"Solche Chaoten gehören vom Fußball vertrieben"

Grubeck traf im Herbst in der Youth League gegen Atletico Madrid.
Austria-Talent Valentin Grubeck erzählt dem KURIER, wie er von Rapid-Fans verprügelt wurde.

Seit Jänner 2013 spielt Valentin Grubeck für die Amateure der Wiener Austria. Zuvor ging der Unter-19-Teamspieler aus Schärding für die Fußballakademie Linz auf Torjagd. Der 19-Jährige gilt als große Stürmer-Hoffnung. Mit drei Toren in der UEFA Youth League gegen Atletico Madrid und Zenit St. Petersburg machte er im Herbst auch international auf sich aufmerksam. Nun geriet er in die Schlagzeilen, weil er am Donnerstag vor der Generali-Arena von Rapid-Anhängern verprügelt wurde. Der KURIER erreichte ihn am Freitag im Spital.

KURIER: Herr Grubeck, was ist am Donnerstag passiert? Können Sie die Vorfälle schildern?
Valentin Grubeck:
Wir hatten Training mit den Austria Amateuren, ich war danach als einer der ersten draußen nach dem Duschen und war zu Fuß auf dem Weg zur Bushaltestelle, weil ich heimfahren wollte. Ich war ins Handy vertieft, weil ich gerade meine Eltern anrufen wollte. Daher habe ich erst spät aufgeschaut und die 15 bis 20 Personen erkannt. Sie hatten Kapuzenpullis auf und waren vermummt.

Was ist dann passiert?
Der Großteil ist Richtung Stadion gelaufen, zwei sind in meine Richtung abgebogen. Sie haben gerufen und gefragt, ob ich zu der Gruppe dazugehören würde und ob ich Austria-Fan bin. Ich habe gar nichts geantwortet. Einer hat mich dann niedergerissen. Ich bin auf dem Boden gelegen und sie haben auf mich eingetreten. Ich hab’ nur geschaut, dass ich meinen Kopf schütze. Die Rippen und der Rücken tun mir ziemlich weh. Ich habe starke Prellungen, mein Knie wird noch untersucht.

Hatten Sie einen Austria-Trainingsanzug an?
Nein, ich war in Zivilkleidung unterwegs. Ein Wahnsinn, dass so etwas passiert. Das ist einfach nur traurig. So etwas hat beim Fußball nichts verloren. So wird das Image des Sports und auch des Vereins doch nur zerstört. Rapid steht eigentlich für gute Fans und tolle Stimmung im Stadion. Aber durch solche Idioten wird alles zerstört. Ich war noch nie in meinem Leben in eine Rauferei oder etwas ähnliches verwickelt. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte.

Was sollte jetzt passieren?
Solche Chaoten gehören vom Fußball konsequent vertrieben. Jede Verbindung zu den Vereinen gehört abgekappt. Die schaden einfach nur.

Die Austria steht kurz vor dem Wiener Derby am Sonntag gegen Rapid unter Schock. Der bei der Austria unter Vertrag stehende U19-Nationalspieler Valentin Grubeck ist am Donnerstagabend zwischen 20.00 und 21.00 Uhr nach dem Training der Amateurmannschaft auf dem Parkplatz der Generali Arena brutal verprügelt und verletzt worden.

Die Polizei hat am Freitag die Attacke bestätigt. Wie Polizeisprecherin Adina Mircioane sagte, wurde ein Verdächtiger kurz nach dem Überfall festgenommen. Weder der mutmaßlich Beteiligte an der Attacke noch das Opfer wurden bisher einvernommen. Die Polizei sprach davon, dass sie Informationen über 10 bis 15 Angreifer erhalten habe, denen es möglicherweise auch um den Rucksack des 19-Jährigen gegangen sein könne.

Prellungen

Grubeck war laut Mircioane am Freitag im Krankenhaus, um den Grad seiner Verletzungen abklären zu lassen. Laut seinem Klub hat sich der Stürmer u.a. Prellungen im Rücken-und Brustkorb-Bereich zugezogen. Zudem folgen am Freitag weitere Untersuchungen, ob sich Grubeck auch noch schwere Knieverletzungen zugezogen hat und länger ausfällt.

Für das Wiener Derby am Freitagabend im Hanappi-Stadion zwischen den Amateur-Teams von Rapid und Austria fällt er auf jeden Fall aus. Die Sicherheitsvorkehrungen für das Match der Amateure sowie das Duell der Kampfmannschaften am Sonntag (15.00 Uhr) in der Bundesliga werden laut Austria noch einmal erhöht. Mindestens 400 Polizeibeamte und 200 Ordner sollen Ausschreitungen verhindern.

Reaktion

Rapid reagierte in einer Presseaussendung auf die Vorfälle und verurteilte die Attacke auf den jungen Spieler. "Trotz (noch) fehlender detaillierter Informationen zu den Geschehnissen möchte der SK Rapid auf diesem Wege wiederholt klarstellen, dass Gewalt, egal ob gegen Fans, bzw. gar Spieler oder Funktionäre, auf das Schärfste zu verurteilen und nicht akzeptabel ist. Die mutmaßlichen Täter müssen mit strikten Konsequenzen rechnen, so sie tatsächlich in irgendeinem Naheverhältnis mit dem Klub (zb Vereinsmitglieder, Jahreskartenbesitzer, Fanklubmitglieder etc. mit Vereinsausschluss, Entzug der Mitgliedschaft, Stadionverboten, etc.) stehen", gab Rapid bekannt.

"Gewalt darf im Umfeld des SK Rapid keinen Platz haben! Der SK Rapid wünscht dem verletzten Spieler der Austria Amateure auch auf diesem Wege rasche Genesung!", so die Hütteldorfer.

Noch am Mittwoch hatten Spieler von der Austria (Dilaver, Stankovic) und Rapid (Trimmel, Sonnleitner) vor 270 Schülern im 21. Bezirk versichert, dass bei aller sportlichen Rivalität ein friedliches, respektvolles Miteinander zu dominieren habe. Und dann werden just nach dieser wunderbaren Veranstaltung und just vor dem Wiener Derby der Fair-Play-Gedanke und ein schuldloses Austria-Talent brutal mit Füßen getreten.

Gleichgültig, ob es acht, zehn, zwölf oder 15 Vermummte waren, die über Nachwuchs-Nationalspieler Grubeck herfielen, gleichgültig, ob die Rapid-"Fans" ihr violettes Opfer überhaupt gekannt haben oder nicht – die Aktion war brutal und widerlich feige.

Doch was wird passieren?

Wieder müssen Außenstehende (fälschlicherweise) glauben, dass sich nur Rowdys beim Fußball herumtreiben.

Wieder werden Anhänger des Stadtrivalen Rache schwören.

Wieder werden Hardcore-Fans, sobald ein Schläger verurteilt wird, Spruchbänder gegen Polizei und Medien spannen.

Und wieder wird es auch Funktionäre geben, die selbst die jüngste Schandtat noch verniedlichen.

In Wahrheit haben sie Angst vor einer aggressiven Minderheit. Rapid-Kapitän Steffen Hofmann hingegen spricht von einer Katastrophe für den Sport und fordert harte Strafen für die Übeltäter. Bedenklich, dass ihm allein für diese Aussage symbolisch eine Tapferkeitsmedaille gebührt.

Sehr geehrter Herr Grubeck!

Mit großer Bestürzung mussten wir von der unentschuldbaren und brutalen Attacke auf Sie am Donnerstag am Gelände des FK Austria Wien erfahren. Diese Aktion verurteilt der SK Rapid selbstverständlich auf das Allerschärfste, sie ist nicht zu tolerieren und absolut inakzeptabel.

Im Namen des SK Rapid darf ich Ihnen versichern, dass wir an einer restlosen und raschen Aufklärung dieses kriminellen Zwischenfalls in höchstem Maße interessiert sind und auf volle Kooperation mit den ermittelnden Behörden setzen. Sie dürfen hundertprozentig sicher sein, dass der SK Rapid gegen überführte Täter all jene Konsequenzen und Sanktionen durchsetzen wird, die möglich sind. Sollten diese tatsächlich im Umfeld unseres Vereins zu finden sein, drohen nicht nur bundesweite Stadionverbote, sondern gegebenenfalls auch Vereinsausschluss und/oder Entzug von Mitgliedschaften.

Zudem erwarten wir, dass Exekutive und Judikative gegen diese Personen, die nicht nur dem SK Rapid und seinen hunderttausenden Fans, sondern dem Gesamtimage des von uns allen so geliebten Fußballsportes in Österreich schaden, mit aller gebotenen Härte und Konsequenz vorgehen. Gewalt darf gerade im Umfeld des Fußballs keinen Platz haben, so groß kann die berechtigte sportliche Rivalität gar nicht sein!

Wir wünschen Ihnen auf alle Fälle eine sehr rasche Genesung und in weiterer Folge viel Erfolg in Ihrer noch jungen Laufbahn als Sportler.

Mit sportlichen Grüßen

Michael Krammer
Präsident SK Rapid

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