Rassismus gegen Fußball-Profis setzt Facebook unter Druck

Rassismus gegen Fußball-Profis setzt Facebook unter Druck
Glasgow Rangers und Swansea City boykottieren das Soziale Netzwerk. Mark Zuckerberg wird Untätigkeit vorgeworfen.

Marcus Rashford, Sadio Mane, Jude Bellingham, Rabbi Matondo und viele andere haben es bereits erlebt: Rassistische Angriffe in den sozialen Medien. Aufgrund einer Häufung fremdenfeindlicher und rassistischer Äußerungen boykottieren der walisische Zweitligist Swansea City sowie der schottische Fußball-Meister Glasgow Rangers seit Donnerstag für eine Woche alle Social-Media-Plattformen.

Thierry Henry zog sich unlängst sogar komplett aus den sozialen Medien zurück. Der ehemalige Weltklasse-Profi aus Frankreich verwies in einem Interview mit dem britischen Sender BBC auf "das schiere Ausmaß von Rassismus und Schikane". Es sei zu leicht, sich hinter "Fake-Accounts" zu verstecken.

Hassrede mal 6,6 Millionen

Instagram und Facebook duldeten keinerlei Diskriminierung, sagte eine Sprecherin von Facebook Deutschland der dpa. "Deshalb bekämpfen wir missbräuchliches Verhalten auf unseren Plattformen und wollen die Menschen, die solche Inhalte teilen, zur Verantwortung ziehen." Dazu kooperiere der Konzern auch mit Strafverfolgungsbehörden, "wenn ein ordnungsgemäßes Auskunftsersuchen" vorliege. Für viele Betroffene reicht das nicht.

Laut Facebooks aktuellem "Community Standards Enforcement Report" ist von Oktober bis Dezember vergangenen Jahres weltweit gegen 6,6 Millionen Inhalte mit Hassrede auf Instagram vorgegangen worden. Rund 95 Prozent der Inhalte seien gefunden worden, noch bevor sie gemeldet wurden. Dies sei ein deutlicher Anstieg, sowohl bei den verbotenen Inhalten als auch bei den entdeckten Fällen, teilte Facebook mit. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2020 sei gegen 578.000 Hass-Inhalte auf Instagram vorgegangen worden, von denen nur rund 43 Prozent vor ihrer Meldung gefunden wurden. Instagram gehört seit 2012 zu Facebook.

"Angewidert"

Thierry Henrys Rückzug aus den sozialen Medien stieß auch auf den Zuspruch des walisischen Nationalspielers Gareth Bale. Dessen Nationalteamkollege Rabbi Matondo ist eines der jüngsten Opfer. Nach Angriffen Ende März warf der 20-jährige Stürmer von Stoke City Instagram vor, "absolut nichts" gegen rassistische Kommentare zu tun. Wenig später löschte Facebook die entsprechenden Instagram-Accounts.

Vor allem in Großbritannien regt sich Widerstand gegen die Zunahme von Hass in den sozialen Medien, wie die Boykotte von Swansea City und den Glasgow Rangers zeigen. Nach rassistischen Attacken auf Dortmund-Profi Jude Bellingham Ende März solidarisierte sich neben dem BVB auch der englische Fußballverband (FA) mit dem erst 17-jährigen Nationalspieler. Man sei "angewidert" von den diskriminierenden Schmähungen, twitterte die FA: "Es muss sich etwas ändern."

Zuckerberg tut nichts dagegen

Zuletzt forderten führende britische Fußballfunktionäre von Facebook, Instagram und Twitter einen stärkeren Einsatz gegen Rassismus. In einem Schreiben an die Vorstandsvorsitzenden Mark Zuckerberg (Facebook) und Jack Dorsey (Twitter) warfen sie diesen Untätigkeit vor. "Wir haben im Laufe der Jahre viele Treffen mit Ihren Führungskräften gehabt, aber die Realität ist, dass Ihre Plattformen weiterhin Zufluchtsorte für Missbrauch sind", schrieb die Gruppe um Premier-League-Boss Mark Bullingham. "Ihre Untätigkeit hat den Glauben der anonymen Täter geweckt, dass sie unerreichbar sind."

Nach eigenen Angaben ergreift Facebook seit Kurzem "noch härtere Maßnahmen gegen Personen, die wiederholt missbräuchliche Direktnachrichten senden". Dazu zählten unter anderem neue Privatsphäre- und Sicherheitsfunktionen sowie Kommentarfilter. Dennoch sieht der Konzern die Schuld nicht allein bei sich: "Uns ist außerdem bewusst, dass diese Probleme über unsere Plattformen hinausgehen und wir arbeiten mit der Branche und der Regierung zusammen, um einen gesellschaftlichen Wandel durch Maßnahmen und Aufklärung voranzutreiben", teilte die Facebook-Sprecherin mit.

Auf die von Spielern und Betroffenen erhobene Forderung, sich nur mit Klarnamen und Identitätsnachweis registrieren zu können, reagierte das Unternehmen zurückhaltend. Der Vorschlag, Ausweise zu verlangen, berge Risiken: Einerseits würden Millionen Menschen ausgeschlossen, die keinen einfachen Zugang zu offiziellen Ausweisen hätten. Andererseits seien Datenbanken mit Ausweisinformationen Sicherheitsrisiken ausgesetzt sein, heißt es von Facebook.

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