Randalierer gefährden Traum vom EM-Finale 2020

Sesselschlacht: Mehr als 76.000 Fans waren im Stadion, 67 wurden nach den Krawallen festgenommen.
Der Abbruch und Ausschreitungen in Istanbul sind nicht der erste Skandal in diesem Jahr.

Von „Schande“ und „Makel“ schrieben die türkischen Zeitungen. Das Spiel zwischen Tabellenführer Beşiktaş und Meister Galatasaray war am Sonntag abgebrochen worden. 76.127 Zuschauer waren ins Istanbuler Atatürk-Olympiastadion für das erste Stadtderby der Saison gekommen. Kurz vor der drohenden Niederlage ihres Vereins (es stand 1:2) stürmten Hunderte Besiktas-Fans das Spielfeld, sie warfen Sessel und randalierten. Mannschaften und Trainer mussten in die Kabinen flüchten. Schiedsrichter Firat Aydinus brach das Match zwei Minuten vor Schluss ab.

Dabei waren einer neuen Regelung des türkischen Verbandes entsprechend keine Fans der Gastmannschaft zugelassen. Aber schon während des Spiels gab es Ausschreitungen zwischen rivalisierenden Fangruppen. Es war ein politisches Hickhack – auf der einen Seite die Ultras von der linken Çarşı-Gruppe, auf der anderen Seite eine Gruppe namens „1453 Beşiktaş“. Es wurden Parolen gerufen wie: „Überall ist Taksim. Überall ist Widerstand.“ Mitglieder der Çarşı-Ultras hatten im Sommer bei den regierungskritischen Protesten am Istanbuler Taksim-Platz an vorderster Front mitgemischt.

Zur Eskalation kam es, als Galatasaray-Spieler Felipe Melo nach einem brutalen Foul die Rote Karte sah. Der Brasilianer provozierte bei seinem Abgang die Fans, was zur Eskalation im Stadion führte. Ihm droht nun eine längere Sperre. 67 Personen wurden noch am Sonntag in Gewahrsam genommen, waren am Montag aber schon wieder auf freiem Fuß.

Zuletzt war es erst im Mai beim Derby zwischen Fenerbahçe und Galatasaray zu einem Eklat gekommen. Damals flogen Bananen von den Rängen in Richtung der dunkelhäutigen Galatasaray-Spieler Didier Drogba und Emmanuel Eboué. Fan-Randale nach der Partie endeten mit einem Todesopfer.

Nach den Szenen vom Sonntag dürfte es für die Türkei beim Kampf um die EM 2020 sehr schwer werden. Schließlich hatte man sich mit genau diesem Stadion für die beiden Halbfinalspiele sowie für das Finale beworben. „Wir müssen lernen, dass Fußball ein Spiel ist“, sagte Verbandsvizepräsident Ufuk Özerten.

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