Andreas Ogris, Mr. Austria
Nachdem "Ogerl", Fußballfreunden auch unter dem Namen Andreas Ogris bekannt, im Februar 2012 als Individualtrainer in der Akademie zu seinem Herzensverein Austria zurückkehrte, war nicht nur der Rotschopf selbst begeistert. „Es macht mir irrsinnigen Spaß. Es gibt auch viele Dinge zu erledigen, ich kann das Trainingsprogramm erstellen, wie ich will. Und dass ich bei meiner Austria arbeiten darf, ist doppelt schön“, sagte er damals dem KURIER. Und auch sein Vorgesetzter war mit der Neuerwerbung hochzufrieden. „Der Andi zeigt enormen Einsatz und ist wirklich gut. Er kommt bei den Burschen gut an“, frohlockte Akademieleiter Ralf Muhr einen Monat nach Dienstantritt seines Musterschülers.
Nunmehr ist nicht nur Ogris selbst drei Jahre älter geworden, am 7. Oktober wird er 51, sondern vor allem seine Schüler. Montagvormittag lehrte er noch bei den Amateuren wie man mit der Wuchtel am besten umgeht, am Nachmittag sind seine neuen Untergebenen an der Reihe. Um 15 Uhr leitet er erstmals ein Training als Coach der Kampfmannschaft. Freilich wird auch diese Arbeit Spaß machen, auch wenn die Profis zuletzt und vor allem nach der 0:1-Heimpleite gegen Ried weniger Gaudi hatten. Eine Niederlage, die Gerald Baumgartner bekanntlich den Job kostete und Ogris sein neues Betätigungsfeld einbrachte.
Violettes Herz
Der Ort ist der gleiche, in Wien-Favoriten war er in seinem Brotberuf immer zuhaus'. Als Trainer, aber in erster Linie als Kicker. Von 1983 bis 1997 stürmte er mit Unterbrechungen, aber mit Herzblut für "seine" Austria. 276 Spiele absolvierte er im violetten Leiberl, traf dabei 99 Mal und wurde auch ins Jahrhundert-Team gewählt. Seine Leistungen brachten ihn 63 Mal ins österreichische Nationalteam, für das er elf Tore erzielte. Markenzeichen waren immer enormer Kampfgeist, Siegeswille und Zweikampfstärke. Mitunter war die Laufbahn auch von Duellen auf dem Platz gewürzt, wie jenes mit Dietmar Kühbauer beim Wiener Derby, als die beiden Streithähne Kopf an Kopf wahrscheinlich keine Liebeserklärungen austauschten.
Andreas Ogris war ein Original, manche meinten, hätte es Mundl Sackbauer nicht gegeben, hätte man Andreas Ogris für die Rolle des Wieners, der nicht untergeht, nehmen können. Obwohl er als Sportler ein Vorzeigemodell war (freilich hat er ein bisserl zugelegt), weiß er, dass er auch sonst recht aktiv war. "Es eilt mir mein Ruf voraus mit den nächtlichen Ausflügen. Vielleicht würde ich das in der heutigen Zeit anders machen", sagte er in einem KURIER-Interview anlässlich seines 50ers. Und: "Ja, ich habe das eine oder andere Bier getrunken und die eine oder andere Zigarette geraucht. Aber ich habe in meinem Sport immer alles gegeben", sagt Ogris, der sich als "Wohlfühlmensch" bezeichnet. Bei Austrias Legenden-Auswahl hat der Angriff dank Ogris stets ein (spielerisches) Übergewicht.
Nun startet also die neue Ära bei der Austria. Und die Wiedervereinigung mit Franz Wohlfahrt, der als Sportdirektor die Fäden zieht und seinen Freund als Interimscoach installierte. Und die Wuchteln werden nicht nur auf dem Platz fliegen. Ein echter Wiener geht nie unter.
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