Robert Almer: Die Sorgen des Teamtorhüters
Was haben Robert Almer und die spanische Justiz gemeinsam? An beiden könnte sich Superstar Cristiano Ronaldo die Zähne ausbeißen.
Vor ziemlich genau einem Jahr brachte Österreichs Teamtorhüter Almer im Pariser Prinzenpark-Stadion den portugiesischen Star beim 0:0 jedenfalls zur Verzweiflung. Zwölf Monate später geigt der eine, Ronaldo, beim Confed Cup auf, der andere, Almer, arbeitet noch immer in Deutschland bei ÖFB-Physio Mike Steverding an seinem Comeback und weiß nicht, wann er wieder ein Tor hüten darf.
Dabei hätte er laut ursprünglichem Plan schon jetzt in die Sommer-Vorbereitung der Wiener Austria einsteigen sollen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, Almer wird schon demnächst im violetten Trainingszentrum in Steinbrunn an seinem Comeback feilen, wenn seine Kollegen aus dem Trainingslager in Kärnten zurückkehren.
Wenig Fortschritt
Der Reha-Alltag ist vorerst noch eintönig und zermürbend. Sechs bis acht Stunden arbeitet Almer, damit sein operiertes Knie wieder belastbar wird. Den Kreuzbandriss hatte er sich in der Europa League beim Gastspiel bei AS Roma und Superstar Francesco Totti zugezogen. Seitdem versucht der 33-Jährige wieder auf die Beine zu kommen.
Derzeit bleibt es noch beim Versuch. "Es tut sich noch nicht viel, weil ich derzeit nicht viel machen kann."
Lockeres Laufen ist aktuell das Höchste der Gefühle. Almer rotiert in einem Teufelskreis. "Wir können derzeit die Belastungen kaum steigern, weil sofort das Knie darauf reagiert. Das ist natürlich frustrierend, weil ich ehrgeizig bin." Sonst würde er die Monate lange Reha in Deutschland nicht auf sich nehmen, getrennt von seiner Frau und seinen beiden Kindern.
Almer muss den Oberschenkelmuskel aufbauen, um das Knie zu entlasten. Doch beim Krafttraining reagiert der Knorpel und zieht eine Schwellung nach sich, die wiederum die Fortsetzung des Muskelaufbaus beeinträchtigt. Auch Stiegensteigen und Kniebeugen verursachen immer noch Probleme.
Geduldsprobe
Almers größte Tugend heißt Geduld, seit im Februar wegen einer nicht verheilten Meniskusnaht eine weitere Operation folgte und ein Teil des Meniskus entfernt wurde. Diese Beilagscheibe fehlt seitdem, das erschwert das Comeback. Trotz der intensiven Einheiten sieht man derzeit kaum Fortschritte. Weil Almers Karriereweg schon in der Vergangenheit mit Verletzungen gepflastert war, weiß der Torhüter aber, mit der schwierigen Situation richtig umzugehen.
Ein konkreter Comeback-Termin ist derzeit kein Thema. Das weiß auch Austria-Trainer Thorsten Fink: "Bei Robert wird es noch etwas länger dauern, das verschiebt sich." Almer muss zunächst wieder Vertrauen in sein Knie bekommen. "Von explosivem Tormanntraining bin ich derzeit noch weit entfernt, das weiß ich."
Hoher Anspruch
Immerhin hat der 33-fache Internationale auch einen Anspruch, dem er gerecht werden möchte. "Wenn ich mein Comeback gebe, dann möchte ich das auch mit der gewohnten Qualität tun."
So wie bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich, als er rechtzeitig nach einer Kreuzbandverletzung am anderen Knie fit geworden war. "Damals war es leichter, weil es nur um das Band gegangen ist, nicht auch um den Knorpel."
Aktuell verliert er gegen seine Kinder auch beim Fangenspielen. "Weil ich nur geradeaus laufen kann, und die Kinder das schon bemerkt haben", ist dem Kämpfertyp Robert Almer das Lachen noch lange nicht vergangen.
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