Sadio Mané: Ein Straßenkicker im Fußball-Olymp

Liverpool-Star: Sadio Mané
Der Liverpool-Star gastiert in der Champions League bei Bayern, seine Karriere begann in Salzburg.

Er ist einer der großen Hoffnungsträger des FC Liverpool für das heutige Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale beim FC Bayern: Sadio Mané.

Mit einem 0:0 im Gepäck reisten die Engländer nach München – ein Auswärtstor ist also ein Muss, wenn man doch noch ins Viertelfinale aufsteigen will, ohne sich den Unwägbarkeiten eines Elferschießens auszusetzen.

Der 26-Jährige aus dem Senegal ist einer jener, die für Tore sorgen sollen. 17 hat Mané diese Saison erzielt. Im Dress von Liverpool wurde der nur 1,74 Meter große Stürmer zu einem der großen Stars der Premier League. International erstmals auf sich aufmerksam gemacht hat er aber bei einem österreichischen Klub. Von 2012 bis 2014 kickte er bei Salzburg.

Deutsche Vorbilder

Der Senegalese ist nicht der erste Legionär, dessen Karriere in der Bundesliga Fahrt aufnahm: Oliver Bierhoff machte sich bei Salzburg interessant für die Serie A, wurde dort zum Star und schoss Deutschland 1996 zum EM-Titel. Carsten Jancker spielte sich bei Rapid ins Blickfeld der Bayern, mit denen er 2001 die Champions League gewann.

Mané ist auf dem besten Weg, die beiden Deutschen zu übertreffen. Der erfolgreichste Klub der Fußballwelt, Real Madrid, soll ihn ganz oben auf der Wunschliste haben. Billig ist er wohl nicht, läuft doch sein Vertrag bei Liverpool noch bis 2023.

Wer weiß, ob er je nach Österreich gekommen wäre, hätten sich die Salzburger vor sechseinhalb Jahren in der Champions-League-Qualifikation nicht fürchterlich gegen die Halbprofis von Düdelingen blamiert.

Erst danach öffnete Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz sein Portemonnaie, durfte Sportchef Ralf Rangnick nach Lust und Laune einkaufen gehen. Acht Spieler wurden in den letzten Tagen der Sommertransferzeit 2012 geholt, darunter Mané.

Der 20-Jährige war mit vier Millionen Euro Ablöse damals der teuerste Neue. Das war viel Geld für einen Spieler, der mit Metz aus der 2. in die 3. französische Liga abgestiegen war. Das Risiko sollte sich bezahlt machen. Mané wurde zum Prototyp der neuen Klubphilosophie. Durch seinen kometenhaften Aufstieg wurde Salzburg für viele Spieler interessant.

Mané selbst brauchte in Salzburg Zeit. Zunächst stand er im Schatten von Kevin Kampl, der ebenfalls am 31. August 2012 kam. Aber schon bald war zu sehen, welches Potenzial in ihm steckt.

Aufgewachsen ist Mané in Sedhiou, 800 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Dakar. Als Straßenkicker war er in der Kleinstadt im Süden Senegals berühmt. Der Fußball war für ihn die einzige Chance, aus den ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen.

Mané musste aber erst viel lernen. Trainingsfleiß war nicht seine Stärke. Auch mit der Pünktlichkeit hatte er seine Probleme. Sein Glück war aber, dass er in Salzburg mit Roger Schmidt auf einen Trainer traf, der schon einmal ein Auge zudrückte.

Bei dessen Nachfolger Adi Hütter war das anders. Für den Vorarlberger hat Disziplin Priorität. Damit hatte Mané Probleme. Und nicht nur das: Nachdem ein versprochener Transfer in eine Topliga zu scheitern drohte, kam es zum Eklat. Der Stürmer kam vor dem Champions-League-Play-off 2014 in Malmö nicht zum Training und wurde suspendiert.

Gutes Geschäft

Dass ihn Rangnick trotzdem um schlussendlich 25 Millionen Euro nach Southampton verkaufen konnte, zeigte, wie viel Ronald Koeman von Mané hielt. Der damalige Coach des Premier-League-Klubs hatte ihn zuvor in der Europa League mit Salzburg bei Ajax glänzen gesehen.

Mané hat aber erst in Liverpool wirklich kapiert, was es heißt, Profifußballer zu sein. Seine Entwicklung zum Musterprofi wirkte sich auch auf dem Spielfeld aus. Seine Leistungen sind noch konstanter geworden, in der Startruppe ist er Fixstarter.

Der Senegalese ist das Vorbild vieler Salzburg-Spieler, besonders jener aus Afrika. Die haben am Donnerstag wieder die Chance, sich zu präsentieren. Im Europa-League-Achtelfinale gegen Napoli werden Scouts von Klubs aller Topligen auf der Tribüne sitzen – auf der Suche nach einem neuen Mané.

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