 Zuschauer.
Nächstes Heimspiel: 22.9., 19 Uhr (live Sky Austria) gegen den WAC.
GeschichteNach langen Diskussionen erfolgte am 8. März 2003 der Spatenstich für das EM-Stadion in Wals-Siezenheim. 2006 wurde die Arena auf 30.000 Sitzplätze ausgebaut, dabei wurde das gesamte Stadiondach um 10,5 Meter angehoben (Gewicht rund 2150 Tonnen). Die Baukosten werden auf 70 Millionen Euro geschätzt. Der Bundesligist (früher SV Austria Salzburg) ist siebenfacher Meister, der letzte Erfolg gelang 2012.
Kommentare