Soriano kommt in Salzburg auf Touren

Soriano kommt in Salzburg auf Touren
Der Spieler kennt den Grund: "Jetzt fühle ich mich so richtig wohl".

Gewöhnlich ist Spaniern Wr. Neustadt kein Begriff. Jonathan Soriano allerdings hat gute Erinnerungen an die Stadt. Er hat nämlich beim letzten Spiel der Salzburger in Wr. Neustadt im Mai 2012 zwei Treffer erzielt. Auch heute soll der positive Lauf der Salzburger dank Volltreffern des spanischen Stürmers prolongiert werden. Der KURIER besuchte den 27-Jährigen davor in Salzburg.

KURIER: Warum läuft es bei Ihnen sportlich derzeit so gut?
Jonathan Soriano: Ich habe einige Monate gebraucht, um mich einzuleben. Jetzt fühle ich mich so richtig wohl. Wir gewinnen, ich schieße Tore.

Sie sind ein Torjäger. Wie wichtig ist es Ihnen, am Ende der Saison Schützenkönig zu sein?
Ich ticke nicht wie viele andere Stürmer. Ich bin lieber nicht Schützenkönig, dafür aber mit der Mannschaft Meister als umgekehrt. Was bringt es mir, die meisten Tore zu erzielen, wenn kein Titel herauskommt für das Team?

Sie treffen oft, Sie haben zuletzt aber auch viele Chancen vergeben. Denken Sie lange über vergebene Möglichkeiten nach?
Nein. Natürlich denkst du im Spiel unmittelbar nach einer Chance kurz nach, wie du es beim nächsten Mal besser machen kannst. Aber grundsätzlich ist für mich die Sache nach dem Spiel erledigt. Weil es auch nichts bringt, sich zu lange den Kopf zu zerbrechen.

Wird Salzburg Meister?
Wir sind sicher die Favoriten auf den Titel, weil wir sehr gute Spieler und ein starkes Team haben.

Nach einer Anlaufzeit haben Sie sich in Salzburg eingelebt. Was war anfänglich schwer?
Die Sprache ist nicht leicht zu verstehen und zu sprechen. Aber ich mache einen Deutsch-Kurs, es wird schön langsam.

Wie verständigen Sie sich dann mit Ihren Kollegen auf dem Platz?
Da gibt es drei, vier Kommandos, die man versteht. Das ist kein Problem, weil die Sprache des Fußballs ohnehin eine logische ist. Auf der Straße habe ich mit dem Deutsch größere Probleme.

Und mit dem Wetter nicht?
Der Schnee gefällt mir, der ist schön. Den haben wir in Barcelona kaum bis gar nicht. Aber die Kälte war für mich ein Wahnsinn. Als ich nach Salzburg gekommen bin im Jänner, hat es minus 15 Grad gehabt. Das war der absolute Schock für mich. Noch nie habe ich bei so einer Kälte trainiert oder gespielt. In Barcelona hat es immer Plusgrade.

Barcelona ist eine Weltstadt. Wie war die Umstellung für Sie aufs kleinere Salzburg?
Das war nicht so schlimm. Gut, in Barcelona ist alles größer. Dazu haben wir auch einen schönen Strand, wobei mir der nicht so wichtig ist.

In Salzburg ist Kultur sehr wichtig. Interessieren Sie sich dafür?
Ganz ehrlich, eher weniger. Aber meiner Familie gefällt die Kultur der Stadt, daher haben wir uns alles schon angesehen.

Warum haben Sie ausgerechnet bei Espanyol Barcelona Ihre Karriere begonnen?
Ich habe als Bursch dort vorgespielt, und sie haben mich genommen. Später wurde ich verliehen, danach bin ich zum FC Barcelona gewechselt.

Und dort durften Sie auch mit den Superstars des Klubs trainieren. Wer ist nun der Beste der besten Fußballer?
Messi ist ein Spektakel, eine Show. Er schießt drei, vier, fünf Tore in einem Spiel. Er hat einen spektakulären Stil.

Aber?
Aber mein Favorit ist Iniesta. Er spielt fein. Technisch perfekt, mit einem sensationellen Auge, so unauffällig. In Spanien wird er verehrt, nicht nur wegen seines Tores im WM-Finale 2010.

Haben Sie noch Kontakt zu den Ex-Kollegen?
Nein, nur noch zu Spielern der B-Mannschaft von Barcelona.

In den letzten Jahren sind viele spanische Fußballer nach Österreich gekommen. Warum?
Überhaupt gibt es mittlerweile viele Spanier, die in verschiedenen europäischen Ligen spielen. Es ist wegen der Krise. Die meisten Vereine haben kein Geld mehr. Malaga zahlt angeblich keine Gehälter seit Saisonbeginn, bei La Coruña sieht es nicht besser aus.

Wohin soll Ihre Karriere Sie noch führen?
Ich habe hier in Salzburg noch einen Vertrag, daher denke ich nicht darüber nach. Ich will vorerst einmal mit Salzburg Titel holen und in die Champions League.

 

Torgarant Privat Jonathan Soriano wurde am 24. September 1985 in El Pont de Vilomara bei Barcelona geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder, ein drittes kommt im April.

Karriere Mit 15 Jahren erhielt er bei Espanyol seinen ersten Profivertrag, wurde später zu Almeria, Ejido und Albacete verliehen. 2009 wechselte er zum FC Barcelona B. 2011 gelang der Aufstieg in die zweite Liga, Soriano wurde mit 32 Toren Schützenkönig. Seit Jänner 2012 spielt er in Salzburg.

 

Am 13. Mai 2012 fixierten die Salzburger mit einem 5:1-Kantersieg in Wiener Neustadt unter Trainer Ricardo Moniz den vierten Meistertitel seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005. Heute kehrt der Titelverteidiger erstmals in die größte Stadt im niederösterreichischen Industrieviertel zurück (16 Uhr, live ORFeins, Sky Austria) – mit einem neuen Trainer (Roger Schmidt) und einer neuen Mannschaft. An der Favoritenrolle hat sich freilich nichts geändert.
„Wir haben uns den Maßstab mit dem letzten Spiel sehr hoch gelegt. Dieser Maßstab muss unser weiterer Ansporn sein“, sagt Schmidt, dessen Team zuletzt die Admira in der Red-Bull-Arena mit 5:0 abgefertigt hat.

Wiener-Neustadt-Trainer Heimo Pfeifenberger glaubt zu wissen, wie seine Spieler diese Salzburger Mannschaft stoppen könnten: „Beißen, kratzen, alles versuchen. Wenn der Gegner keinen guten Tag hat, ist trotz der Ausgangslage etwas möglich.“

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