Viel Bauchgefühl in Kollers Antrittsrede

Da ist das Ding: Kollers Unterschrift hat endlich den Weg unter den neuen Vertrag beim ÖFB gefunden.
Der Schweizer erklärt seine Entscheidung für Österreichs Fußball-Team und spart nicht mit Emotionen.

Kaum war klar, dass Marcel Koller dem österreichischen Nationalteam als Chef erhalten bleibt, brachen die Dämme. Eine Flut der positiven Reaktionen erreichte den ÖFB: 11.000 Menschen äußerten ihre Meinung, und mehr oder wenig genauso viele ließen via Internet ausrichten, dass die Entscheidung des Schweizers „gefällt“.

Da saß er also: Marcel Koller, der schon verloren geglaubte Teamchef. Mit bis 2015 verlängertem Vertrag, als Hoffnungsträger, Österreich zur EM 2016 nach Frankreich zu geleiten. Und Koller klärte auf, warum er sich dazu entschieden hat. Gewohnt ruhig und sachlich, aber auch bereit, einen Blick in sein Innerstes zu gewähren. „Ich musste in mich gehen, um zu spüren, was für mich wichtig ist, um zu erkennen, was ich wirklich möchte.“ Die Schwankungsbreite in seiner Gedankenwelt: Ja zu Österreich, doch die Schweiz, Österreich ...

Entschieden wurde Kollers innerer Kampf in seinem Bauch. So ein Gefühl eben. Klar, die Schweiz ist weiter vorne, fährt zu WM, „aber dann habe ich mir gedacht, ich kann doch nicht dauernd sagen, ein Nationalteam zu betreuen, braucht Zeit. Und dann gehe ich nach zwei Jahren. Das ist zu wenig für ein Team mit Potenzial, das man sicher noch weiter nach vorne bringen kann.“

Doch den „letzten Rest“ gaben Koller wohl die Überredungskünste seiner Spieler, die Aufforderungen, doch zu bleiben, aus der Fanszene und auch aus dem Kreis der ÖFB-Mitarbeiter. Koller: „Das konnte ich nicht kalt wegschmettern. Früher habe ich meine Entscheidungen immer nach sportlichen Gesichtspunkten getroffen, aber dieses Mal sind die Emotionen dazugekommen.“ Geld sei schon gar nicht die Triebfeder gewesen.

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Verwunderung

Dass eine Zeitung, die sich so nennt, wie dieses Land heißt, seinen Rückzug in die persönliche Entscheidungsfindung („Ich habe mich 14 Tage lang abgekapselt“) mit miesen Kommentaren (z. B. Koller begehe „Verrat“) begleitet hat, erzeugt Kopfschütteln. „Wie kann man Geschichten erzählen, ohne sich darüber zu informieren? Das ist Rufschädigung“, sagt Koller. Er sei gespannt, was in den nächsten Tagen passiert.

Damit ist der Ball zum ÖFB weitergespielt: Ein Anwalt wird sich mit der Angelegenheit befassen. ÖFB-Präsident Leo Windtner erkennt jedenfalls eine klare „Diffamierung“, der Teamchef könne sich auf die volle Unterstützung seitens des Verbandes verlassen.

Viel Bauchgefühl in Kollers Antrittsrede
Austrian national soccer team coach Marcel Koller conducts a training session in Munich September 5, 2013. Austria will play a World Cup qualification match against Germany on September 6. REUTERS/Michael Dalder (GERMANY - Tags: SPORT SOCCER)
Überhaupt bleibt festzustellen, dass sich alle Seiten in den vergangenen Wochen in der Mission „Kollers Vertragsverlängerung“ sehr professionell und unaufgeregt verhalten haben. ÖFB-Generaldirektor Alfred Ludwig: „Es wäre ein Frevel gewesen, jemanden unter Druck zu setzen, der vor der schwierigsten Entscheidung in seiner bisherigen Fußball-Karriere steht.“

Warum er vom Schweizer Verband als fast fixer Hitzfeld-Nachfolger angekündigt wurde, ist Koller ein Rätsel: „Das müssen sie den Schweizer Verband fragen. Wir sind ein Mal zusammengesessen, das war alles.“

Nächste Aufgabe

Kollers nächste Amtshandlungen werden im Trainingslager in Alicante (Spa) stattfinden, am 19. November trifft Österreich auf die USA. Freundschaftlich zwar, aber wichtig, um punktemäßig vielleicht doch in Topf 3 zu rutschen. Was wiederum wichtig wäre für die EM-Qualifikation.

„Wir werden alles tun, um uns zu qualifizieren. Versprechen kann ich es aber nicht.“ Da ist er wieder, der Realist Marcel Koller.

Leo Windtner freut sich über den Verbleib von Marcel Koller. (Quelle: FastCast)

EURO 2016

Die 15. Endrunde der Fußball-Europameisterschaft findet vom 10. Juni bis zum 10. Juli 2016 in Frankreich statt. Erstmals werden 24 statt wie bisher 16 Mannschaften an dem Turnier teilnehmen.

EM-Qualifikation

Fix qualifiziert für die EURO 2016 ist bisher nur Gastgeber Frankreich. Die restlichen 23 Plätze werden von August 2014 bis November 2015 in der Qualifikation vergeben. In welchem Modus, ist noch nicht geklärt. Fix ist bisher nur, dass die Auslosung der Qualifikationsgruppen am 23. Februar 2014 im Palais des Congrès Acropolis in Nizza stattfinden wird – und dass erstmals Gibraltar in der Qualifikation mit dabei sein wird.

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