"Schon Alarmstufe 1 für Oranje" nach Fehlstart in der WM-Quali

Für Memphis Depay und seine Kollegen lief der WM-Quali-Auftakt gar nicht nach Wunsch.
Der EM-Gegner Österreichs patzte in der Türkei, Coach de Boer ermahnt seine Spieler. Die Ukraine überraschte dagegen positiv.

Nach dem Fehlstart des dreifachen Vizeweltmeisters Niederlande in die WM-Qualifikation hat Bondscoach Frank de Boer eine schnelle Leistungssteigerung gefordert. Das Oranje-Team, das bei der EM am 17. Juni in Amsterdam Österreich empfängt, verlor am Mittwochabend 2:4 (0:2) in der Türkei. Ein anderer ÖFB-EM-Gegner überraschte dagegen positiv: Die Ukraine rang in der Pariser Vorstadt St. Denis Weltmeister Frankreich ein 1:1 ab.

Die Niederlage der Niederländer nannte de Boer "sehr enttäuschend". Andererseits gebe es noch genügend Spiele. "Wir finden das schrecklich, aber wir müssen doch hier nicht mit Tränen stehen", meinte der 50-Jährige. "Natürlich ist das ein Schlag. Wir wissen schon, dass wir den Schalter schnell umlegen müssen." Die Boulevardzeitung De Telegraaf mahnte indes: "Schon Alarmstufe 1 für Oranje".

Nächster Niederlande-Gegner in der Gruppe G ist am Samstag in Amsterdam Lettland, das mit einer 1:2-Heimniederlage gegen Montenegro startete. Am kommenden Dienstag folgt dann die Partie beim Außenseiter Gibraltar, der daheim 0:3 gegen Norwegen verlor. Alles andere als sechs Punkte nach diesen beiden Partien wären eine herbe Enttäuschung für die so stolze Fußball-Nation.

Matchwinner Burak Yilmaz

Die Niederländer beklagten in Istanbul zwar vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters, aber auch eigene Schwächen beim defensiven Umschalten. "Wir müssen eine Reaktion zeigen. Wir haben in dieser internationalen Phase noch zwei Spiele, und die müssen wir mit Siegen abschließen", forderte Zentrumsspieler Georginio Wijnaldum vom englischen Meister Liverpool. Es sei noch nichts verloren, stellte Abwehrspieler Matthijs de Ligt von Juventus Turin fest, verlangte aber ebenfalls sofortige Besserung: "Das gute Gefühl muss schnell zurückkommen."

Nach dem Doppelschlag von Davy Klaassen (75.) und Luuk de Jong (76.) zum 2:3 durften die Niederländer zwischenzeitlich noch kurz auf einen Punktgewinn hoffen. Doch Burak Yilmaz vom OSC Lille (15., 34./Foulelfer, 81.) stellte mit seinem dritten Tor den Sieg der Türkei sicher, für die außerdem noch Hakan Calhanoglu zum zwischenzeitlichen 3:0 getroffen hatte (46.).

Teils chancenlose Franzosen

Auch Frankreichs Trainer Didier Deschamps hofft auf Besserung im zweiten Spiel. "Mit ein bisschen mehr Frische und Dynamik können wir es besser machen", wusste der Coach nach dem enttäuschenden Remis gegen die Ukraine. Er habe gesehen, "dass wir nicht in Bestform waren". Am Sonntag (15.00 Uhr/DAZN) gastieren "Les Bleus" dann beim Außenseiter in Kasachstan, der in der nur fünf Teams umfassenden Gruppe D noch spielfrei war, ehe es dann am Mittwoch in Sarajevo gegen Bosnien und Herzegowina geht. Die Südosteuropäer erreichten zum Auftakt ein 2:2 in Finnland.

"Ich denke, wir hatten in der zweiten Halbzeit keine Chance", gestand Deschamps, dass sich seine Elf gegen den extrem defensiven Gegner schwertat. "Wir haben den Tormann nicht überfordert." Zudem half Frankreich nach der Führung durch Antoine Griezmann (19.) im leeren Stade de France dem Gastteam durch ein Eigentor von Presnel Kimpembe (57.).

"Das war ihre einzige Halbchance im gesamten Match", sagte der Weltmeistertrainer zum eigentlich harmlosen, aber unhaltbar abgefälschten Schuss von Serhij Sydortschuk. Er habe 20 Spiele der Ukraine analysiert, aber diese "noch nie so spielen gesehen". Zu diesem überraschenden Matchplan müsse man Trainer Andrij Schewtschenko gratulieren.

Mbappe blieb blass

"Es war sehr schwer, ein neues System mit nur einem Training zu implementieren, wir haben viel mit Videoanalysten gearbeitet", verriet der Ukraine-Coach, der die taktische Disziplin seiner Spieler pries. Er habe ganz bewusst auf konsequente Raumdeckung gesetzt, "weil bei diesen talentierten Spielern hätten wir in Eins-gegen-Eins-Situationen Probleme bekommen. Da braucht man kompakte Reihen."

Deschamps beklagte neben der kurzen Vorbereitung auf das Spiel, vor allem die hohe Belastung seiner Kicker. "Das ist keine Ausrede, das ist eine Tatsache", betonte der 52-Jährige und verwies auf "eine sehr kurze Erholungszeit, weil viele Spieler am Sonntag gespielt haben". Es gebe "eine allgemeine körperliche Ermüdung wegen der Abfolge von Spielen alle drei Tage".

Enttäuschend war auch der Auftritt seines Starstürmers Kylian Mbappe von Paris Saint-Germain. Der Coach sagte dazu: "Kylian weiß selbst, dass er nicht sein bestes Spiel gemacht hat." Der Angreifer "war nicht in der besten Verfassung" und wurde deshalb auch in der 77. Minute ausgewechselt. Für das Spiel am Sonntag in Nursultan kündigte Deschamps deshalb auch schon mit Blick auf die schwierige Mittwoch-Partie "sicher viel Rotation" an. Denn seinem Team stehe eine "elfstündige Anreise" nach Kasachstan bevor, während die Bosnier am Wochenende spielfrei sind.

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