ÖFB-Kicker Schlager: Der Wirt, den man auf der Rechnung hat

Xaver Schlager hat wieder den Ball im Fokus
Der Teamspieler hat in seiner Heimat ein Gasthaus eröffnet. Im Team schenkt er nach überstandenem Kreuzbandriss wieder kräftig ein.

Xaver Schlager sitzt gerne im Wirtshaus. Da ist es nicht ganz überraschend, dass er sein Eigenes eröffnet hat. Das „Landgasthaus Dorfrichter“ in seiner niederösterreichischen Heimatgemeinde St. Valentin nahe der Westautobahn ist seit Anfang April eröffnet. „Es rennt sehr gut“, freut sich Xaver Schlager, der dafür einen bestehenden Vierkanthof gemeinsam mit einem Geschäftspartner gekauft und restauriert hat.

Zum Servieren oder Bier ausschenken hat der Leipzig-Legionär selbst natürlich keine Zeit. Deshalb steht sein Vater Uwe als Wirt hinter der Theke. „Der Wirtshausbetrieb wird immer schwieriger“, sagt der 27-jährige Xaver. Familienbetriebe sieben Tage die Woche zu führen sei für viele zu einem zu großen Aufwand geworden. „Wir wollten das machen, weil wir dafür stehen, dass Wirtshäuser am Leben bleiben.“ Das sei ihm besonders in seiner Heimat ein Anliegen. „Das versuche ich meiner Stadt zurückzugeben. Es soll ein Treffpunkt sein, wo man zusammensitzt und Spaß haben kann und wo man dann ein bisserl aus seinem alltäglichen Rad herauskommt.“

Das Rad des Alltags ist bei Xaver Schlager aktuell wieder der Profifußball, nachdem er aufgrund seines zweiten Kreuzbandrisses im Mai 2024 nicht nur die vergangene Europameisterschaft verpasst hat. Erst vor wenigen Tagen, beim 2:0-Sieg von Leipzig gegen Heidenheim am Samstag, spielte Schlager erstmals seit seiner Verletzung wieder über die vollen 90 Minuten.

Der Bodenständige

Diese 90 Minuten zu spielen, sei ein großer Erfolg für ihn gewesen. Schlager gilt als außergewöhnlich bodenständig – eine Eigenschaft, die nach der langen Auszeit wohl noch stärker zum Vorschein kommt. Es sind die kleinen Dinge, die er nun noch mehr zu schätzen weiß. „In so einer Auszeit denkst du dir: Wenn ich je wieder Fußball spielen kann, wär’ das super.“

Davon sei er jetzt aber nun doch wieder ein Stück weit entfernt. Oder doch nicht? „Sobald man wieder regelmäßig spielt, reicht es ja nicht mehr zu sagen: Man will spielen.“ Doch diese gewonnene Demut will Schlager beibehalten. „Bei uns Menschen ist es so: Wenn jemandem etwas widerfährt, wird man schnell demütig. Dann verliert man diese Demut aber auch schnell wieder, wenn es besser läuft. Ich möchte aufpassen, dass ich diese Demut nicht verliere.“

Aus diesem Grund hat er nach der verpassten EM 2024 nun auch keine „Jetzt-erst-recht-Stimmung“ in Richtung der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr entwickelt. Dabei sein will er natürlich trotzdem. „Ich habe im letzten Jahr bei der EM viele schöne Momente mit der Mannschaft verpasst. Deshalb wäre es cool, wenn ich diese Momente wieder teilen könnte. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich sage: Ich muss.“

Gelassenheit ist eine Tugend. Deshalb wäre nun auch der erste Startelf-Einsatz im Nationalteam seit dem 6:1-Sieg gegen die Türkei im März 2024 für ihn nichts Außergewöhnliches. „Es ist mein Beruf. Es ist ein Spiel, auf das ich seit Langem hinarbeite. Ob ich dann in der Startelf stehe oder nicht, ist eine Trainerentscheidung.“

Das Kraftpaket

Doch dieser Trainer setzt bekanntermaßen recht gerne auf Xaver Schlager. Der Absolvent der Red-Bull-Akademie in Salzburg war bis zu seiner Auszeit nicht nur unumstrittener Stammspieler im Team, sondern so etwas wie der Musterschüler im hochintensiven Pressing-Fußball von Ralf Rangnick.

Und Kraftpaket Schlager wirkt nach der langen Auszeit noch muskulöser als zuvor. „Das ist nur ein Eindruck“, schmunzelt der 27-Jährige. „Ich bau’ schnell Muskelmasse auf, deshalb probiere ich es gar nicht, bei mir ist das gefährlich, dass ich dann zu viel habe. Ich will nicht zunehmen.“ Deshalb muss er aufpassen. Ob im Kraftraum, oder im Wirtshaus.

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