Sie werden die österreichischen Fans als TV-Experte auf Sky Sport Austria durch die Champions-League-Saison begleiten. Was ist Ihnen wichtig, was möchten Sie den Zuschauern mitteilen?
Das, was ich weiß und das, was ich sehe. Ich möchte mutig sein und leidenschaftlich. Natürlich werden wir viel über die Stars berichten, wie Messi und Ronaldo zum Beispiel. Aber ich will auch andere Mannschaften vorstellen. Mit Salzburg, Inter Mailand und den Bayern sind ja auch drei meiner Ex-Klubs dabei, die ich ganz gut kenne. Ich werde so nah wie möglich dabei sein und die Dinge so sagen, wie ich sie sehe. Da kann es natürlich auch sein, dass ein Zuschauer anderer Ansicht ist, das ist okay.
Sie haben selbst 30 Mal in der Champions League gespielt. Nach der schlimmsten Erinnerung traue ich mich fast nicht zu fragen, die kann man erahnen. Aber was ist die schönste Erinnerung?
Wir können auch über die schlimmste Erinnerung reden. Das ist natürlich das Finale von 1999, als wir gegen Manchester United verloren haben. Schöne Erinnerungen gibt es viele. Aber emotional hat mich ein Spiel doch mehr berührt, als die anderen. Auch wenn es kein Finale war. 2000 habe ich in der Champions League mein allerletztes Spiel für die Bayern gemacht. Wir haben gegen Real Madrid mit 4:1 gewonnen. Zu Hause im Olympia Stadion gegen die Galaktischen, wie man Real damals genannt hat. Das war schon etwas ganz Besonderes.
Zurück in die Gegenwart: Welche Klubs sind Ihre Favoriten auf den Titel?
Die vier englischen Vertreter Manchester United, Manchester City, Chelsea und Liverpool, dazu natürlich Paris und auch die Bayern. Juventus, Barcelona und Real Madrid sehe ich nicht ganz vorne dabei. Nicht falsch verstehen, das sind noch immer großartige Mannschaften mit tollen Spielern – Alaba ist ja jetzt auch bei Real. Aber ich sehe sie derzeit nicht so stark wie die Top-Sechs.
Haben sich die Kräfteverhältnisse noch mehr Richtung England und Paris verschoben?
Es ist momentan so wie es ist. Die englischen Klubs stehen wirtschaftlich am stabilsten da. Und natürlich Paris. Die Bayern haben finanziell nicht diese Möglichkeiten, sind aber dennoch absolut konkurrenzfähig. Wir alle kennen die Situation bei Real und Barcelona. Die haben in den letzten Jahren nicht so gut gewirtschaftet und stehen jetzt nicht so gut da. Die Dinge verschieben sich immer wieder. In den 90er-Jahren war Italien das Paradies, jetzt ist es eben England.
Was trauen Sie Ihrem Ex-Klub Salzburg zu?
In dieser Gruppe ist alles möglich. Mit Lille haben sie den französischen Meister, dazu eine international sehr erfahrene Mannschaft mit Sevilla und einen deutschen Top-Klub mit Wolfsburg. Aber Salzburg muss sich da sicher nicht verstecken. Für mich ist das die offensivste Gruppe, wobei ich Sevilla vielleicht ein wenig favorisiere, da sie international eben doch die meiste Erfahrung haben.
Wie stufen Sie die Entwicklung von Salzburg in den letzten Jahren ein?
Sie haben ein tolles Standing, das sie sich mit sportlichen Leistungen erarbeitet haben. Die Salzburger haben gezeigt, dass sie absolut mithalten können. Leider werden sie in der österreichischen Liga nicht gefordert, dadurch fehlen international die letzten paar Prozent. So wie in der letzten Saison, als Salzburg gegen die Bayern in den letzten 20 Minuten vier Tore kassiert hat. Um mit den ganz Großen mithalten zu können, fehlt es in der österreichischen Liga an Qualität.
Sehen Sie einen anderen österreichischen Klub, der in naher Zukunft eine Rolle in der Champions League spielen könnte?
Nein. Nicht in der Champions League, vielleicht in der Europa League. Dazu sind sie wirtschaftlich nicht gut genug aufgestellt. Österreich ist ein kleines Land, das ich sehr schätze und liebe. Aber Tradition alleine reicht halt nicht.
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