Rapid-Krise: High Noon in Hütteldorf

Wiener Neustadt's Guenter Friesenbichler (L) challenges Rapid's Mario Sonnleitner during their Austrian league soccer match in Vienna April 7, 2012. REUTERS/Christian Hofer (AUSTRIA - Tags: SPORT SOCCER)
Rapid tritt gegen Wr. Neustadt, die eigene Verunsicherung und den Protest der organisierten Fans an.

Extremer Druck kann helfen, besondere Leistungen abzurufen. Extremer Druck kann aber auch dazu beitragen, dass eine ohnehin schon wackelige Mannschaft zusammenbricht.

„Diese Reaktion zu beobachten, wird wahnsinnig spannend und interessant“, sagt vor dem Duell mit Wiener Neustadt (18.30 Uhr) Helmut Schulte, der als Rapid-Sportdirektor zum Berufsoptimisten werden musste. Nach neun Spielen (also einem kompletten Liga-Durchgang) ohne Sieg meint der Deutsche: „Alle Voraussetzungen sind dafür gegeben, dass wir den Teufelskreis aus Misserfolg und Verunsicherung durchbrechen.“

Protestmarsch

Spannend wird es auch abseits des Rasens. Und zwar schon eine Stunde vor Anpfiff, wenn mehrere Tausend Fans demonstrierend vom Hütteldorfer Bahnhof vor die Südtribüne (wo die Führungsetage sitzt) ziehen, um so gegen ziemlich alles und jeden im Verein zu protestieren. Trainer Peter Schöttel hat „Verständnis, dass die Leute unzufrieden sind“, weiß aber auch: „Der Protest könnte unangenehm während des Spiels werden.“ Erst 15 Minuten nach Anpfiff sollen die Plätze im Stadion besetzt werden. Schulte hofft: „Die Menschen, die Rapid im Herzen haben, werden uns unterstützen.“

Schöttel entdeckte im Laufe der Woche seinen Kampfgeist wieder und richtete Spieler in Einzelgesprächen auf. Mit Siegen gegen seinen Ex-Klub und am Dienstag gegen Pasching im Cup will der angezählte Trainer die Wende schaffen.

Sicher zu sehen gibt es neu verlegte Rasen-Stücke und im 42. Pflichtspiel dieser Saison zum 42. Mal Mario Sonnleitner. Der Innenverteidiger hat als einziger Rapidler wirklich alles miterlebt: „Seit ich 2010 zu Rapid gekommen bin, war es immer eine Achterbahnfahrt. Aber das ist doch die bisher schwierigste Situation.“ Seine Einschätzung der Nervenstärke bei Rapid: „Ich habe seit einer Woche das Gefühl, dass es wieder besser wird. Die vielen Jungen müssen jetzt viel lernen. Es ist für sie auch medial zermürbend. Es hilft nur, gemeinsam an den Erfolg zu glauben.“

Gewonnen hat Rapid in diesem Jahr noch kein einziges Spiel – und doch gab es 2013 bereits einen Titel-Gewinn: Werner Kuhn feierte seine Graduierung zum Master of Business Administration. Der General Manager trägt damit den Titel MBA.

Der 59-Jährige, der erklärte, rund 100 Stunden pro Woche für Rapid zu arbeiten, belegte in den vergangenen Jahren einen Lehrgang auf einer Wiener Privat-Universität. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 26.000 Euro. Als Kuhn seine Graduierung im Rahmen einer Präsidiumssitzung feierlich verkündete, wunderten sich einige der Rapid-Führungskräfte. Sie haben von der Fortbildung gar nichts mitbekommen.

Das Thema der Master-Thesis war das Hanappi-Stadion. Wissenschaftlich untersucht wurde die Frage, ob aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Neubau oder ein Umbau sinnvoller wäre. Kuhns klares Ergebnis: ein Neubau. Jetzt fehlt „nur noch“ die Umsetzung.

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