Roland Schmid sagt dem ÖFB ab: "Will nicht Teil einer Muppet-Show sein"

Roland Schmid sagt dem ÖFB ab: "Will nicht Teil einer Muppet-Show sein"
Der Unternehmer zieht seine Kandidatur zum ÖFB-Präsidenten zurück, übt scharfe Kritik am Verband und fürchtet, dass Rangnick bald das Handtuch werfen könnte.

Er ist Vize-Präsident der Vienna, möchte mit den Döblingern im kommenden Sommer in die Bundesliga aufsteigen. Er hatte sich schon vor Jahren beworben für das Amt des Rapid-Präsidenten und für das Amt des ÖFB-Präsidenten, zog damals jedoch gegen Martin Bruckner und Gerhard Milletich den Kürzeren.

Auch diesmal war der Unternehmer Roland Schmid (48), der seine Firma IMMOUnited in der vergangenen Woche verkauft hat, ein Kandidat für den ÖFB-Präsidentensessel, präsentierte sich am Dienstag bei einem Hearing.

Am Freitag tagte der ÖFB und kam zu keinem Ergebnis. Die nächste Sitzung ist jedenfalls für 9. April anberaumt, bis dahin sollen die Namen aller Kandidaten auf dem Tisch sein. Einer wird jedenfalls fehlen: Roland Schmid hat am Sonntagvormittag seine Kandidatur zurückgezogen.

Was halten Sie von der Vertagung der Entscheidung auf den 9. April?

Warum auch immer es verschoben worden ist, das ist für mich nicht mehr relevant. Die Aussagen der Herren Bartosch und Gartner in der Vorwoche haben bei mir das Fass zum Überlaufen gebracht und mir deutlich gezeigt: Hier sind Menschen am Werk, mit deren Entscheidungen ich mich nicht identifizieren kann. 

Dass Herr Gartner wieder einmal seine gewohnte Art zur Schau trägt, ist keine Überraschung für mich. Aber die Aussagen von Herrn Bartosch lassen mich fassungslos zurück. Es ist wohl einzigartig und durch nichts zu entschuldigen, wenn ein amtierender Präsident, auch wenn er nur interimistisch agiert, in einer derart respektlosen Art auf den Teamchef losgeht. Der ÖFB hat sich für mich zu einer Muppet-Show entwickelt.

Sport Talk mit Roland Schmid

Klare Worte. Das heißt, Sie stehen nicht mehr als Kandidat zur Verfügung?

Ich werde sicher nicht Teil dieser Muppet-Show sein. Verstehen Sie mich nicht falsch, es gibt auch konstruktive Mitglieder und Kräfte in diesem Gremium, aber die Mehrzahl der Mitglieder sind Besitzstandswahrer, die an einer positiven Entwicklung im österreichischen Fußball nicht interessiert sind. Ich hätte mir wirklich gut vorstellen können, den ÖFB jetzt auf eine nächste Stufe zu heben. Aber das ist für mich mit so einem Team jetzt undenkbar geworden. Ich bin jemand, der erschaffen, gestalten und verbessern will.

Sie waren immer ein externer Kandidat. Ist die Zeit  eigentlich reif für einen Präsidenten, der von außen kommt?

Das Präsidium gibt aktuell wieder die Antwort: offensichtlich nicht. Ich muss zur Kenntnis nehmen, dass das mit den aktuellen Akteuren nicht möglich ist.

Der ÖFB hat in den letzten Monaten, ja beinahe Jahren, kein gutes Bild in der Öffentlichkeit abgegeben. Wann wird sich etwas ändern?

Erst dann, wenn sich das Präsidium grundlegend verändert und dort professionelles Arbeiten möglich ist.

FOTOTERMIN: ARNAUTOVIC/RANGNICK/SCHMID

Angenommen der Präsident kommt nun wieder aus dem "inneren" Kreis – was ist dann zu erwarten? 

Dann wird die bisherige Show weiter gehen. Wer auch immer der nächste Präsident sein wird, er wird wie immer eine Marionette einiger Landesfürsten sein.

Auch Ihr Vienna-Präsidiumskollege Kurt Svoboda hat seine Kandidatur zurückgezogen. Überrascht Sie das?

Nein, es ist ganz und gar nicht verwunderlich. Jeder externe Kandidat, der etwas verändern und bewegen will, wird von der Mehrheit im Präsidium verhindert. Ich kann es nur nochmals wiederholen: Dieses Präsidium in der aktuellen personellen Besetzung wird sich mehrheitlich gegen jede Veränderung wehren.

Sie haben einen guten Draht zu Teamchef Rangnick. Befürchten Sie, dass er vorzeitig das Handtuch wirft?

Ralf Rangnick ist das Beste, was dem ÖFB passieren konnte. Und was machen die Herren im Präsidium? Sie versuchen ihn loszuwerden. Und ja, ich befürchte, es wird ihnen früher oder später gelingen. Mir wird eine Nähe zu Rangnick vorgeworfen, nur weil eines meiner Unternehmen mit ihm – und mit Marko Arnautovic – einen Werbespot gedreht hat. Das Einzige, was mich mit Ralf Rangnick verbindet, ist der Antrieb und die Vision, den österreichischen Fußball nachhaltig zum Positiven zu verändern.

Wie geht es mit Ihrem Engagement im Fußball weiter?

Ich werde jedenfalls weiterhin versuchen, als leidenschaftlicher Partner und Unterstützer zu wirken, wie aktuell mein Engagement bei der Vienna zeigt.

Das heißt, das Thema ÖFB-Präsident ist für Sie gegessen?

Ja, unter den aktuellen Voraussetzungen und mit diesen handelnden Personen definitiv.

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