Salzburgs neuer Trainer: Eine typisch amerikanische Karriere

Marco Roses Nachfolger Jesse Marsch arbeitete sich von ziemlich weit unten bis fast ganz nach oben.

Nach drei Niederländern (Stevens, Adriaanse, Moniz), drei Deutschen (Schmidt, Zeidler, Rose), zwei Österreichern (Jara, Hütter), einem Italiener (Trapattoni) und einem Spanier (Óscar Garcia) darf sich erstmals seit dem Einstieg von Red Bull im Jahr 2005 ein US-Amerikaner im Salzburger Traineramt versuchen.

Jesse Marsch, 45 Jahre, geboren in Racine am Michigansee (US-Bundesstaat Wisconcin), ehemaliger US-Teamspieler, mehr als drei Jahre erfolgreicher Cheftrainer bei den New York Red Bulls und aktuell Co-Trainer von RB-Leipzig-Cheftrainer Ralf Rangnick.

Gerade seine Nähe zum bei den Salzburger Fans extrem unbeliebten ehemaligen Sportchef sorgte für Irritationen. Erst am Sonntag gab es während des Bundesliga-Spiels gegen Sturm (3:1) eine öffentliche Unmutskundgebung gegen die Verpflichtung des US-Amerikaners. „Nein zu Marsch“ war auf einem im Fanblock hoch gehaltenen Banner zu lesen.

Videobeweis

Das hielt Salzburgs Verantwortliche nicht davon ab, schon Montag die Verpflichtung des einzigen ernsthaften Kandidaten für die Nachfolge des im Sommer nach Gladbach abwandernden Marco Rose öffentlich zu machen. Dass die Entscheidung nicht kurzfristig gefallen war, beweist die Tatsache, dass dies mittels eines vorbereiteten Videos auf der Red-Bull-Facebook-Seite geschah.

Mit Fanprotesten hat Marsch durchaus Erfahrung. Auch sein Empfang in New York war alles andere als freundlich. Denn er folgte auf die allseits beliebte Klublegende Mike Petke. Dieser hatte den Verein zu seinem ersten Titel (Supporters' Shield 2013) geführt und war bis dahin der erfolgreichste Trainer der Red Bulls.

 

Rekordtrainer

Mit einem billigeren Team war Marsch noch erfolgreicher als sein Vorgänger, feierte die meisten Siege in der Franchise-Geschichte. Der Zuschauerschnitt stieg von 18.517 (2014) auf immerhin 21.175 (2017).

 

Sein Führungsstill wird als kollegial beschrieben. Typisch amerikanisch ist seine positive Einstellung. „Ich bin nach vorne gerichtet. Nach dem Motto: Das war nicht gut, lass es uns besser machen“, sagte er in einem Interview mit der mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

 

Geboren wurde Marsch in eine „klassische Arbeiterfamilie, die sich alles erarbeitet hat“. Die Großeltern kamen aus Deutschland und Polen. Auch er arbeitete sich nach oben, ging aufs College in Princeton, schaffte es als nicht gerade hoch talentierter Mittelfeldspieler bis ins US-Team. Selbst sieht er sich in seinem Job als ewig Lernender. „Trainer sind Lehrer. Und wer nicht bereit ist, selbst zu lernen, ist kein guter Lehrer.“

Bei Salzburg hatte man schon immer eine hohe Meinung von ihm. Das unterstreicht auch das Faktum, dass er als erster Red-Bull-Trainer überhaupt gleich einen Drei-Jahres-Vertrag erhielt. Bei mehreren Stippvisiten hinterließ er einen bleibenden positiven Eindruck. Dass Marsch nicht schon früher als erster US-Amerikaner Bundesliga-Trainer geworden ist, lag an der Sprachbarriere. Zunächst wollte er Deutsch lernen, dafür hat er seine Zeit in Leipzig genutzt.

Kommentare