Peter Stöger: "Das hättet ihr nicht gedacht"

Peter Stöger und der 1. FC Köln – das ist bisher eine Erfolgsgeschichte.
Der Wiener zeigt mit dem 1. FC Köln auf und punktet auch abseits des Rasens.

Den 28. März 2017 kann sich Peter Stöger schon einmal im Kalender rot anstreichen. An diesem Dienstag im Frühling wird er Geschichte schreiben – eine Erfolgsgeschichte, die wohl nur die wenigsten für möglich gehalten hätten, als der Wiener am 12. Juni 2013 sein Amt beim 1. FC Köln antrat. Bei jenem Verein also, der als Chaosklub und launische Diva verschrien war und der in den letzten Jahrzehnten nur beim Trainerverschleiß Bundesligaspitze war. "Wirklich gekannt hat mich ja keiner. Die Hoffnung war damals größer als der Glaube daran, dass es funktionieren kann", erinnert sich Stöger. "Ich bin sicher nicht als Heilsbringer angesehen worden."

Einen Aufstieg und zwei erfolgreiche Jahre in der Bundesliga später liegen die Kölner Fußballfans Peter Stöger regelrecht zu Füßen. Nach dem 3:1-Erfolg auf Schalke, mit dem der Traditionsklub in der Tabelle sogar zum Bayern-Jäger Nummer eins avancierte, geraten sogar einstige Skeptiker ins Schwärmen. "Stöger ist ein Glücksgriff, weil er die Mentalität lebt, die man in Köln braucht", sagt etwa Vereinslegende Pierre Littbarski. "Der Wahnsinn geht weiter", titelte der Kölner Express.

Lang, länger, Stöger

Peter Stöger: "Das hättet ihr nicht gedacht"
ABD0054_20150629 - BAD TATZMANNSDORF - ÖSTERREICH: Trainer Peter Stöger nach dem Trainings des 1. FC Köln am Montag, 29. Juni 2015, in Bad Tatzmannsdorf. Der deutsche Fußball-Bundesligist gastiert im Rahmen eines Trainingslagers bis 3. Juli im Burgenland. - FOTO: APA/ROBERT JAEGER
Stöger ist aus Köln längst nicht mehr wegzudenken und gehört beim ersten Bundesliga-Meister (1963/’64) beinahe schon zum Inventar wie Geißbock Hennes, das berühmte Vereinsmaskottchen. An besagtem 28. März wird er dann 1385 Tage im Amt sein – so lange wie kein anderer Köln-Trainer vor ihm. Und ein Ende ist nicht in Sicht, erst vor wenigen Monaten wurde Stögers Vertrag bis 2020 verlängert. "Ehrlich gesagt ist mir das ziemlich wurscht", erklärt Stöger, "ich habe nichts davon, dass die Leute sagen, da war der Ösi so lange Trainer."

Aber warum passen Peter Stöger und der 1. FC Köln eigentlich so gut zusammen? Wieso kommt der Wiener in der Domstadt so gut an? Und wo soll das alles noch hinführen?

Der Erfolgscoach klärt im KURIER-Interview auf und spricht über ...

seinen Vertrag bis 2020 "Das ist ein großer Vertrauensvorschuss und in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Wenn du so lange bei einem Verein bist, dann ist das schon eine Bestätigung, dass du einen guten Job machst. Da meine ich nicht nur das Trainerteam, sondern auch die Leute rundherum. Ich weiß, dass ich die Unterstützung habe, auch wenn’s vielleicht wieder einmal brenzligere Situationen geben sollte."

Peter Stöger: "Das hättet ihr nicht gedacht"
ABD0189_20160123 - Fußball, Bundesliga: 1. FC Köln - VfB Stuttgart, 18. Spieltag am 23.01.2016 im RheinEnergieStadion in Köln (Nordrhein-Westfalen). Zwei Zuschauer tragen T-Shirts mit der Aufschrift "Stöger 2020" und "Europa 2016". Foto: Marius Becker/dpa (Wichtiger Hinweis: Aufgrund der Akkreditierungsbestimmungen der DFL ist die Publikation und Weiterverwertung im Internet und in Online-Medien während des Spiels auf insgesamt fünfzehn Bilder pro Spiel begrenzt.) +++(c) dpa - Bildfunk+++
seine Ziele mit Köln"Wir haben in den ersten drei Jahren alles erreicht, was wir erreichen wollten. Klar ist, dass die Entwicklungsschritte kleiner und kleiner werden. Ich mache die Ziele gar nicht an einer Tabellenplatzierung fest. Wenn ich sehe, dass mehr und mehr Anfragen für unsere Kicker kommen, dann haben wir das bisher nicht so schlecht gemacht."

den Trainerjob in der Bundesliga "Was die Trainingsgestaltung betrifft, machen wir es wie vorher in Österreich. Die Zusammenarbeit mit Menschen ist überall gleich. Aber in Deutschland ist grundsätzlich viel mehr zu tun, wegen dem Drumherum. Mehr Medien, mehr Fans, mehr Interesse, das bedeutet auch mehr Druck. Man kann sich davon verrückt machen lassen. Aber ich reduziere es darauf, dass es immer noch ein Fußballspiel ist."

sein Leben in Köln "Die Stadt ist echt cool, man kann sich hier wohlfühlen. Du hast nie das Gefühl, dass du nicht akzeptiert wärst. Als FC-Trainer stehst du zwangsläufig in der Öffentlichkeit. Wenn ich ausgehe, dann weiß ich, dass ich nicht privat bin und 200 Selfies machen muss und mich die Leute anreden. Ich sage dann manchmal: ,Hey, das hättet ihr euch aber auch nicht gedacht, dass da ein Ösi drei Jahre Trainer ist.‘ Dann lachen alle."

Peter Stöger: "Das hättet ihr nicht gedacht"
ABD0047_20150127 - ARCHIV - Peter Stöger, Trainer des Fußball Zweitligisten 1. FC Köln, fährt am 03.03.2014 beim Rosenmontagszug in Köln (Nordrhein-Westfalen) auf dem Wagen der Roten Funken mit. Mit dem Lied «Wir sind nur ein Karnevalsverein» nehmen die Fans des 1. FC Köln sich selbst und den Fußballclub gern auf die Schippe. Nun will der Bundesligist diesen Status auch offiziell etablieren lassen: Der FC hat nach «Express»-Informationen (Dienstag) beim Festkomitee Kölner Karneval (FK) um Bürgen geworben, die den Bundesligisten in frühestens zehn Jahren zum ordentlichen FK-Mitglied machen sollen. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa (zu dpa «1. FC Köln will offizieller «Karnevalsverein» werden» am 27.01.2015) +++(c) dpa - Bildfunk+++
seine Auftritte beim Karneval und in lustigen Vereinsvideos"Der Karneval gehört zu Köln, der ist Kulturgut. Also war es nur logisch, dass wir vor drei Jahren entschieden haben, als Verein mitzumachen. Ich mach’ das gerne, weil ich davon überzeugt bin, dass es zum Verein passt. Zum anderen habe ich kein Problem damit, wenn ich mich das eine oder andere Mal selbst verarsche. Ich bin nicht eitel, ich lache über meine dummen Sachen auch gerne."

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