"Dann mache ich den Spielmacher bei Humboldt"

Roland Linz wartet ab.
Was macht eigentlich Roland Linz? Der vereinslose Steirer ist für alles offen und lernt nie aus.

Er ist wieder da. In Wien. Stress hat der seit Samstag 33-Jährige keinen, er wirkt beim Mittagessen in der Innenstadt im maßgeschneiderten Hemd aus Bangkok entspannt. Der Ex- Teamstürmer befindet sich auf Vereinssuche. Beunruhigend? Nein. Ein Roland Linz bleibt gelassen. Vielleicht, weil er weiß, dass sich seine Karriere schön langsam dem Ende zuneigt.

KURIER: Was machen Sie derzeit genau, Herr Linz?

Roland Linz: Ich bin ohne Verein und ablösefrei zu haben. Ich gehöre mir selbst. Derzeit gibt es nur ein paar lose Kontakte.

Auch aus Österreich?

Nein. In Portugal gibt es zwei Vereine, mit denen sich etwas ergeben könnte. Dort habe ich nach meinen Jahren bei Braga und Boavista Porto noch einen guten Namen.

Haben Sie eigentlich Angst, übrig zu bleiben?

Warum soll ich mir einen Stress machen? Natürlich möchte ich noch ein bis zwei Jahre auf einem gewissen Niveau Fußball spielen. Wenn es nicht so sein sollte, dann habe ich eine schöne Karriere gehabt. Ich habe in sechs verschiedenen Ländern spielen dürfen, habe viele Kulturen und Menschen kennengelernt. In Österreich bin ich zwei Mal Meister, Cupsieger und Schützenkönig geworden. Es hätte schlechter laufen können für mich.

Wie war Ihr Jahr in Thailand? Mehr als nur "One Night in Bangkok"?

Es war ein schönes Jahr, sowohl zum Leben als auch zum Spielen. Wir haben in der asiatischen Champions League gespielt, das war eine tolle Erfahrung, auch wenn wir viele Watsch’n kassiert haben. Da ist es uns ähnlich gegangen wie den meisten österreichischen Klubs in der Champions League.

Warum hat es bei Muangthong nicht länger funktioniert?

Ich wäre schon gerne ein zweites Jahr dort geblieben. Wir sind leider in der Liga nicht Meister geworden. Der Klub hat aber den Anspruch, immer den Titel zu holen. Und daher wurde bei vier von fünf Ausländern der Vertrag aufgelöst. Das muss man akzeptieren. Ich bin aber mit Belenenses wieder in der portugiesischen Liga untergekommen.

Dort hatten Sie Verletzungspech.

Ich habe mich an der Wade verletzt, habe dann zu früh mit dem Training begonnen, dann ist es wieder akut geworden. In meiner ganzen Karriere bin ich nie länger als drei Wochen ausgefallen, dort hatte ich Pech.

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Sie werden alt.

So kann man es sehen. Aber lieber so, als ich hätte mich in jungen Jahren schwer verletzt. Aber ich bin körperlich gut drauf.

Wie halten Sie sich fit, so ganz ohne Mannschaftstraining?

Mit meinem Personal Trainer Branko Popic, mit dem ich schon viele Jahre zusammenarbeite. Natürlich fehlt das spezifische Training mit der Mannschaft, ein bis zwei Wochen davon würde ich schon brauchen.

Wie oft trainieren Sie?

Täglich. Ich war in letzter Zeit nicht in Österreich. Ich war in Dubai und Kroatien. Aber überall habe ich trainiert, denn Fitnesscenter gibt es ja auch in diesen Ländern.

Sieht man Sie in Wien joggen?

Natürlich, ein paar Mal bin ich schon um den Ring gelaufen.

Nur Tagsüber oder auch zu nächtlicher Stunde?

Natürlich tagsüber und ohne diverse Zwischenstopps (lacht).

Es wirkt, als hätten Sie kein größeres Problem, wenn Ihre Karriere bald zu Ende gehen würde. Trügt der Schein?

Natürlich würde ich es bedauern, weil Fußball seit meiner Kindheit mein Leben bestimmt hat und mein Leben war.

Fühlen Sie sich noch immer als Fußballer oder schon mehr als ein Laufwunder?

Das war ich schon immer. Doch, ich fühle mich immer noch als Fußballer, denn so lange ist es ja nicht her, dass ich bei einem Verein gespielt habe.

Ihr früherer Kollege Marc Janko hat auch lange Zeit allein trainiert und jetzt einen Verein gefunden.

Zu diesem Wechsel muss ich ihm gratulieren. Es ist sicher toll, in Sydney zu leben, die australische Liga ist mindestens so gut wie die österreichische. Er hat alles richtig gemacht.

Gibt es noch Weltregionen, wo Sie gerne spielen würden?

Ich bin offen für alles.

Nochmals für Gaziantepspor?

Nein! Das war der einzige Fehler in meiner Karriere. Leider ist damals einen Tag nach meiner Unterschrift ein Angebot von Sampdoria Genua auf dem Tisch gelegen.

Sportlich hatten Sie bei Sporting Braga und Boavista Porto Ihre Blütezeit. Was war besser?

Beides war toll, aber mit Braga hatten wir schöne Erfolge im UEFA-Cup. Dann habe ich den Klub verlassen, und Braga ist ins Europacupfinale gekommen.

Was sagt Ihnen das?

Vielen Dank.

Wie geht es mit Ihnen weiter, wenn Sie bis Ende August keinen Verein finden?

Wenn ich übrig bleibe, dann mache ich den Spielmacher bei Humboldt. Und in einem Freifach den Sportdirektor – und dann überhole ich alle mit links.

Sie werden Spielermanager?

Das würde mir gefallen, in diesem Bereich sehe ich mich. Es gibt auch nicht so viele österreichische Spieler, die in so vielen Ländern gespielt haben. Vielleicht hilft mir das künftig.

Vielleicht als Assistent Ihres Managers Skender Fani?

Das wäre sicher toll, denn dann lerne ich vom Besten. Er war schon lange ein Lehrmeister für mich, ich habe bei all den Vertragsverhandlungen viel gelernt. Ich kann mir vorstellen, dass mir das liegt. Ich bin ein offener Mensch.

Merken Sie, dass Sie am Ende Ihrer Laufbahn angelangt sind mit 33?

Alles ist vergänglich. Bisher habe ich eine schöne Karriere gehabt. Vielleicht gibt es noch eine Fortsetzung.

Bereuen Sie etwas?

Nein. Nur Gaziantep hätte ich mir ersparen können.

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