Wurde FIFA-Boss Blatter vom FBI beschattet?

Zaungast: ÖFB-Boss Windtner beobachtete am FIFA-Kongress in Zürich am 1. Juni 2011 den Handshake zwischen Blatter (l.) und Blazer.
Ein Ex-Funktionär horchte Fußball-Funktionäre mit einem Mikro im Schlüsselanhänger aus.

Die Zeitung New York Daily News berichtet, dass das FBI im Weltfußballverband FIFA einen hochrangigen Spion sitzen hatte. Seit 2011 soll der einst einflussreiche Fußballfunktionär Chuck Blazer für die US-Bundespolizei spioniert haben.

Der 69-Jährige US-Amerikaner Blazer, bei dem Darmkrebs diagnostiziert wurde, hatte in den USA Probleme mit der Steuerbehörde IRS. Er soll sich auf die Zusammenarbeit mit dem FBI eingelassen haben, damit eine Klage wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 29 Millionen Dollar abgewiesen wird. Ende 2011 hatte man ihm den Deal in einem Restaurant in Manhattan vorgeschlagen. Zur Wahl stand: Handschellen oder Zusammenarbeit.

Verwanzter Schlüssel

Wurde FIFA-Boss Blatter vom FBI beschattet?
epa03689818 (FILE) A file picture dated 08 December 2009 shows FIFA Executive Committee member Chuck Blazer during a press conference at the Emirates Palace Hotel in Abu Dhabi, United Arab Emirates. FIFA on 06 May 2013 provisionally banned executive committee member Chuck Blazer from football activities for 90 days. It follows an investigation by FIFA's ethics committee which is investigating corruption allegations at football's governing body. The decision to suspend the American was taken by Hans-Joachim Eckert, chairman of the adjudicatory chamber of the ethics committee, a FIFA statement said. It follows a request by the acting deputy chairman of the investigatory chamber of the ethics committee, Robert Torres, "based on the fact that various breaches of the FIFA Code of Ethics appear to have been committed by Chuck Blazer and that a decision on the main issue could not be taken early enough," the statement said. EPA/ALI HAIDER *** Local Caption *** 50003485
Im Rahmen der Olympischen Spiele 2012 organisierte Blazer im Fünf-Sterne-Hotel "May Fair" in London eine Reihe von Meetings mit hochrangigen Fußballfunktionären. LautNew York Daily Newssoll er dabei in einem Schlüsselanhänger eine Wanze versteckt haben. Er brauchte dafür die Erlaubnis von Scotland Yard – und bekam diese auch. DieNew York Daily Newsweiß von Mails, in denen Blazer Funktionäre eingeladen hat – russische, australische, ungarische und US-amerikanische. Darunter auch Anton Beranow, ein Sekretär von Witali Mutko, dem russischen Sportminister. Und wichtige Figur in der Sportoffensive von Russlands Präsident Wladimir Putin. Nicht alle kamen zum Treffen.New York Daily Newssah eine Liste mit 44 Namen von Top-Funktionären, darunter auch FIFA-Boss Sepp Blatter.

Offen ist noch, was das FBI so brennend an den Vorgängen in der FIFA interessiert. Ein Grund könnte sein, dass die USA sich für die WM 2022 beworben hat. Um die Vergabe an Katar gibt es Manipulationsverdacht. Zudem war Michael Garcia – er ermittelt für die FIFA die Umstände der WM-Vergaben an Russland und Katar – Staatsanwalt in den USA. Ihm werden gute Kontakte zum FBI nachgesagt. Bei der FIFA weiß man vom Spion nichts. Die österreichische Mediensprecherin Delia Fischer sagt: "Wir hatte niemals eine Anfrage einer amerikanischen Strafverfolgungsbehörde."

Suspekte Person

Blazer war ab 1990 Generalsekretär des Kontinentalverbandes CONCACAF (Nord- und Mittelamerika) und Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. Er musste 2011 wegen eines Bestechungsskandals als Generalsekretär zurücktreten. 2013 verzichtete er auf eine Wiederwahl ins Exekutivkomitee. Blazer hatte mit dem, in viele Skandale verwickelten Funktionär Jack Warner (Trinidad und Tobago) über zwei Jahrzehnte den CONCACAF geführt. Zu dieser Zeit erhielt er den Beinamen Mister 10 Prozent (der Anteil, den er sich privat abgeschöpft haben soll).

ÖFB-Präsident Leo Windtner hat mit Blazer bei FIFA-Anlässen nur Begrüßungsformeln ausgetauscht: "Ich kenne ihn nicht persönlich, weiß nur, dass er zu den schillerndsten Figuren auf dem FIFA-Parkett gehörte."

Blazer ließ sich seinen Lebensstil mit Geldern des CONCACAF finanzieren, darunter zwei Appartements im Trump Tower – eines davon angeblich für seine Katzen. Oder ein Humer-Luxusauto, inklusive mehr als 20.000 Dollar Kosten für die Garage in der Nähe des CONCACAF-Büros in New York.

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