Red Bull: Gefangen im Rangnick-Korsett

Salzburg-Trainer Peter Zeidler ließ seine Spieler auch in Malmö nach der Philosophie von Ex-Sportchef Ralf Rangnick spielen.
Salzburg scheiterte in der Champions-League-Qualifikation weniger an Malmö als an der eigenen Philosophie.

Es ist drei Jahre her, da sollte in Salzburg nicht nur ein neues, sondern auch ein viel erfolgreicheres Fußball-Zeitalter beginnen. Mit Sportchef Ralf Rangnick sollte alles besser werden, Red Bull auch zu einer Trademark in der Weltsportart Nummer eins werde.

Vieles, was bei dessen Präsentation im Juni 2012 angekündigt worden war, wurde auch umgesetzt. Der Kader ist deutlich jünger. Es wird ein anderer, offensiverer Fußball gespielt. Und es ist eine klare Philosophie erkennbar.

In Österreich hatte Salzburg – zumindest bisher – Erfolg (Double 2014 und 2015). Auch in der Europa League funktionierte Red Bull, zumindest in den Gruppenphasen (Platz 1 2013 und 2014). Aber das eigentliche Konzernziel, die Champions-League-Gruppenphase, wurde nicht erreicht.

Normalität

Das Ausscheiden nach dem blamablen 0:3 in Malmö am Mittwoch war das vierte seit dem Engagement von Rangnick, der mittlerweile Salzburg verlassen und Trainer-Sportchef bei RB Leipzig ist, aber nach dessen Vorgaben bei Österreichs Meister weiterhin gearbeitet wird. Ein einziges K.-o.-Duell in der Champions-League-Qualifikation wurde in vier Versuchen gewonnen – 2014 gegen Karabach Agdam, den Meister Aserbaidschans. Düdelingen, Fenerbahce und nun zum zweiten Mal Malmö, waren besser als Red Bull.

Alle vier Ausscheiden haben eines gemeinsam. In den Rückspielen kassierte Salzburg je drei Tore und damit zu viele, um reüssieren zu können. „Sie müssen besser verteidigen“, meinte Malmö-Trainer Åge Hareide, nachdem sein Team zum zweiten Mal in einem Jahr gegen Salzburg ein entscheidendes Heimspiel 3:0 gewonnen hatte.

Der 61-jährige Norweger hat Salzburg abgewatscht. Zum zweiten Mal zeigte Malmö, wie man Red Bull mit einfachem Fußball bezwingt. Schwedens Meister spielte geradlinig nach vorne und verteidigte den eigenen Strafraum konsequent.

Wiederholung

Red Bull beging dieselben Fehler wie 2014. Und hatte gar keine andere Wahl, als diese noch einmal zu machen. Denn Rangnicks Spielphilosophie, die vor Jahrzehnten von einem deutschen Amateurtrainer namens Helmut Gross entwickelt wurde, der heute Red-Bull-Berater ist, steht über allem – offenbar auch über dem Erfolg.

Salzburg-Trainer Peter Zeidler, seit 30 Jahren Rangnick-Intimus, hielt sich strikt an die Philosophie-Vorgaben: frühes Attackieren im Schwarm, hohes Verteidigen auf einer Linie, Spiel durch die Mitte und das Vernachlässigen der Räume an den Flanken. Und genau gegen dieses Konzept hatte Malmö wieder das Rezept.

Zeidler setzt strikt um, was auch Rangnick will. Es spielen junge Spieler mit Potenzial, die in Salzburg die Red-Bull-Philosophie lernen sollen, um irgendwann für Leipzig ein Thema zu werden.

Kritik

„Wir müssen überlegen, vom Kinderfußball wieder zu dem Fußball zurückzukommen, den wir unter Roger Schmidt gelernt haben“, meinte Teamverteidiger Martin Hinteregger, der in Malmö seinen jüngeren Kollegen nicht helfen konnte.

Aber auch unter dem deutschen Erfolgscoach scheiterte Salzburg immer im ersten Antreten in der Champions-League-Quali, weil man in den Rückspielen gegen Düdelingen und Fenerbahce Tore nach haarsträubenden Fehlern kassierte.

Diese sollten im Europa-League-Play-off nicht passieren, wenn man zum dritten Mal in Serie in die Gruppenphase einziehen will. Salzburg ist zwar bei der heutigen Auslosung gesetzt, trotzdem warten Gegner, die Malmö-Niveau haben. Dass Red Bull die Philosophie ändert, ist aber ausgeschlossen.

Es gehört schon zu jedem Sommer wie die Salzburger Festspiele. Mittwochabend scheiterte Red Bull zum achten Mal in zehn Saisonen in der Champions-League-Qualifikation. Häme und Spott waren trotz der Normalität gigantisch in den diversesten Internetforen.

„Für zehn Mal Scheitern in der Champions-League-Qualifikation gibt es einen Stern für das Dress“, war da noch das Kreativste, was da zu lesen war. Der Shitstorm, der sich da wieder einmal über Salzburg ergoss, kam hauptsächlich von Fans von Vereinen, die nicht verhindern konnten, dass Red Bull nicht nur Doublegewinner 2014 und 2015, sondern auch sechs Mal in den vergangenen neun Jahren österreichischer Meister geworden ist.

Sechs Meistertitel – die hat Bundesliga-Rekordmeister Austria in den vergangenen 24 (!) Jahren gewonnen, Österreichs Rekordmeister Rapid gar in den vergangenen 32 Jahren. Und Sturm Graz war überhaupt erst drei Mal österreichischer Meister.

Bei Salzburg war der Katzenjammer natürlich groß, obwohl die Qualifikation für die Champions League dieses Mal nicht mehr das primäre Saisonziel war. „Was heute passiert ist, können wir gar nicht richtig begreifen“, meinte Trainer Peter Zeidler, der mit einer Aussage überraschte: „Wir hätten uns 100-prozentig das Weiterkommen verdient. Aber so ist Fußball.“

Die Salzburger Champions-League-Endstationen

2006/’07 (Trainer Trapattoni) FC Valencia 1:0/0:3
2007/’08 (Trainer Trapattoni) Schachtar Donezk 1:0/1:3
2009/’10 (Trainer Stevens) Maccabi Haifa 1:2/0:3
2010/’11 (Trainer Stevens) Hapoel Tel Aviv 2:3/1:1
2012/’13 (Trainer Schmidt) F91 Düdelingen 0:1/4:3
2013/’14 (Trainer Schmidt) Fenerbahçe Istanbul 1:1/1:3
2014/’15 (Trainer Hütter) Malmö FF 2:1/0:3
2015/’16 (Trainer Zeidler) Malmö FF 2:0/0:3

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