Psychokrieg vor dem Schweden-Match

Psychokrieg vor dem Schweden-Match
Frühes Foul: Wie Österreichs Teamspieler vor dem entscheidenden Spiel kühlen Kopf bewahren.

Es liegt in der ohnehin im Überfluss vorhandenen Natur des Schweden, Gäste freundlich und zuvorkommend zu empfangen. Definieren sich die Ankömmlinge jedoch als österreichisches Fußball-Nationalteam, das entscheidende Punkte in der WM-Qualifikation stehlen möchte, stößt auch die schwedische Gemütlichkeit an ihre Grenzen.

Und schon hat es begonnen, das psychologische Kriegsspiel. Als Vorgeplänkel für die Partie im Stadion von Solna (Freitag, 20.45 Uhr/live auf ATV), das sich über allen Dingen stehend Friends Arena nennt.

So glaubte die Boulevard-Zeitung Expressen, den gemeinen und gleichzeitig werbewirksamen Willkommensgruß für das österreichische Team gefunden zu haben. Groß projiziert auf die Mauer des Mannschaftshotels:

„Välkomna Österrike! Am Freitag stirbt Euer-WM-Traum.“

Es dürfte sich dabei jedenfalls um eine einmalige Aktion in der Geschichte der WM-Qualifikation handeln. Aber ist es tatsächlich ein weiche Knie erzeugender Schuss vor den Bug? Oder doch eher einer ins eigene – schwedische – Knie?

Teamchef Marcel Koller hat die Botschaft nicht einmal gesehen („Ich war mit meiner Tasche beschäftigt“), die Mehrheit der Spieler schon. Anfänglich herrschte Empörung in der österreichischen Reisegesellschaft. Doch später zwitscherte Marc Janko in die Welt, so etwas sei eher ein

Psychokrieg vor dem Schweden-Match
Screenshot, Schweden, Österreich, Marko Arnautovic
Motivationsschub denn Grund für einen irreparablen psychischen Knacks. „Jetzt erst recht“, meint der Angreifer. Eine derartige Einstellung gefällt wiederum dem Teamchef. Als Retourkutsche kam aus dem rot-weiß-roten Lager das unvermeidliche, nicht minder werbewirksame Bild von zwei auf dem Teller liegenden, zum Vernaschen bereiten Schwedenbomben.

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Auch sonst versuchen einige Gazetten die Auseinandersetzung mit den Österreichern, die eigentlich nur als Fußballspiel gedacht war, mit tiefschürfenden Außenansichten zu betrachten. Früher einmal habe das Land mit den Namen Jörg Haider oder Josef Fritzl auf sich aufmerksam gemacht, stand da zu lesen. Jetzt sei es anders. Jetzt sei es nämlich David Alaba, der ein Beispiel für eine gelungene Integration abgebe. Zitiert wurde ein Universitätsprofessor aus Wien.

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epa03469380 Players of the Swedish national soccer team warm up during their training session at the new Swedish national stadium 'Friends Arena' in Solna, near Stockholm, Sweden, 13 November 2012. Sweden will face England in an international friendly soccer match on November 14. EPA/JANERIK HENRIKSSON SWEDEN OUT
Alaba – natürlich. Österreich besteht ausschließlich aus Alaba. Absolutes Lieblingsthema im Blätterwald: Alaba gegen und sowieso im Vergleich mit Ibrahimovic. Fast händeringend musste Schwedens Teamchef Erik Hamren betonen: „Es ist kein Duell Ibrahimovic gegen Alaba. Sondern eines zweier gleich starker Teams.“

Aber es gibt tatsächlich etwas, das den österreichischen Besucher vor Neid erblassen lässt. Eben dieses riesige Stadion, das immer noch Friends Arena heißt.

Eröffnet im November 2012 in Solna, am Rand von Stockholm, ein Erlebnispark für 51.000 Zuschauer. Ibrahimovic hat es übrigens auf Anhieb so gut gefallen, dass er im Rahmen der Eröffnungsfeier vier von vier Treffern gegen England erzielte. 326 Millionen Euro hat gekostet, wovon die Sportstadt Wien und der regelmäßige Prater-Besucher nur träumen können. Verschließbar ist die Schüssel im Bedarfsfall auch. Unter der Dachkonstruktion hängt ein riesiger Videowürfel. Vier Bildschirme mit jeweils 65 Quadratmetern, der Fläche einer durchschnittlichen Dreizimmerwohnung.

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Doch dann beendet der Mann am Eingang das Staunen des Betrachters: „Lassen Sie sich nicht täuschen. Da ist ein Fehler passiert, denn die Akustik in diesem Stadion sollte viel besser sein.“

Schwedische Teamspieler bestätigen dies. „Die Stimmung ist leider nicht so gut wie in Wien“, heißt es.

Da ist sie zurück, die schwedische Freundlichkeit.

Tabelle

Freitag,19.00: Färöer – Kasachstan. 20.45: Schweden – Österreich (live ATV), DeutschlandIrland (live ARD)

Dienstag, 20.45: Färöer – Österreich (live ATV), IrlandKasachstan, Schweden – Deutschland (live ZDF)

Bereits gespielt: KasachstanIrland 1:2, Deutschland – Färöer 3:0, ÖsterreichDeutschland 1:2, Schweden – Kasachstan 2:0, Färöer – Schweden 1:2, KasachstanÖsterreich 0:0, IrlandDeutschland 1:6, Färöer – Irland 1:4, ÖsterreichKasachstan 4:0, Deutschland – Schweden 4:4, KasachstanDeutschland 0:3, Österreich – Färöer 6:0, Schweden – Irland 0:0, IrlandÖsterreich 2:2, DeutschlandKasachstan 4:1, Irland – Färöer 3:0, Österreich – Schweden 2:1, Schweden – Färöer 2:0, Kasachstan – Färöer 2:1, DeutschlandÖsterreich 3:0, Irland – Schweden 1:2, Kasachstan – Schweden 0:1, ÖsterreichIrland 1:0, Färöer – Deutschland 0:3

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