Rapid muss über sich hinauswachsen

Stürmer Alvaro Negredo ist wohl der bekannteste Spieler in den Reihen von Valencia.
In der Runde der letzten 32 wartet im Februar Valencia auf die Hütteldorfer.

Geschlaucht von einem langen Herbst und enttäuscht von der 0:2-Niederlage in Salzburg wirkte die sportliche Führung von Rapid bei der Auslosung der Europa League. Kaum hatten Trainer Zoran Barisic und Sportdirektor Andreas Müller mittags auf der Couch vor dem TV-Gerät im Trainingszentrum Platz genommen, durften sie auch schon wieder aufstehen. Erste Kugel FC Valencia, zweite Kugel Rapid Wien – gleich die erste geloste Paarung in der Runde der letzten 32 lieferte den Hütteldorfern ihren Gegner.

Ein Energieschub für Barisic und Müller war mit dem spanischen Los nicht verbunden. Der Chefcoach hatte Valencia zuvor ausdrücklich als nicht erwünscht genannt und auch der Sportdirektor kämpfte darum, seine Mundwinkel halbwegs in der Waagrechten zu halten.

So wie die Leistungen in diesem Europacup-Herbst für Rapid untypisch erfolgreich waren, hat sich freilich auch das öffentliche Auftreten professionalisiert. Es gab kein Jammern und Hadern, dass der Gruppensieg nicht wirklich zum Vorteil wurde. In Sekundenschnelle sammelten die Verantwortlichen Argumente, warum gerade Rapid als erster österreichischer Verein gegen diesen Top-Klub bestehen soll.

"Form kann Klasse schlagen. Wenn wir nach der Winterpause im Februar wieder voll da sind, ist das unsere Chance gegen Valencia", sagte Müller. "Machbar ist alles", ergänzte Barisic. "Die Qualität von Valencia ist ähnlich wie jene von Villarreal. Wir werden alles unternehmen, um aufzusteigen." Und Müller fiel noch ein: "Spanische Mannschaften wollen nach vorne spielen, das kommt uns entgegen."

Abo bringt Vorkaufsrecht

Das Hinspiel findet am 18. Februar im berühmt-berüchtigten Estadio Mestalla um 21.05 Uhr statt. Dort, wo Österreich 1998 die legendäre 0:9-Niederlage gegen Spanien kassierte. Das Rückspiel steigt eine Woche später in einem sicher ausverkauften Happel-Stadion (19 Uhr). Karten werden ab der zweiten Jänner-Woche erhältlich sein. Die 29.000 Abonnenten aus der Gruppenphase haben ein Vorkaufsrecht.

1963 gab es das erste Duell der Grünen mit dem großen Nachbarn von Gruppengegner Villarreal an der spanischen Ostküste: im Achtelfinale des Messestädtepokals folgte auf ein 0:0 in Wien ein 2:3.

Das letzte Duell mit Valencia gab es 2011, ein Freundschaftsspiel endete im Hanappi-Stadion mit einem überraschenden 4:1. Barisic erinnert sich noch besser an die Champions-League-Quali 2000: "Mit Tirol haben wir zu Hause 0:0 gespielt. Auswärts gab es dann ein 1:4. Das war aber auch gegen eine Mannschaft, die ins Finale gekommen ist." Auf dem Weg dorthin wurde in der Zwischenrunde noch Sturm deklassiert (0:2, 0:5 für die Grazer). 2006 verhinderte Valencia den Champions-League-Einzug von Salzburg mit einem 3:0-Heimsieg nach einer 0:1-Niederlage bei den Bullen.

Heuer schwächelt der sechsfache Meister (zuletzt 2004), obwohl im Sommer Spieler um 141 Millionen Euro gekauft wurden. In der Vorrunde der Champions League blieb heuer nur Platz drei hinter St. Petersburg und Gent, weil die letzten beiden Spiele (bei den Belgiern und zu Hause gegen Lyon) verloren wurden. Dass Promi-Stürmer Negredo kaum trifft, war sicher ein Grund. Auch die Abwehr rund um den deutschen Weltmeister Mustafi funktionierte nicht immer.

Spion Jara

"Die Leistungen sind besser als die Resultate", weiß Barisic, der als Fan des spanischen Fußballs viele Spiele im TV verfolgte. Noch öfter sieht der frühere Barisic-Trainer Kurt Jara den Achten der Primera Division, weil der Tiroler mittlerweile in Valencia lebt. "Mit Jara haben wir einen zusätzlichen Spion. Er wird uns sicher hilfreiche Tipps liefern."

Bis Februar könnte sich der Spielstil von Valencia noch ändern: Vor zwei Wochen übernahm der Engländer Gary Neville vom Portugiesen Nuno Espírito das Traineramt. Auf den ersten Sieg in seiner jungen Trainerkarriere wartet der frühere Star von Manchester United noch. Am Sonntag gab es ein glückliches 1:1 in Eibar.

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