Gewalt in Amsterdam: Warum sich Ajax-Fans selbst "Superjuden" nennen
Erscheckende und verstörende Szenen waren in der Nacht auf Freitag in Amsterdam zu sehen. Nach dem Spiel gegen Ajax Amsterdam war es in der Stadt zu Ausschreitungen gekommen. Fans von Maccabi Tel Aviv sollen dabei durch die Straßen gejagt worden sein. "Da findet 2024 in Europa ein Pogrom statt", kommentierte der israelische UNO-Botschafter Danny Danon auf X. Die niederländische Polizei kommentierte die Vorgänge vorerst noch sehr zurückhaltend.
57 Menschen wurden vorläufig festgenommen, zehn wurden verletzt.
Unklar ist noch, ob auch Fans von Ajax Amsterdam in die Ausschreitungen involviert waren. Fakt ist, dass Ajax selbst das Image eines jüdischen Klubs hat. Rund 80.000 Juden lebten bis zum Zweiten Weltkrieg in Amsterdam, das alte Ajax-Stadion lag in einem Stadtteil mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. So war es nur natürlich, dass auch viele Juden Spiele von Ajax besuchten und die Entwicklung des Klubs mitprägten.
Jüdische Traditionen
Auch wenn Ajax kein jüdischer Sportverein war, sorgten die Fans dafür, dass jüdische Traditionen erhalten blieben. Symbole wie der Davidstern werden immer noch auf den Tribünen gesehen. Von gegnerischen Anhängern wurden Ajax-Fans deshalb immer wieder antisemitisch beleidigt. Einige nennen sich selbst "Superjuden", vor allem, um gegnerische Fans damit zu provozieren. Der ehemalige Vereinspräsident Michel von Praag sagte einmal: "Ajax ist kein jüdischer Klub. Diese Fans sind so sehr Juden, wie ich Chinese bin."
Im Interview mit dem Spiegel sagte der jüdische Journalist Hans Knoop: "90 Prozent der Ajax-Fans wissen gar nicht, wo Israel liegt. Wenn sie 'Juden! Juden!' oder 'Superjuden!' rufen, geht es ihnen darum, ihr Team anzufeuern - um nichts anderes." Und auch die gegnerischen Fans seien nicht unbedingt antisemitisch eingestellt, aber sie seien gegen Ajax: "Und wenn Ajax Juden sind, dann müssen sie eben gegen Juden sein."
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