ÖFB-Star Arnautovic: "Hätte mir meine Zehen abschneiden müssen"
Der Bologna-Legionär vor dem Italien-Spiel über Dolce Vita, seine Erinnerungen an das EM-Achtelfinale und das immer noch schmerzvolle Verpassen der Weltmeisterschaft in Katar.
Marko Arnautovic spielt die zweite Saison in Bologna, er fühlt sich mittlerweile als halber Italiener. Was ihm an Italien und der Lebensweise gefällt? Arnautovic breitet theatralisch die Arme aus, sein Gesicht beginnt zu leuchten. "Einfach alles. Es ist alles so elegant, man hat Zeit, keinen Stress. Ein Glas Wein hier, ein Stück Käse dort, ein Espresso an der Bar. Das taugt mir einfach."
Dabei residiert er im Gegensatz zu seinem Teamkollegen und Landsmann Stefan Posch, der im Stadtzentrum einquartiert ist, an der Peripherie. Ähnlich wie György Garics, sein früherer Nationalteam-Kollege, mit dem ihn eine Freundschaft verbindet.
Feiner Zwirn
Arnautovic inhaliert dennoch das Lebensgefühl, lebt Dolce Vita und hat auch seinem Kleiderschrank eine italienische Note hinzugefügt. Zuletzt trat er beim NFL-Event in München im feinen, eleganten Zwirn auf. "Ich bin fast 34 Jahre alt, jetzt kann ich mich nicht mehr so anziehen wie früher. Das hat mir auch meine Frau gesagt."
Italien befindet sich wie Österreich bei der WM nur in der Zuschauerrolle. Für den vierfachen Weltmeister eine Tragödie. Arnautovic: "Damals haben sie ordentlich Kritik auf den Kopf bekommen, aber mittlerweile ist die WM in Italien kein Thema. Sie haben es vergessen und abgehakt. Also ich bekomme nichts mit in Bologna."
Das Wiedersehen mit der Squadra Azzurra ist für ihn keine Revanche für Wembley. Im Juni 2021 brachte Arnautovic Österreich im EM-Achtelfinale vermeintlich in Führung, ehe der Videoschiedsrichter das Tor annullierte. "Unmittelbar danach habe ich mir das Tor öfter angesehen. Zum VAR gibt es unterschiedliche Meinungen. Mir wäre damals lieber gewesen, wenn es ihn nicht gegeben hätte", sagt der Wiener mit einem Lächeln. "Oder ich hätte mir meine Zehen abschneiden müssen, dann wäre ich nicht im Abseits gestanden."
Vom sonntäglichen Test im Wiener Prater erwartet sich Arnautovic einiges. "Wir wollen unser Spiel aufziehen und gewinnen." Auch wenn er voll des Lobes für die Italiener ist: "Sie sind bekannt für ihre gute Defensive, stehen gut, machen die Räume gut zu und sind richtig gute Kicker." Der Test sei eine weitere Standortbestimmung. "Wir wollen auf das Niveau der Top-Nationen kommen, aber wir sind noch nicht dort. Daher müssen wir gegen solche Mannschaften performen."
Dass am Sonntag gleichzeitig die Weltmeisterschaft angepfiffen wird, berührt den Stürmer nur am Rande. "Natürlich tut es weh, dass wir nicht dabei sind. Einen echten Favoriten habe ich nicht, ich hoffe, dass Serbien weit kommt." Ob er sich auf einen Spieler besonders freut? "Ehrlich, das interessiert mich nicht. Es ist mir egal, wer dort besonders gut spielt. Ich hoffe nur, dass es für die Zuschauer eine gute WM wird."
Ab in den Urlaub
Für Familie Arnautovic geht es ab Montag zunächst einmal auf Urlaub. "Wenn mich meine Frau und die Kinder lassen, werde ich mir die eine oder andere Partie ansehen. Aber in erster Linie möchte ich den Urlaub genießen."
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