Harte Rapid-Kritik am Strafsenat - Fall Hedl wandert zum Schiedsgericht

Rapid-Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger
Rapid ruft im Fall Hedl das Schiedsgericht an. Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger sieht im Strafsenat grobe Mängel und "spezielle Nähe zu einem Klub".

Die Transferzeit für Spieler ist beendet. Jene für Funktionäre läuft ohne Pause, wie die ständigen Trainerwechsel zeigen. Ob es ganz oben bei Rapid zu einem Personalwechsel kommt, entscheidet sich bis spätestens Ende dieser Woche.

Wie vom KURIER bereits im November berichtet, ist Alexander Wrabetz ein vom Wiener Bürgermeister Michael Ludwig favorisierter SPÖ-Ministerkandidat.

Wrabetz "mit vollem Herzen Präsident" 

Als ehrenamtlicher Rapid-Präsident ist Wrabetz deswegen aber nicht untätig: „Ich bin mit vollem Herzen Präsident und hau’ mich weiter voll rein. Bei Rapid sind wir für alle Eventualitäten vorbereitet. Es muss sich niemand Sorgen machen.“

Im Liga-Aufsichtsrat wird Wrabetz als gewähltes Mitglied auch noch einmal den Fall Niklas Hedl thematisieren.

Dass sich Rapid gegen die Verurteilung des Tormanns aufgrund eines einzigen, nicht ganz eindeutigen Videos aus dem Austria-Stadion wehrt, bestätigt Edeltraud Hanappi-Egger. Die Rapid-Vizepräsidentin erklärt: „Wir werden das Ständig Neutrale Schiedsgericht anrufen.“

Harte Rapid-Kritik am Strafsenat - Fall Hedl wandert zum Schiedsgericht

Harte Kritik der Organisationsexpertin 

Hanappi-Egger hat sich als Uni-Professorin den Ruf einer Organisationsexpertin erarbeitet. Die langjährige WU-Rektorin erklärt im KURIER-Gespräch ihre lange Liste an Kritikpunkten Richtung Bundesliga und Senate - inklusive "kommunizierte spezielle Nähe zu einem Klub".

„Erstens finde ich es bedenklich, dass aufgrund so eines Videos der Aussage von Niklas Hedl nicht geglaubt wurde und seine Glaubwürdigkeit angezweifelt wird. Zweitens  ist es ganz generell absurd, dass es bei Einspruch solcher Entscheidungen keine aufschiebende Wirkung gibt und mit  Sperren  in den sportlichen Wettbewerb eingegriffen wird. Bei einer Geldstrafe, bei der der Einspruch aufschiebende Wirkung hat, wäre es aber in Gegensatz dazu leicht möglich,  diese später aufzuheben.“

Harte Rapid-Kritik am Strafsenat - Fall Hedl wandert zum Schiedsgericht

Der Fall Hedl, eine Frage der Reputation 

Dennoch geht Rapid zum Schiedsgericht – um zumindest im Nachhinein Hedls Reputation wiederherzustellen.

Die Reputation des Strafsenat 1 ist für Hanappi-Egger ohnehin schon arg ramponiert: „Wie oft wurden Entscheidungen vom Senat 1 später revidiert  oder abgeändert? Wenn das so oft vorkommt, lässt das Zweifel an der Qualität der Entscheidungen dieses Gremiums aufkommen. Kritische Selbstreflexion wäre angebracht.“

Good Governance nicht gewährleistet? 

Hanappi-Egger forscht zum Thema Good Governance und ortet grobe Mängel im Senat: „Dieses Gremium entspricht meines Erachtens nicht den Prinzipien von Good Governance. Das inkludiert Beschickungsmodelle, Beschränkungen von Funktionsdauern, Cooling-off Phasen (berufliche Pausen vor dem Eintritt in den Senat, Anm.) bis hin zu Diversität.“

Ein violett gefärbtes Gremium? 

Und dann spricht die gebürtige Tirolerin noch ein heikles Thema an: „So ein wichtiges Gremium muss über jeglichen Anschein der Befangenheit erhaben sein, schon um seiner Glaubwürdigkeit willen. Wenn es eine kommunizierte spezielle Nähe zu einem Klub gibt, muss das Gremium darauf reagieren und Vorkehrungen zur Wahrung der Unbefangenheit treffen, um Professionalität sicherzustellen.“

Die Rapid-Vizepräsidentin meint damit Senatsmitglieder, die sich als Austria-Anhänger deklariert haben bzw. für den Verein oder seine Spieler tätig waren.

Hanappi-Egger: „Das alles formuliere ich als Empfehlung einer  Organisationsexpertin. Ein gewisser Anspruch der Professionalität gemessen an Good Governance sollte im Senat selbstverständlich sein, gerade in so einem emotionalen Umfeld wie dem Fußball.“

Harte Rapid-Kritik am Strafsenat - Fall Hedl wandert zum Schiedsgericht

Liga reagiert, Termin mit Rapid soll folgen 

Die Bundesliga reagierte noch Dienstabend.

Die Bundesliga will nun mit Rapid „einen Termin vereinbaren, um über das Thema Gremienbesetzung in der Bundesliga zu reden, auch unter Einbeziehung des Senats 1“.

Weiters wurde betont, dass sämtliche Gremiumsmitglieder - die alle ehrenamtlich tätig sind - einen mit den Klubs ausgearbeiteten Verhaltenskodex zu unterschreiben haben.

Bei jedem Mitglied würden laut Liga der berufliche und persönliche Hintergrund sowie auch Kontakte zu oder ehrenamtliche Funktionen bei Klubs durchleuchtet. Bestellt werden demnach die Gremienmitglieder von den Vertretern der Vereine im Rahmen der Hauptversammlung.

Kommentare