Traumtor bei Salzburg-Sieg: "Hat sich besser als Sex angefühlt"
Neue Mannschaft, alte Stärke: Red Bull Salzburg hat die Abgänge zahlreicher Stammkräfte wieder einmal gut kompensieren können und beim Unterfangen Bundesliga-Titelverteidigung einen Start nach Maß hingelegt. Beim verdienten 3:1-Erfolg bei Sturm Graz am Freitag stach mit Karim Adeyemi jener Akteur heraus, der den Abgang von Schützenkönig Patson Daka vergessen machen soll. Noch nicht in Topform präsentierte sich der VAR, bei der Liga-Premiere gab es Licht und Schatten.
Schon nach elf Minuten rückte mit Harald Lechner ein Unparteiischer in den Vordergrund, der im Stadion gar nicht anwesend war. Der in der VAR-Zentrale in Wien agierende Video Assistant Referee sorgte dafür, dass das unglückliche Eigentor von Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer (11.) zurecht gegeben wurde. Ohne technische Unterstützung wäre es gleich zu Beginn der Saison zu einer Fehlentscheidung gekommen, da der Linienrichter die Fahne gehoben hatte. Bis zur richtigen Entscheidung vergingen allerdings fast fünf Minuten, Schiedsrichter Walter Altmann wirkte währenddessen etwas ratlos.
Länger gedauert, aber korrekt
"Die Situation beim ersten Eingreifen des VAR in Österreich war sehr komplex, zumal parallel noch ein anderer VAR-Check am Laufen war, als es zu dieser Szene gekommen ist. Gerade wenn man eine Entscheidung revidiert und es sich um ein Tor handelt, hat man den Anspruch, ganz sicher zu sein", erläuterte Lechner in einer ÖFB-Stellungnahme. Deshalb habe man in dem Fall die kalibrierten Linien auch zweimal gezogen. "Daher hat die Premiere länger gedauert, war aber korrekt."
In Zukunft soll sich das ändern. Ziel sei es, im Sinne der Mannschaften und Fans die Entscheidungen im weiteren Prozess schneller zu treffen. Darauf hoffen auch die entscheidenden Figuren auf dem Platz, die mit der VAR-Einführung sehr gut leben können. "Vor allem bei Abseitsentscheidungen ist jetzt für mehr Gerechtigkeit gesorgt", sagte Sturm-Trainer Christian Ilzer. Und dessen Gegenüber Matthias Jaissle meinte: "Man kann den VAR nicht beeinflussen, damit müssen wir leben. Insgesamt ist das eine gute Geschichte, ich bin ein Befürworter."
Sehenswerter Treffer
Seine Liga-Premiere verlief nach Wunsch. Vor allem dank Adeyemi, der zwar wie seine Kollegen vor der Pause noch die nötige Kaltschnäuzigkeit vermissen ließ, dann aber mit einem Doppelpack (69., 85.) und Assist für den Treffer von Rasmus Kristensen (76.) glänzte. "Es war eine super erste Halbzeit von uns, die zweite war auch super. Deshalb haben wir verdient das Spiel gewonnen", sagte ein überglücklicher Adeyemi.
Besonders sehenswert war sein zweiter Treffer, ein Linksschuss von außerhalb des Strafraums genau ins Eck. "Das zweite Tor hat sich besser als Sex angefühlt", betonte der 19-jährige Deutsche, der gemeinsam mit dem erst 18-jährigen Benjamin Sesko stürmte. Jaissle attestierte nicht nur Adeyemi, sondern allen eine "sehr gute" Leistung. Und das im erst zweiten Pflichtspiel nach den Abgängen von Stützen wie Daka und dem Pflichtsieg in der ersten ÖFB-Cup-Runde gegen Hertha Wels.
"Wir sind noch jünger als letztes Jahr, aber haben das gerockt", gab Adeyemi zu Protokoll. Die Hoffnungen der Konkurrenz auf Salzburger Schwächephasen zu Beginn der Saison könnten unerfüllt bleiben. "Wer gehofft hat, dass Salzburg durch den Umbruch an Qualität verloren hat, der hat sich getäuscht", schilderte Ilzer seine Sicht. Man sei in allen Bereichen ein bisschen hinter den "Bullen" gewesen. "Ergebnistechnisch wäre es greifbar gewesen, leistungsmäßig hat uns was gefehlt, so ehrlich müssen wir sein", gab sich der Steirer als fairer Verlierer. Vor allem mit Salzburgs "extremer Geschwindigkeit" habe man Probleme gehabt.
Zu Salzburg "hinentwickeln"
Vergangene Saison hatten die Steirer Salzburg zweimal besiegen können. Dahin wollen sie auch 2021/22 kommen. "Ich bin zuversichtlich, dass wir uns im Laufe der Saison vielleicht zu Salzburg hinentwickeln können", so der Sturm-Trainer. Dabei helfen könnte ein neuer Spieler. Sport-Geschäftsführer Andreas Schicker bestätigte, dass man auf den Positionen Abwehr und Angriff die Augen offen habe. "Man darf unser Programm nicht unterschätzen, ich bin positiver Dinge, dass wir noch eine Verstärkung dazuholen", so der 35-Jährige.
Für die Grazer geht es nächsten Sonntag beim WAC weiter, die Salzburger haben Ried zu Gast. Zuvor warten allerdings auf beide Teams interessante Tests. Sturm tritt am Mittwoch gegen Udinese an, die Jaissle-Truppe hat an diesem Tag mit Atletico Madrid gar den spanischen Meister zu Gast. "Auf uns warten interessante Wochen. Ein guter Auftakt bringt dafür auch einen Schub mit sich. Das ist wichtig für eine junge Mannschaft, die noch nicht so die Konstanz hat", sagte Jaissle. Für große Euphorie sei es viel zu früh. "Dieser Einstand macht mich glücklich, ich will den Sieg aber nicht zu hoch bewerten."
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