Causa Rangnick: Wie sich der ÖFB selbst ein Haxl stellt

Peter Schöttel und Ralf Rangnick
Während die Bayern schweigen, gibt man beim ÖFB Wasserstandsmeldungen ab und genießt das Scheinwerferlicht.
Andreas Heidenreich

Andreas Heidenreich

Mit Ralf Rangnick hat der ÖFB eine größere Bühne betreten. Ein Trainer mit internationalem Flair. Hurra, wir sind wieder wer. Die Mannschaft reißt mit und lehrt weit größeren Fußballnationen das Fürchten. So sehr, dass einer der größten Klubs der Welt sich anschickt, ebendiesen Trainer haben zu wollen.

Und ausgerechnet in der Phase, wo der geplante Prozess und die Entwicklung durch den Abgang des sportlichen Zugpferdes auf dem Spiel steht, steigen die Entscheidungsträger des ÖFB wieder zwei Stufen herunter auf die Provinzbühne und sorgen für ein kommunikationstechnisches Desaster.

Rangnick selbst hat (hier zu lesen) nur eine „Kontaktaufnahme“ der Bayern bestätigt. Wann er sich konkret damit beschäftigen würde? „In dem Moment, wo die Bayern sagen würden: Wir wollen Sie.“ So weit, so gut.

Doch kaum lädt der ORF den Sportdirektor des ÖFB unters Scheinwerferlicht, fühlt sich dieser bemüßigt, dem Rundfunk nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes entgegenzukommen und auf den Küniglberg zu fahren, sondern auch viel mehr preiszugeben als notwendig (wie hier zu sehen ist).

Rangnick habe bereits ein „Angebot“, über das er nachdenken würde, so Peter Schöttel. Während von den Bayern selbst kein Wort zu hören ist, gibt man beim ÖFB Wasserstandsmeldungen ab.

Und wenn der Sportdirektor darüber hinaus die Ansicht vertritt, dass ein Abgang Rangnicks für die bevorstehende EM "nicht optimal" ist, sollte er diesem schleunigst einen Riegel vorschieben. Jede detailgetreue Planung ist ad absurdum geführt, wenn der Teamchef mit dem Kopf nicht zu 100 Prozent bei der Sache ist.

ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer indes richtet dem Teamchef über ein anderes Medium aus, dass er „rasch Klarheit“ von ihm erwarte.

Ob es smart ist, Rangnick unter Druck zu setzen? Gefühlt sind es nur die Bayern, die gerade einen solchen verspüren, weil sie endlich einen Trainer brauchen.

Der ÖFB indes läuft trotz seiner guten Verhandlungsposition Gefahr, sich durch Eitelkeiten selbst ein Haxl zu stellen.

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