Phrasend interessant: Die Sprache des Fußballs
Geboren wurde das Phrasenschwein dereinst beim deutschen TV-Sender DSF (heute Sport1). Dort stellte man es bei der sonntäglichen Diskussionssendung über Fußball auf einen Tisch. Und jeder Teilnehmer an der Runde, der einen langweiligen Stehsatz von sich gab, musste es zur Strafe mit fünf D-Mark füttern. Es wird längst nicht nur brav mit (Euro-) Münzen versorgt, es wird mittlerweile gemästet. Woche für Woche, von Spiel zu Spiel.
Das Phrasenschwein bewegt sich nicht nur im Bereich der Politik, es fühlt sich auch und gerade im Sport pudelwohl. Ganz besonders im heimischen Fußball. Gehätschelt wird es von Spielern ("Wir haben Ball und Gegner laufen lassen"), Trainern ("Es gibt keine Zwerge mehr") und Funktionären ("Wir müssen uns konsolidieren"). Viele sind wahre Meister darin, Plattitüden abzugeben. Nicht nur, um die eigene Unsicherheit zu kaschieren.
Würde man Wochenende für Wochenende in der heimischen Liga für jede Phrase einen Euro erhalten, könnte man Grödig einen neuen Rasen kaufen, der kompletten Sky Go Ersten Liga aus der Portokassa einen neuen Namen besorgen, das neue Rapid-Stadion auf 70.000 Zuschauer aufstocken, die U1 direkt in die Kabinen der Generali-Arena fahren lassen oder Griechenland zur Finanzlokomotive der EU machen. Denn, Vorsicht Phrase: Alles ist möglich.
Der KURIER traf sich in Eberau mit dem Phrasenschwein beim Fleischhauer seines Vertrauens und fragte genauer nach. Und bekam ehrliche Antworten. Ja, natürlich.
KURIER: Sehr geehrtes Phrasenschwein, wie ist das werte Befinden? Sie dürften in letzter Zeit zugenommen haben. Oder täuscht der Eindruck?
Phrasenschwein: Ich bin dick da.
Alles in Ordnung mit der Verdauung?
Ja, schon. Weil ich hoch verteidige und auf das Gegenpressing warte. In einigen Situationen muss ich den Gegner, das Essen, eben doppeln. Aber manche Phrasen von Trainern und Spielern liegen mir dann doch zu sehr im Magen. Ich denke mittlerweile nur von Mahlzeit zu Mahlzeit. Weil die nächste Mahlzeit ist immer die wichtigste. Und da muss ich die Räume besonders eng machen. Dazwischen wird regeneriert, also verdaut. Weil nach der Mahlzeit ist vor der Mahlzeit. Eine Mahlzeit dauert ja nicht mehr 90 Minuten, sondern so lange, bis der Koch drauf pfeift.
Sie meinen: Flach spielen und hoch gewinnen?
Genau. Die Null muss stehen. Eine frühe Mahlzeit würde meinem Tag gut tun. Weil mit einem vollen Magen spielt es sich leichter durch den Tag. Ich muss die Antwort auf dem Tisch geben. Die Wahrheit liegt nur auf dem Tisch. Ich liebe Tisch.
Solche Geschichten schreibt eben einfach nur die Nahrungsaufnahme.
So ist es. Und auf diesen Leistungen kann ich gewöhnlich aufbauen. Erfolge gehen durch den Magen.
Wie können Sie die nächste Mahlzeit erfolgreich bestreiten? Wie bereiten Sie sich vor?
Ich muss eben alles abrufen, muss mein Essen essen. Aber eine Mahlzeit ist kein Wunschkonzert, wie wir alle wissen. Da muss ich den Kampf annehmen, und aus einer geordneten Defensive agieren. Dann habe ich das Momentum sicherlich auf meiner Seite. Eines kann ich ihnen garantieren: Ich werde die Mahlzeit auf keinen Fall unterschätzen!
Zum Abschluss dann eine Tasse Tee?
Gerne. Der Cup hat ja eigene Gesetze. Da gibt es keinen Schönheitspreis. Abgerechnet wird ohnehin nach dem letzten Gang. Wenn Sie wüssten, wie oft ich schon den Cup der Cupsieger gewonnen habe ...
Beim letzten Festschmaus lief es aber nicht unbedingt nach Wunsch. Weshalb?
Weil es keine Jausengegner mehr gibt. Und die Happen, die du nicht isst, die bekommt dann eben ein anderer. Ich kann diese Niederlage nicht beschönigen: Mir hat einfach der letzte Biss gefehlt. Aber ich muss jetzt das Positive mitnehmen. Ich bin nicht ein sattes Schwein, sondern immer noch eine hungrige Sau. Diese Erkenntnis ist ein Schritt nach vorne. Ich bin auf dem richtigen Weg, meine Chance lebt. Ich werde die Kurve kriegen und das Glück erzwingen. Weil am Ende zählt die Leistung. Wenngleich ich bei den Mahlzeiten noch Luft nach oben habe. Ich darf mich nicht auf meinen Erd- und Himbeeren ausruhen.
Was halten Sie von Schweinsteiger?
Wir sind nur weitläufig verwandt. Ich kenne ihn nur aus dem Fernsehen. Er ist aber sicher das Filetstück der Zunft. Obwohl er ein wenig flachsig ist und eine Hendlbrust hat. Nach ihm schreit noch in vielen Jahren jeder Hahn, da bin ich mir sicher. Ich habe zu meinem Freund Michael immer wieder gesagt: Du, Baur, den hättest du damals in Grödig gut gebrauchen können. Er hat nicht auf mich gehört – und schon war er weg.
Wann sprechen Sie selbst von einem Schweinskick oder einem Schweinspass?
Lassen Sie mich damit in Kraut. Diese Frage stelzt sich mir nicht. Ich gebe meinen Senf nicht dazu, weil hierzulande ist doch fast alles zum Krenreiben.
Was macht einen Fußballer zu einem wirklich guten Kicker?
Hinter jedem erfolgreichen Spieler steht eine starke Sau. Und er muss dorthin gehen, wo es wehtut.
Wo wäre das?
In die Schnittstellen. Hinter die Viererkette. Auf der Außenbahn. In die Box.
Gibt es in Ihrer Familien eine schwarze Sau?
Da muss ich Schaf nachdenken und leider abwacheln. Die meisten meiner Verwandten pfeifen sich gar nichts. Aber man muss objektiv bleiben, weil es handelt sich eben um Tatsachenentscheidungen.
Stehen Sie bei Ihren Mahlzeiten voll im Saft?
Nur beim Schweinsbraten. Ansonsten muss ich aufpassen, dass ich nicht überfressen bin in den englischen Wochen. Die Doppelbelastung zwischen Vor- und Hauptspeise ist nicht zu verachten. Das spüre ich dann in meinen Schweinshax’n.
Warum spielen Sie bei Ihrem Verein keine Rolle mehr?
Weil der Kader abgespeckt wurde. Und weil mich in der letzten Übertrittszeit leider kein Schwein angerufen hat.
Viele Rampensäue von einst glänzen heute als Experten im TV. Wäre das auch ein Job für Sie?
Grunzätzlich ja. Aber ich kann den Brohaska nicht das Wasser reichen. Brindsibjell.
Pardon für das uncharmante abschließende Urteil, aber bei Ihrer aktuellen Figur – haben Sie keine Angst vor dem Schlachthof?
Nein, weil ich sicher nicht ins offene Messer laufen werde.
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