ÖFB-Verteidiger Danso: "Will das Mann gegen Mann mit Messi lösen"
Kevin Danso sorgte im Sommer für einen Aufreger. Weil er aus dem Trainingslager abgereist war, warf Augsburg dem Verteidiger Streik vor. Der 23-Jährige, der in Voitsberg geboren wurde und mit sechs Jahren nach England ging, sieht das ganz anders. Und zeigt nach dem doch noch geglückten Wechsel nach Frankreich groß auf: Der U-21-EM-Teilnehmer ist beim RC Lens Stammspieler.
Als Abwehrchef stemmt er sich Samstag gegen den Pariser Superangriff mit Lionel Messi und Kylian Mbappé.
Auf Sie wartet der berühmteste Sturm der Welt. Auf wen freuen Sie sich am meisten?
Auf Messi genauso wie auf Mbappé. Am liebsten würde ich auch noch gegen den leider verletzten Neymar spielen. Ich wollte immer schon Profi werden, um mich mit den Besten messen zu können. Wenn du solche Spieler oft im TV siehst, weißt du ungefähr, was dich erwartet. Aber auf dem Feld wird es sicher noch einmal anders und intensiver. Genau von solchen Duellen kann ich lernen. Ich will das auch Mann gegen Mann lösen, brauche in unserer Dreierkette aber sicher Verstärkung.
Das Fachmagazin L'Équipe hat Sie unter allen Neuzugängen der Ligue 1 unter 25 Jahren in die Top 10 gereiht. Sind Sie überrascht, wie gut es in und mit Lens läuft?
Genau deswegen bin ich hierher gekommen, ich habe mir das durch meine Leistungen auch verdient. Lens hat mich vor einem Jahr beim U-21-Team in der Türkei erstmals beobachtet. Danach haben sie klargemacht, dass sie auf mich bauen werden.
Die französische Liga ist nicht nur wegen der starken Physis, sondern auch wegen der taktischen Anforderungen für viele Österreicher eine große Herausforderung gewesen. Wie geht es Ihnen mit der Sprache?
Ja, die Liga ist richtig stark, es gibt viele Talente mit enormer Qualität. Mir hilft, dass ich in der Schule in England neun Jahre lang Französisch gelernt habe. Jetzt probiere ich es einfach, ich bin nicht schüchtern. Manchmal ernte ich Lacher für Wörter, die nicht passen, aber ich lerne jeden Tag dazu. In einem halben Jahr würde ich gerne auch Interviews auf Französisch geben.
Gar nichts mehr verstanden haben Sie am Ende in Augsburg. Warum konnte der Transferstreit so eskalieren?
Mir wurde versprochen, dass sie sich mit einem passenden Angebot beschäftigen, wenn es aus dem Ausland kommt. Sie wollten dann aber trotzdem nicht über Lens reden. Das hat mich extrem enttäuscht, aber es ist noch für alle Seiten gut ausgegangen, und ich freue mich über jeden Erfolg von Augsburg.
Dansos Bruder Emanuel, der Kevin berät, bringt sich ins Gespräch ein. Er erzählt von nicht erfüllten Erwartungen, die zu einer Leihe nach Southampton geführt haben. Auf ausdrücklichen Wunsch von Augsburg wurde danach einer Leihe nach Düsseldorf zugestimmt. Als mehrere Bundesligisten den sechsfachen Teamspieler kaufen wollten, blockte Augsburg ab. Ähnliche Erfahrungen machten die ÖFB-Kollegen Hinteregger und Gregoritsch. Ob am Ende Danso aus dem Trainingslager geflüchtet ist oder heimgeschickt wurde, unterscheidet sich nach Betrachter.
Denken wir an die Fan-Sicht: Da wird auf ein Abo gespart, und dann will ein Spieler, der viel mehr Geld verdient, den Vertrag, den er freiwillig unterschrieben hat, nicht mehr erfüllen. Wie können Sie einem Augsburg-Fan erklären, warum das nicht enttäuschend und unsportlich sein soll?
Ich sehe das wie bei jedem anderen Job: Wenn du keinen Spaß mehr hast und merkst, dass dir das nicht mehr guttut, dann musst du etwas anderes suchen. Ich hätte mir selbst geschadet, weil ich ein Topspieler werden will. Dafür muss ich spielen. Augsburg hat mich nur als Reservist gesehen, wollte mich aber auch nicht verkaufen. Ich wollte aber nicht streiken. Es war eine Entscheidung für mich, nicht gegen Augsburg.
Sie haben bei der U-21-EM 2019 in Italien stark gespielt. Ihr letzter Einsatz im A-Team gegen Brasilien ist hingegen schon über drei Jahre her. Wie konnte das passieren?
Ein Grund war sicher, dass ich in Southampton nicht viel gespielt habe. Das Brasilien-Spiel fühlt sich aber immer noch wie gestern an. Jeder Teameinsatz ist für mich ein Highlight. Das Team steht bei mir ganz oben. Ich möchte unbedingt zur WM und hoffe, dass ich in den Play-offs wieder dabei bin.
Mit Gegner Wales verbindet Sie ...
... dass ich dort 2017 mein Debüt im A-Team gegeben habe. Und dann konnte ich auch noch mein Trikot mit Gareth Bale tauschen. Das hängt noch bei mir zu Hause.
Sie wollten von Voitsberg aus die Fußball-Welt erobern. Wo soll es noch hingehen? Haben Sie große Träume, oder sind Sie Realist?
Ich glaube, dass meine Träume realistisch sind. Als Erstes kommt: Die WM mit Österreich gewinnen, natürlich (lacht). Klar ist: Mit Lens erfolgreich sein, irgendwann in der Premier League bei einem Top-Klub als Stammkraft spielen. Auch im Europacup will ich Erfolge feiern. Wenn England nicht passt, kann es auch Real oder Barcelona sein (lacht). Dazu soll es mit Österreich Teilnahmen an der WM und EM geben. Daran glaube ich.
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