Protokoll der Spielmanipulation

Ganz unten: Dominique Taboga versuchte zunächst, sich als Opfer zu stilisieren – inzwischen hat er sein Rollenrepertoire erweitert.
Ex-Grödig-Spieler Dominique Taboga sagt im Polizeiverhör, er habe sieben Spieler anstiften wollen.

Erst geriet der ehemalige Grödig-Spieler Dominique Taboga als Opfer in die medialen Schlagzeilen. Schulden hätten ihn erpressbar gemacht. Ex-Teamspieler Sanel Kuljic und sein tschetschenischer Komplize wurden verdächtigt, einen diesbezüglichen Versuch unternommen zu haben. Mittlerweile steht Taboga selbst unter Verdacht, einige Spieler zur Manipulation angestiftet zu haben. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

In einem Polizeiprotokoll sprach der 31-Jährige davon, er habe sieben Fußballer von verschiedenen Vereinen zur Manipulation verleiten wollen. Alle lehnten jedoch ab, berichtet auch die Austria Presse Agentur (APA). Warum sämtliche Spieler trotzdem nicht sofort Meldung erstattet haben, bleibt eines der großen Rätsel im österreichischen Wettskandal.

Markus Neher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, verweist darauf, dass es sich um eine Verschlussakte handelt. Namen könne er nicht nennen. Anderen Quellen zufolge handelt es sich um drei Kapfenberger und vier Grödiger Spieler (die Namen sind der Redaktion bekannt). Gegen jene vier Grödiger (drei sind noch beim Klub) könnte es noch ein Nachspiel geben. Denn laut ÖFB-Reglement müssten solche Vorfälle gemeldet werden. Bei Nichtbeachtung droht der Ausschluss aus dem Verband. Allerdings gilt diese Bestimmung erst seit einem Jahr. Eine Entscheidung steht aus.

Protokoll der Spielmanipulation
05.10.2012 Horn, Waldviertler Volksbank Arena, Fussball, Erste Liga, SV Horn - SV Scholz Groedig, Jubel nach 0:1, Torschuetze Dominique Taboga Copyright DIENER / Manhart Marktgasse 3-7/4/5/21 A-1090 Wien Telefax +43 1 955 32 35 Mobil +43 676 629 98 51 BA-CA Bank Nr. 12000 Account Nr. 00712 223 783 e-mail: agentur@diener.at Datenbank: www.diener.at
Taboga selbst berichtet in der Einvernahme, dass alles kurz vor Ende der Saison 2011 begonnen hatte. Vor dem Meisterschaftsspiel Kapfenberg gegen Innsbruck seien zwei seiner Mitspieler und er mittels SMS bedroht worden. „In denen wurde aufgefordert, dass wir uns krank melden, beziehungsweise das Spiel verlieren sollten“, sagt der ehemalige Kapfenberg-Spieler Taboga.

40.000 Euro habe er für eine Manipulation im Frühjahr 2012 geboten bekommen. Das Meisterschaftsspiel gegen Salzburg stand auf dem Programm. Besagter Sanel Kuljic hatte übrigens nach der Meisterschaftspause im Winter in Kapfenberg angeheuert. Der ehemalige Nationalspieler sei bei einem weiteren Zusammentreffen dabei gewesen.

Praktiken

Taboga erklärte, bei diesem Spiel nicht teilzunehmen und erzählt laut Protokoll:

Kuljic sagte bei diesem Gespräch, dass er bei der Manipulation mitmachen würde und zu diesem Zweck auf keinen Fall ein Tor schießen würde. Im Fall eines Eckballes würde er einen Elfmeter verursachen.“

Taboga hatte sich anscheinend auf die Suche nach manipulierbaren Spielern gemacht. Alle hätten aber abgelehnt. Das Spiel wurde übrigens 0:1 verloren.

Im Sommer 2012 wechselte Taboga nach Grödig. Wieder sei er von Kuljic und dieses Mal von einem Deutschen angesprochen worden.

Das Gebot: 50.000 Euro, „um das Spiel gegen Austria Lustenau so zu manipulieren, dass wir verlieren“. Taboga habe aber wieder abgelehnt. Der Deutsche meinte, er wolle dennoch auf eine Grödiger Niederlage setzen. Taboga im Zitat:

„Wenn dies nicht funktioniere, müssten wir dafür bezahlen.“

Prompt wurden von ihm und Kuljic je 25.000 Euro gefordert. Taboga kam finanziell unter Druck, gestand der Polizei, sogar 5000 Euro aus der Mannschaftskasse genommen zu haben. Auch bei Kuljic häuften sich Tabogas Schulden. 65.000 Euro sollen es gewesen sein. Sulim D. übernahm dabei die Rolle des Geldeintreibers. Man habe ihm auch körperliche Gewalt angedroht, sagt Taboga.

Dies war ausschlaggebend, warum Taboga vor ein paar Wochen Anzeige erstattete und die Sondereinheit Cobra in Aktion trat. Kuljic und Sulim D. wurden damals verhaftet.

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