Lizenzlos in der Krise: Ist die Wiener Austria noch zu retten?

Lizenzlos in der Krise: Ist die Wiener Austria noch zu retten?
Die Veilchen erhielten in erster Instanz keine Lizenz. Es gibt nur noch wenige Rettungsanker, sonst geht es in eine Amateurliga.

Ein Sonntag im Herbst 2021, 10.30 Uhr: Die Wiener Austria und der FavAC bitten zur Favoritner Derby-Matinee.

Bis vor kurzem konnten Austria-Fans über diesen Gag noch lachen, seit Dienstag ist diese Vorstellung einem realistischen Szenario einen großen Schritt näher gekommen. Denn den Violetten wurde in der ersten Instanz die Liga-Lizenz für die kommende Saison verweigert. Maximal acht Tage bleibt Zeit, die erforderlichen Unterlagen nachzureichen.

Ab Dienstagnachmittag war Feuer am Dach der Generali Arena, die Austria-Führung machte das, was sie in unangenehmen Situation gewöhnlich macht – sie tauchte unter. Sowohl Präsident Frank Hensel, der via Vereinsaussendung ein Statement abgab, als auch Noch-AG-Vorstand Markus Kraetschmer, einer der Hauptverantwortlichen der aktuellen Situation, in jene die Wiener Austria über Jahre mit Anlauf hineingesprintet ist.

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Zwei Rettungsanker

Es existieren zwei Szenarien zur Rettung der Austria, die den Gang in die Regionalliga oder Wiener Stadtliga verhindern können. Erstens, wenn die erforderliche Bankgarantie bis zum 21. April nachgereicht wird. Zuletzt versuchte man sogar in Saudi-Arabien sein Glück, um eine Bank zur Garantie zu bewegen. Es wird ein Wettlauf mit der Zeit.

Zweitens könnte die in der Bundesliga im vergangenen Jahr beschlossene „Corona-Insolvenz“ der Rettungsanker sein. Aufgrund der Ausnahmesituation in der Pandemie würde ein Klub, der Insolvenz anmeldet, nicht aus der Liga verbannt, sondern nur mit dem Abzug von sechs Punkten und einem Transferverbot bedacht. Davon könnte die Austria Gebrauch machen – sofern das Sanierungsverfahren bis 3. März 2022 abgeschlossen ist, wie Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer am Dienstagabend im ORF bestätigte.

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Viele Baustellen

Der Baustellensommer beginnt in Wien-Favoriten also mitten im Frühjahr, die Austria weiß aktuell nicht, welche Baustelle sie zuerst angehen soll. Die Trainerfrage hat Peter Stöger am vergangenen Wochenende schon mit seinem Abgang beantwortet und damit rechtzeitig verhindert, dass manche aus der Führungsriege ihm den „schwarzen Peter“ umhängen, hätte er die Entscheidung erst nach der Lizenzverweigerung bekannt gegeben. Somit befindet sich der Verein wieder einmal auf der Suche nach einem neuen Trainerteam.

Die Verunsicherung bei den Spielern ist noch weiter gestiegen, die Geduld bei den anstehenden Vertragsverhandlungen wird sich ab sofort in Grenzen halten. Es drohen somit auch im Kader einige Abgänge, weil die Ungewissheit in den kommenden auch nicht völlig ins Abseits gestellt werden kann.

Der Vertrag von Markus Kraetschmer, so wurde in der vergangenen Woche verkündet, soll in die Verlängerung gehen, die Details wurden jedoch nicht ausgehandelt. Da der Unmut und die Unruhe in den Gremien abrupt gestiegen sind, ist der Verbleib von Kraetschmer nach doch nicht gesichert. Die meisten Fans fordern ohnehin seinen Rücktritt, sehen in ihm den „Schuldigen“ der misslichen Lage. Eine Online-Petition violetter Fans rief zum Rücktritt des Vorstandes auf. Tausende beteiligten sich sofort.

Lizenzlos in der Krise: Ist die Wiener Austria noch zu retten?

Sur-real

Luka Sur, Repräsentant des strategischen Partners Insignia, sprach via Instagram zu den violetten Fans und machte dabei klar, dass das Unternehmen mit dem Erhalt der Lizenz nichts zu tun hätte. Man werde aber die Austria als Verein weiterhin unterstützen, sofern der Klub die nötigen Unterlagen für die Lizenz vorlegen kann. Falls nicht, erfolgt dann der frühe Schlusspfiff einer kurzen Partnerschaft?

Selbst wenn eines der beiden beschriebenen Szenarien zur Rettung der Austria eintritt, die laufenden Kosten während der kommenden Saison verschwinden nicht, allen voran die Kreditzahlungen wegen des Stadionbaus. Ob des bescheidenen Budgets für die Kampfmannschaft wäre das Saisonziel ohnehin der Klassenerhalt. Die Alternativen wären ein Derby gegen den FavAC oder die Vienna. Oder im besten Fall in der Ostliga gegen den Sport-Club.

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