Rapid: In 20 Stunden von Barisic zu Büskens
Gerade einmal 20 Stunden nach der Trennung von Zoran Barisic begrüßte Rapid mit Michael "Mike" Büskens bereits den neuen Trainer.
Der langjährige Weggefährte von Sportdirektor Andreas Müller bekam einen Vertrag für eine Saison mit Option auf Verlängerung um ein Jahr. Die rasche Schließung der Baustelle "Cheftrainer" beweist, dass es davor schon tiefe Gräben zwischen Müller und Barisic gegeben hat: Der Deutsche hatte zuletzt in seiner Heimat mit mehreren Kandidaten gesprochen. Der Sportdirektor musste demnach mit (mindestens) einer tragfähigen Alternative zu Barisic nach Wien zurückgekehrt sein. Sonst wäre dem nunmehrigen Ex-Trainer nicht Montagabend eine Auflösung des Vertrages bis 2018 vorgeschlagen worden.
Barisic, ohnehin schon vom Gefühl geleitet, nicht mehr die volle Rückendeckung zu spüren, nahm an. Das Rapid-Angebot soll ein den Verdiensten angemessenes, dickes finanzielles Trostpflaster beinhalten.
Start mit Druck
Am Donnerstag wird Schalkes Fan-Liebling offiziell präsentiert. So wie Müller tickt, war es klar, dass er einen Mann holt, den er gut kennt. Für gemütliches Aufeinander-Zugehen und monatelanges Eingewöhnen ist keine Zeit. Der Neue muss im neuen Stadion sofort Resultate liefern. Sonst fällt die Trennung vom Stabilisator Barisic auch auf den Sportvorstand zurück. Deswegen ist Büskens eine logische Lösung. Laut KURIER-Informationen hat sich der 48-Jährige zuletzt in Wien über Rapid und die Besonderheiten in Hütteldorf informiert.
Die Parallelen sind verblüffend: Müller war von 1988 bis 2000 Spieler von Schalke, Büskens von 1992 bis 2002. Der größte gemeinsame Erfolg war damals der Sieg im UEFA-Cup 1997. Müller war danach neun Jahre Schalke-Funktionär, von 2006 bis 2009 als Manager. Büskens war nach der Spielerkarriere Co-Trainer beim Amateurteam und 2008/’09 Co-Trainer der Profis.
Als Trainer feierte der 48-Jährige die meisten Erfolge mit Greuther Fürth. Wacker-Manager Alfred Hörtnagl hat mit Büskens zusammengearbeitet, als der Düsseldorfer 2012 den kleinen Verein in die Bundesliga führte. Der Tiroler hält Büskens für eine ideale Wahl: "Er lebt Tag und Nacht für den Fußball. Er ist ein sehr offener Mensch, ein echtes Original. Vom Typ her passt er sehr gut zu einem Verein wie Rapid."
Vor dem postwendenden Abstieg musste Büskens gehen. Nach einem verpatzten Halbjahr bei Düsseldorf 2013 kehrte Büskens 2015 zu Fürth zurück, um den Abstieg aus der zweiten Liga (erfolgreich) zu verhindern. Zuletzt war der ehemalige Kämpfer auf der linken Außenbahn im Beirat von Schalke.
Wieder 4-4-2?
Als Trainer gilt der Vater zweier Kinder als ebenso wie Barisic sehr auf die Spieler bedachter Trainer, der aber auch öffentlich stärker seine Emotionen auslebt. Im Positiven wie im Negativen.
Taktisch passt Büskens eigentlich nicht zur niedergeschriebenen Spielphilosophie – diese sieht in Hütteldorf (bis hinab in den Nachwuchs) zwei Flügel und einen Mittelstürmer vor, während Büskens meist auf ein 4-4-2 baut. Zumindest ist das gekonnt umgesetzt. "Ich habe selten ein so perfektes 4-4-2-System gesehen, wie es damals Fürth unter Büskens gespielt hat", sagt Hörtnagl.
Das ist Mike Büskens
Geboren: 19. März 1968 in Düsseldorf
Größe: 1,81 m
Familienstand: Verheiratet, zwei Töchter
Stationen in seiner Profi-Laufbahn (Mittelfeldspieler):
1987 bis 1992 Fortuna Düsseldorf
1992 bis 2002 FC Schalke 04
(im Frühjahr 2000 an MSV Duisburg verliehen)
2002 bis 2005 FC Schalke 04 II
Größte Erfolge als Spieler:
UEFA-Cup-Sieger 1997, deutscher Cup-Sieger 2001 und 2002
Bisherige Stationen als Trainer:
2002 bis 2005 Co-Trainer FC Schalke 04 II
2005 bis 2008 FC Schalke 04 II
2008 Interimstrainer FC Schalke 04 (für sechs Spiele)
2008/2009 Co-Trainer FC Schalke 04
2009 Interimstrainer FC Schalke 04 (für neun Spiele)
2009 bis 2013 SpVgg Greuther Fürth
2013 Fortuna Düsseldorf
Frühjahr 2015 SpVgg Greuther Fürth
ab Saison 2016/17 SK Rapid Wien
Bisher größter Erfolg als Trainer:
Meistertitel 2012 mit Fürth in der 2. deutschen Bundesliga
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