Politik und Proteste beim Testspiel des Iran in der Südstadt
Es sind Trainingstage und Freundschaftsspiele zur Vorbereitung für die Weltmeisterschaft im November, die das iranische Fußball-Nationalteam der Männer derzeit in Österreich absolviert. Darunter das Freundschaftsspiel gegen Senegal am Dienstag in der Südstadt. Doch in einer Zeit, in der im Iran täglich heftig demonstriert wird, Menschen verhaftet und getötet werden, sind auch Trainingstage wie diese höchst politisch.
Auslöser der Proteste im Iran ist der Tod von Mahsa Amini. Die 22-Jährige war vor eineinhalb Wochen in Teheran in Polizeigewahrsam gestorben, nachdem sie von der Sittenpolizei wegen falschen Tragen ihres Kopftuchs festgenommen worden war. Seither sind Tausende Menschen auf die Straße gegangen.
Etliche berühmte Persönlichkeiten im Iran und im Ausland haben sich mit den Demonstrierenden solidarisch erklärt. Darunter auch mehrere Fußballer – etwa Sardar Azmoun, Stürmer von Bayer Leverkusen.
Er war auch der erste iranische Nationalspieler, der sich mit den Protesten solidarisch zeigte. In einer Instagram-Story bekräftigte er, dass der iranische Verband den Spielern verboten habe, sich während des Teamcamps in Österreich politisch zu äußern. Er wisse, dass er damit den Ausschluss aus dem WM-Team riskiere, schreibt Azmoun, doch das sei "ein geringerer Preis als jener, den man für eine einzige Haarsträhne einer iranischen Frau zahlt".
Protest vor dem Stadion
Zusätzliche Brisanz bot das Schiedsrichterteam aus Österreich. An der Outlinie sollte Sara Telek stehen. Zuletzt wurden Schiedsrichterinnen bzw. Schiedsrichter-Assistentinnen im iranischen Fernsehen bei Übertragungen etwa von deutscher Bundesliga bzw. Premier League einfach zensiert.
Übertragen wurde im jeweils nationalen TV. Für das Spiel in der Südstadt waren keine Zuschauer erlaubt, jedoch konnten die Verbände Karten verschenken.
Der Zutritt zum Stadion war streng limitiert. Rund 100 akkreditierte Zuschauer kamen.
Vor Matchbeginn haben laut dem Sprecher mehrere nicht akkreditierte Personen versucht, ins Stadion zu gelangen. Selbst prominente Besucher wurden genauestens geprüft. So musste Englands Teamchef Gareth Southgate sich ausweisen, um beim Spiel des WM-Gruppengegners seiner Mannschaft, Iran, dabeizusein.
Die Polizei war mit einem ähnlichen Kontingent wie bei Bundesliga-Spielen im Einsatz, erklärte der Sprecher der LPD Niederösterreich auf KURIER-Anfrage. Eine Kundgebung von rund 100-200 Menschen war polizeilich angemeldet, ähnlich wie zuletzt beim 1:0 des Iran gegen Uruguay am Freitag in St. Pölten. Dort sei ein Zuschauer mit einem politischen Plakat gebeten worden, das Stadion zu verlassen, heißt es bei der Polizei. Es kam aber zu keiner Amtshandlung. Auch weitere Zwischenfälle blieben aus.
Andrang wegen Mané
Eine Gegendemo von etwaigen Pro-Regime-Demonstranten war jedenfalls am Dienstag nicht gemeldet, hieß es bei der Polizei. Man sei für vieles gewappnet, gehe aber davon aus, dass der meiste Andrang wohl dem Star der senegalesischen Mannschaft, Sadio Mané, gelte.
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