Emotionaler Rangnick: "Bei der Hymne habe ich schon mitgesungen"
Ralf Rangnick freute sich sichtlich
Teamchef Ralf Rangnick konnte und wollte seine Gefühle nach dem hart erkämpften 1:1 gegen Bosnien und der damit erfolgreichen WM-Qualifikation gar nicht verbergen. Der Deutsche wurde ausführlich über einen seiner größten Erfolge, die Emotionen seiner Spieler und zur WM-Auslosung befragt. Ralf Rangnick gab noch am Abend Einblicke über…
… seine Gefühlswelt: „Heute bin ich platt, sage ich ganz ehrlich. Es waren schon anstrengende Tage. Daher bin ich jetzt einfach nur froh und glücklich für die Mannschaft, für den ganzen Betreuerstab, dass wir uns für die herausragende Arbeit belohnt haben.“
… die Kabinenparty: „Wenn man sieht, was bei uns in der Kabine gerade los ist, dann kann man das erst nochmal so richtig einschätzen. Es ist eine ganz besondere Situation, auch für mich als Trainer. Ich habe mit vielen Mannschaften gearbeitet, die auch einen guten Zusammenhalt hatten, aber das, was hier mit dieser Gruppe hier, wie die sich darstellt und wie die sich verhält, das ist schon noch mal eine andere Liga."
… seine besondere Beziehung zu David Alaba: „Gerade David ist da schon noch mal in einer ganz besonderen Rolle, auch für die anderen Spieler. Er ist natürlich der beste, größte, erfolgreichste Spieler, den Österreicher hatte. Das Verhältnis zwischen mir und David ist insofern auch noch mal ein ganz besonderes. Er kam damals mit 18 zu uns nach Hoffenheim."
Alaba und Teamchef Rangnick
…die Bedeutung der WM-Teilnahme für die älteren Spieler: „Gerade für diese Generation war klar, es ist die letzte Chance. Und deswegen freut es mich gerade eben auch für diese Spieler noch ganz besonders. Marcel Sabitzer habe ich mit 18 das erste Mal getroffen, als er noch bei Admira war und kam dann ein Jahr später nach Salzburg und nach Leipzig. Auch da ist eine besondere Verbindung vorhanden.“
… die Atmosphäre im Happel-Stadion: „Die war großartig. Es war zu erwarten, dass auch viele Fans Bosnien unterstützen, aber unsere Fans hat man natürlich das ganze Spiel über gehört. So muss es sein und trotzdem war es zu jeder Zeit friedlich."
Alaba und Arnautovic bei der Ehrenrunde
… das Spiel selbst: "Es war natürlich schwer, das lag natürlich auch an der Chronologie. Wir haben sehr gut begonnen. Die ersten zehn Minuten haben wir komplett kontrolliert. Dann kriegen wir nach einer unnötigen Ecke das Tor. Und danach war es natürlich ein Spiel, das maßgeschneidert war für Bosnien. Sie haben mit Mann und Maus verteidigt. Da war es für uns schwierig zu Torchancen zu kommen. Deswegen haben wir am Schluss alles an Offensivpower eingewechselt, mit zwei Spitzen gespielt. Ich bin froh, dass wir dran geblieben sind und dann auch dieses Unentschieden erzwungen haben."
… die WM-Chancen von Bosnien: "Sie haben super Spiel gemacht und ich kann mir schon vorstellen, wenn Sie halbwegs Ihre Mannschaft zusammen haben, dass Sie sie über die Play-offs die Qualifikation noch schaffen."
… die Bedeutung des Erfolges in seiner Trainer-Laufbahn: "Das ist sehr weit oben einzuordnen. Das fühlt sich genauso an wie die Aufstiege oder der Pokalsieg mit Schalke."
… seine Zuneigung zu Österreich: "Ich lebe ja seit drei Jahren wieder in Österreich und habe natürlich mitgekriegt, wie sehr sich die Menschen mit dieser Mannschaft identifizieren. Deswegen freut es mich wirklich, sage ich auch nochmal für jeden Österreicher, dass wir es geschafft haben, jetzt zum ersten Mal nach 28 Jahren wieder dabei zu sein."
... die Chancen Österreichs bei der WM 2026: "Wir haben bei der EURO einige ganz wichtige Spieler nicht zur Verfügung gehabt. David Alaba, Xaver Schlager - um nur zwei zu nennen. Gernot Trauner hat sich dann gegen Polen verletzt hat. Im Moment fehlen auch noch einige. Wenn wir komplett sind, dann glaube ich, dass wir bei der WM gute Chancen haben in der Gruppe. Aber warten wir erst mal ab. Ich freue mich jetzt auf die Reise nach Washington zur Auslosung. Nach der EM-Auslosung haben alle gesagt, das ist mit Abstand die schwierigste Gruppe. Dann haben wir die Gruppe vor Frankreich und Niederlande gewonnen. Gegen Deutschland müssen wir aber nicht unbedingt gleich in der Gruppe spielen."
Das bittere Aus bei der EURO im Achtelfinale gegen die Türkei durch zwei Standardsituationen: "Wir hätten auch bei der EURO gerne noch einige Runden weiter gespielt. Aber ich glaube, dass die Erfahrung uns jetzt auch noch mal weiterbringt. Auch heute dieses Spiel, dann tatsächlich noch auf unsere Seite zu ziehen, ist auch nicht selbstverständlich. Man spricht ja immer so gerne von Schnittpartien. Den Begriff kannte ich vorher noch nicht, denn gibt es in Deutschland so nicht, oder? Gegen Bosnien war es auf jeden Fall ein Schnittspiel, das wir auf unsere Seite gezogen haben."
... Die Glücksbringer für seine Spieler: "Bei der Auslosung der Qualifikation in Zürich gab es hinterher so Giveaways. Sie kennen das vielleicht, meist ist da nur Zeug drin, das man eigentlich entsorgt und nicht brauchen kann. Dort war aber ein WM-Pokal und ein Anhänger mit einem FIFA-Logo drinnen. Das war genau das, was wir gesucht haben. Bei der EURO hatten alle Spieler einen Karabiner bekommen. Jetzt hatten sie alle einen mit der Österreich-Flagge drauf und den persönlichen Fingerabdruck drauf. Schwierig war es, den Spielern zu erklären, dass wir den Fingerabdruck nicht für die Verbrecherkartei brauchen. Das Ziel war es, dass sie sich jederzeit an unsere Mission und Vision erinnern."
… Torschütze Michael Gregoritsch: "Ich bin sehr froh, auch für ihn, der ja vielleicht auch die letzte Chance auf eine WM hatte. Wir haben in der Halbzeit natürlich schon im Trainerteam darüber gesprochen, was passiert, wenn es nach 60 Minuten immer noch 0:1 steht. Es war klar, dass wir dann all-in gehen mit zwei Stürmern und auf 4-1-3-2 umstellen. Gregerl ist natürlich schon ein besonderer Fall, wenn man sich überlegt, wie viele wichtige Tore er für uns schon geschossen hat. Obwohl er in seinen Vereinen Freiburg und leider jetzt auch bei Bröndby nicht so viel spielt, dann ist das schon nochmal eine ganz besondere Geschichte. Es zeigt einfach auch, wie wichtig es ist, so einem Spieler trotzdem immer wieder das Vertrauen zu schenken."
… die Wertschätzung, die ihm in Österreich entgegen gebracht wird: "Also ich fühle mich ja schon als halber Österreicher. Zumindest den Schlussakkord von der Hymne habe ich auch ein bisschen mitgesungen. Es macht einfach Spaß, mit dieser Gruppe zu arbeiten. Wie hat der Max Wöber vor der EURO gesagt? ‚Deutschland und Österreich, die Unterschiede sind gar nicht so groß, aber Österreich ist einfach das leiwandere Land‘."
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