Schiedsrichter-Leiden in der Bundesliga

Schiedsrichter-Leiden in der Bundesliga
Fehlpfiffe: Auch am Samstag wurden in der Bundesliga zwei klare Elfmeter übersehen. Ist das Zufall oder doch mehr?

Ein Unglück kommt selten alleine. Die österreichischen Bundesliga-Schiedsrichter werden mit ihren Entscheidungen derzeit nicht vom Glück verfolgt. Am Samstag wurde bei den Partien Sturm gegen Wiener Neustadt und Mattersburg gegen Wacker Innsbruck mit je einem nicht gegebenen Elfmeter eine schwarze Serie fortgesetzt.

Besonders in Graz war die Aufregung groß. Kurz vor Schluss war beim Spielstand von 0:1 Sturm-Kapitän Säumel vom Wr.-Neustädter Pollhammer im Strafraum klar gefoult worden, Schiedsrichter Prammer sah es trotz freier Sicht anders und ließ weiterspielen.

"Das war ein klarer Elfmeter, da hatten wir Glück", meinte Wr.-Neustadt-Trainer Stöger. Sturm-Coach Foda reagierte wie schon so oft erbost: "Wir haben wieder einen glasklaren Elfmeter nicht bekommen." Darüber ärgerte sich wiederum Bundesliga-Schiedsrichter-Boss Hantschk: "Prammer hat eine Fehlentscheidung getroffen. Darüber spricht jeder. Über den Hundskick, in dem die Spieler 100 Fehler gemacht haben, spricht hingegen niemand."

Fehlerkette

Schon in sechs Szenen hätten die Bundesliga-Schiedsrichter im März auf Elfmeter entscheiden müssen (siehe "Hintergrund"). Ist das nur eine Verkettung von unglücklichen Umständen? Oder steckt mehr dahinter?

Schiedsrichter-Fehler gehören zu einem Fußball-Spiel wie Fehlpässe, vergebene Torchancen oder Tormann-Fehler. Dies zu akzeptieren fällt allen schwer – Spielern, Trainern, Fans und auch den Schiedsrichtern. Denn wer macht schon gerne Fehler und das noch dazu beobachtet von einer Unzahl an TV-Kameras? "Bei vielen dieser Entscheidungen sieht man erst in der zweiten Einstellung, dass sie falsch war. Da kann man einem Schiedsrichter keinen Vorwurf machen, denn er sieht die Szene nur einmal", sagt Hantschk.

Auffällig ist, dass die sechs falschen Entscheidungen von sechs unterschiedlichen Schiedsrichtern gefällt wurden. Darunter waren mit den FIFA-Schiedsrichtern Drachta, Hameter, Eisner und Harkam vier der besten Österreichs.

 

Mutlosigkeit

Auffällig ist aber auch, dass die Assistenten bei keiner einzigen Aktion die Schiedsrichter unterstützten, obwohl sie bei drei Elfmeterszenen eine freie Sicht auf die Aktion hatten. "Wir weisen sie immer wieder auf die Möglichkeit des Eingreifens hin. Manches Mal fehlt ihnen noch der Mut, das auch zu tun", nimmt auch Hantschk die Assistenten in die Pflicht.

In Österreich gibt es keine fixen Schiedsrichter-Trios, damit sich diese laut dem Bundesliga-Schiedsrichter-Boss "nicht blind aufeinander verlassen". Die Trios wechseln, kommen aber (fast) immer aus einem Bundesland. "Sie arbeiten mehrmals in einer Saison zusammen, dann sind sie eingespielt", sagt Hantschk.

Im Jänner waren die 25 Bundesliga-Schiedsrichter – wie jedes Jahr – zur gemeinsamen Vorbereitung auf die Frühjahrssaison eine Woche in der Türkei. Die 41 Assistenten mussten zu Hause bleiben. "Es ist ein Wunsch von uns, dass diese auch mitkommen dürfen, damit sich die Teams gemeinsam vorbereiten können. Aber das ist nicht realisierbar, weil uns die Bundesliga dafür das Budget nicht zur Verfügung stellt", erzählt Hantschk. Eine Woche Trainingslager mit den 41 Assistenten würde die Bundesliga rund 30.000 Euro kosten. Ob da nicht wieder einmal an der falschen Stelle gespart wird?

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