Rubin Okotie ist heiß auf Russland

Vieraugen–Gespräch: Okotie fühlt sich in München wohl.
Der Teamstürmer hat bei 1860 München zu alter Stärke zurückgefunden und meldet sich für die EM-Quali fit.

Er wirkt entspannt. Und erleichtert. Rubin Okotie kommt soeben von einer Untersuchung aus der Münchner Innenstadt und gibt Entwarnung – das Knie hält. Einem Einsatz im EM-Qualifikationsspiel gegen Russland steht also nichts im Wege.

Der KURIER besuchte den ehemaligen Austria-Stürmer auf dem Trainingsgelände von 1860 München. In der Trattoria unmittelbar neben dem Klubhaus ist die Stimmung gut, Trainer Markus von Ahlen scherzt mit Okotie, wirkt stolz auf seinen Stürmer.

Kein Wunder, hat der 27-Jährige für die noch zahmen Löwen in dieser Saison immerhin schon acht Tore erzielt. Am Montagabend ging er bei der 0:1-Heimniederlage gegen Fortuna Düsseldorf allerdings leer aus. Im Nationalteam hatte er zuletzt gegen Montenegro das Siegestor erzielt. "Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sich alles in diese Richtung entwickelt." Denn die Karriere von Rubin Okotie hing nach einer Knie-Operation wegen eines starken Knorpelschadens am berühmten seidenen Faden.

Die Wende

Zunächst suchte er in Nürnberg sein Glück, fand es aber nicht. Das Knie streikte. "Jedes Mal, wenn das Training begonnen hat, hoffte ich, dass es so schnell wie möglich wieder vorbei ist. So große Schmerzen hatte ich." Okotie verging das Lachen. "Wenn das, was dir Spaß macht, dir nur mehr weh tut, dann zweifelst du. Ich hatte nicht mehr den Glauben, dass ich noch der Spieler werden könnte, der ich eigentlich bin."

Zwei Faktoren brachten ihn aber wieder auf den richtigen Weg zurück: Zunächst arbeitete er in Antwerpen mit einem Physiotherapeuten sechs Stunden täglich zusammen. Später wechselte er von der Austria nach einem Zwist mit Trainer Bjelica zu Sønderjysk Elitesport. "Der Schritt nach Dänemark war sehr wichtig und richtig. Die Erfolgserlebnisse dort haben mir den Glauben gegeben, dass es wieder klappen kann."

Im Sommer erfolgte der Wechsel zu den Löwen nach München, wo Okotie endgültig seinen alten Biss wieder gefunden hat. Mit seiner Verlobten Vanessa und Sohn Tiamo-Romero, der im September zur Welt kam, wohnt Okotie 700 Meter vom Trainingsgelände entfernt. "Im Sommer bin ich immer mit dem Rad zur Arbeit gefahren", lacht er. Obwohl das Gelände der Bayern in der Säbener Straße nur 300 Meter entfernt liegt, blieb bisher keine Zeit für einen Kurzbesuch bei seinem Freund David Alaba. "Wir schreiben uns und telefonieren miteinander. Nur ein Mal sind wir auf einen Kaffee gegangen, als unserer früherer Trainer Herbert Gager zu Besuch war."

Okotie wirkt reifer und demütig. Die Rückschläge haben ihn geprägt. "Ich bin froh, dass es privat und sportlich so läuft. Nichts ist selbstverständlich."

Sein Ziel, in der Deutschen Bundesliga zu spielen, hat er nicht aus den Augen verloren. "Am Liebsten natürlich mit den Löwen, wenn der Aufstieg gelingt."

Privates:
Rubin Okotie wurde am 6. Juni 1987 in Karatschi (Pakistan) als Sohn einer Österreicherin und eines Nigerianers geboren. Die ersten vier Lebensjahre verbrachte er in Barcelona, ehe die Familie nach Wien zog. Okoties Sohn Tiamo-Romero kam am 9. September 2014 zur Welt.

Karriere:
Austria Amateure (55 Spiele/19 Tore), Austria (57/21), Nürnberg (4/0), Nürnberg Amateure (7/1), St. Truiden (9/1), Austria (13/1), Sønderjysk Elitesport (15/11), 1860 München (12/8). Okotie bestritt 7 Länderspiele und erzielte 1 Tor.

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