Neue Tugenden, alte Lieder: Wie das ÖFB-Team gewann und sang

Gregoritsch, Alaba und Baumgartner feierten mit den Fans
Österreichs Team stirbt nicht mehr in Schönheit. Gefeiert wurde zu „Strada del Sole“ und „I am from Austria“.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte Österreichs Team im Nations-League-Play-off in Wien gegen Serbien eine Fülle an Torchancen. Das Resultat? Man verpasste den Aufstieg. In Schönheit sterben nennt man Spiele wie diese auch im Fußball-Jargon.

Ein halbes Jahr später ist alles anders. Österreich steht nach vier Partien in der WM-Qualifikation mit vier Siegen da. Zustandekommen sind vor allem die jüngsten beiden Erfolge nicht durch ein massives Chancenplus. Österreichs Team musste kämpfen, selbst gegen Zypern und vor allem in Bosnien-Herzegowina.

Vielleicht fühlen sich die beiden Siege deshalb für die Spieler noch besser an. Erschöpft, aber glücklich verließen sie in der Nacht nach dem 2:1-Sieg in Zenica das Stadion in Richtung Teambus. Jeder Einzelne mit einem Pizzakarton in der Hand.

"Dreckig gewonnen"

Einer, der trotz des Hungers bei den wartenden Journalisten stehen blieb, war Xaver Schlager: "Es war ein sehr schwieriges Spiel unter sehr schwierigen Bedingungen, weil es uns der Gegner sehr schwer gemacht hat. Aber wir haben gut dagegen gehalten und auswärts dreckig gewonnen. Das ist das Wichtigste.“

"Dreckig" gewinnen, auch das ist eine Qualität im Fußball. Und im Falle der Österreicher eine neu gewonnene nach den jüngsten Erfahrungen im März gegen Serbien.

Der Kapitän pflichtete seinem Kollegen bei. „Ich habe schon gesagt, dass man das Zypern-Spiel nicht so schlecht bewerten darf. Rumänien hat jetzt 2:2 gespielt gegen Zypern. Wir wussten aber trotzdem, dass wir in Bosnien eine Schippe drauflegen müssen“, sagte David Alaba, und hatte damit Recht (eine Schaufel hätte es vielleicht auch getan).

Das Vorhaben ist schließlich gelungen. „Ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Noch zufriedener mit dem Ergebnis“, sagte Alaba.

Gewonnene Reife

Dass man in Zenica in den ersten 15 Minuten nicht nach Wunsch gestartet ist, sei nicht auf die aufgeheizte Stimmung zurückzuführen. „Nein, wir sind ruhig geblieben in diesen Situationen, wo es emotional in die andere Richtung gehen kann. Da haben wir die Reife gezeigt, die wir mittlerweile haben.“

Eine weitere Qualität, die aber nicht unbedingt neu ist, hat Christoph Baumgartner ausgemacht. „Es war ein Kampf von der ersten bis zur letzten Minute. Was uns aktuell auszeichnet, ist, wie wir zusammenstehen als Mannschaft, zum Beispiel nach dem schnellen Ausgleich.“

Zusammengestanden ist man den Erzählungen zufolge dann auch in der Kabine beim Feiern, wie Baumgartner schilderte. „Es ist um extrem viel gegangen. Da hat man in der Kabine gemerkt, was für ein Druck da abgefallen ist, welche Freude da war. Es ist schon geil, wie sich jeder mit unserem Land identifiziert. Wenn man ’Strada del Sole’ aufdreht oder ’I am from Austria’, steht jeder auf und das ist echt was Gutes.“

Wie lange die Feierlichkeiten andauerten, ehe sich die Spieler Mittwochfrüh wieder voneinander verabschiedeten und von Sarajevo aus in verschiedenste Richtungen flogen, das weiß man nicht genau. Michael Gregoritsch sagt: „Wir haben ein Riesenziel vor Augen. Wenn man Zwischenschritte erreicht, darf man auch feiern.“

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