Salzburg in Mattersburg: Geht das Abwehrchaos weiter?

Während die Offensive so gut funktioniert wie vielleicht noch nie, kann man das von der Defensive nicht behaupten.

Offensiv hui, defensiv pfui - Salzburg zeigt momentan zwei Gesichter - und das seit Wochen. Die Mannschaft schießt extrem viele Tore, aber sie bekommt auch zu viele - zumindest für ein absolutes Spitzenteam. Das stellt Österreichs Serienmeister ohne Zweifel, sowohl kollektiv als auch individuell.

Im ÖFB-Cup gab es gegen den ASK Ebreichsdorf unter der Woche zwar wieder einmal einen Sieg ohne Gegetor (5:0) - aber das lag weniger an der sattelfesten Hintermannschaft der Salzburger, sondern viel mehr an der nicht gerade treffsicheren Mannschaft des Regionalligisten. Die Ebreichsdorfer fanden Chancen vor, die eine Mannschaft der Klasse von Napoli ganz sicher genützt hätte. Die Italiener sind am Dienstag der nächste Gegner der Salzburger in der Champions League.

Bevor es am Montag in die süditalienische Metropole geht, steht am Samstag (17 Uhr) noch ein weiteres Pflichtspiel im Osten Österreichs an. Die Salzburger mussten sogar noch weiter als in die Südstadt reisen, wohin Ebreichsdorf wegen der TV-Live-Übertragung ausweichen musste: nämlich bis nach Mattersburg - gemeinsam mit der Fahrt nach Altach die längste Auswärtsreise für den Serienmeister in der Bundesliga (350 Kilometer).

22 Punkte trennen die Salzburger und den Tabellenneunten. Die Rollen sind also vor dem Duell in der 13. Runde der Fußball-Bundesliga klar verteilt. Den Mattersburgern droht die vierte Niederlage en suite, der Zug in die Meistergruppe scheint abgefahren. Salzburg-Coach Jesse Marsch warnte dennoch: "Es ist schwierig, viele Chancen herauszuspielen."

Der US-Amerikaner wird so kurz vor dem wichtigen Champions-League-Spiel sicher wieder rotieren. "Dass wir alle drei Tage ein Spiel haben, ist ein großes Thema für mich. Rotation ist wichtig, jeder muss bereit für Topleistungen sein", meinte der 45-Jährige.

Aber nicht nur personell ist vieles offen. Eine Frage stellt sich bei Salzburg zuletzt immer wieder: Lässt Marsch eine Dreier- oder eine Viererkette auflaufen? Gegen Ebreichsdorf begannen vier Verteidiger auf einer Linie. Albert Vallci wurde als Linksverteidiger getestet, Enock Mwepu als Rechtsverteidiger. Beide hatten ihre Probleme, kamen nicht ins Spiel.

Zur Pause waren die beiden Experimente auch schon wieder beendet. Marsch stellte auf eine Dreierkette um. Wesentlich sicherer war dann die Abwehr allerdings auch nicht. Ebreichsdorf fand in der zweiten Hälfte sogar die größte Chance des Spiels vor, bei der Keeper Carlos Coronel allerdings blendend reagierte.

Der Brasilianer wird wohl auch in Mattersburg den verletzten Cican Stankovic ersetzen. Sonst ist in der Defensive wenig klar, weil Marsch auch personell immer wieder andere Formationen aufbietet, wirklich eingespielt ist jedenfalls noch keine. Auf eine Konstante wird er auch am Samstag verzichten: Linksverteidiger Andreas Ulmer wird nach einem Infekt geschont.

Der Ausfall des Salzburger Dauerbrenners könnte für eine Dreierkette sprechen. Denn die Position des Linksverteidigers ist sowas wie die Achillesferse im Salzburger Kader. Ist Ulmer nicht einsatzbereit, fehlt momentan ein adäquater Ersatz, auch weil der Ex-Mattersburger Patrick Farkas wegen gesundheitlicher Probleme auf unbestimmte Zeit ausfällt. Vallci ist als klarer Rechtsfuß auf der linken Position benachteiligt. Gideon Mensah wurde an den belgischen Klub Zulte Waregem verliehen.

FUSSBALL UEFA EUROPA- LEAGUE-ACHTELFINALE-RÜCKSPIEL: RED BULL SALZBURG - SSC NAPOLI

Dauerbrenner Andreas Ulmer fehlt in Mattersburg.

Dass seine Abwehr zuletzt nicht immer ganz glücklich agiert hat, weiß Marsch natürlich. Er hat allerdings auch seinen Optimismus nicht verloren, dass die Defensive doch noch jenes Bollwerk werden wird, das Salzburg brauchen wird, um auch international erfolgreich zu sein. "Wir haben in letzten zwei Wochen viel darüber gesprochen. Etwa was das Verhalten der Kette betrifft. Es ist sehr wichtig, gut zu verteidigen, weil wir so viele Spieler mit Power vorne haben. Wenn wir hinten ohne Tor bleiben, haben wir gegen jeden Gegner eine Chance", meinte Marsch vor dem Pflichtsieg in Mattersburg.

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