David Alaba steht im Westin La Quinta Hotel in Südspanien und wirft einen Blick auf die spanische Sporttageszeitung Marca, die elf aktuelle Spieler von Real Madrid nennt, die nach der Champions League auch die WM gewinnen könnten. "Das tut schon sehr weh", gesteht Alaba, der nicht mit von dieser elitären Partie ist.
Der 30-Jährige gewann in seiner außergewöhnlichen Karriere drei Mal die Champions League, darf sich deutscher und spanischer Meister nennen und nahm mit Österreich an zwei Europameisterschaften, aber an keiner Weltmeisterschaft teil. "Speziell jetzt, wo es bald losgeht, realisiert man, dass man nicht dabei ist. Das ist sehr bitter." Doch Alaba gibt ein Versprechen ab: "Sollte ich in den nächsten Jahren noch da sein, werden wir zur WM fahren. Nicht wegen mir, weil ich so viele Tore schieße, sondern weil ich von der Mannschaft überzeugt bin."
Mit der aktuellen WM hat sich der Real-Star noch nicht wirklich beschäftigt, zählt aber die üblichen Verdächtigen zum Favoritenkreis – und nennt Brasilien, Argentinien, Deutschland, Belgien, Spanien. Zur WM in Katar hat der Wiener eine klare Meinung, die er diplomatisch äußert: "Da sind wir eh einer Meinung, oder?"
Hemd und Hose
Während sich andere Nationen den WM-Feinschliff holen, testete Österreich gegen Andorra. Alaba ging nach dem Schlusspfiff zu den Fans, schenkte sein Trikot und auch seine Hose her. "Ein Bub wollte sie haben. Ich habe gewusst, was ich drunter anhabe. Es ist schon besonders, dass Fans zu so einem Match angereist sind. Dafür wollte ich mich bedanken."
Die Woche in der Nähe von Marbella bewertet der Verteidiger sehr positiv. "Du kannst die Philosophie noch mehr annehmen, nicht nur auf dem Platz. Dann sitzt du vor dem Video-Beamer und bekommst Eindrücke."
Abgeschlossen wird der Lehrgang mit dem Spiel gegen Italien am Sonntag in Wien. Erinnerungen an das EM-Aus 2021 im Londoner Wembley werden bei Alaba nicht mehr wach. "Das ist abgehakt. Wir stehen als Mannschaft ganz woanders und haben andere Ziele vor Augen. Die Einstellung, die wir jetzt haben, ist einfach eine ganz andere. Seit ich beim Nationalteam dabei bin, erlebe ich stets eine Entwicklung. In den Köpfen sind wir weiter, so nehme ich das wahr. Das ist auch der Schlüssel für die Entwicklung. Wir haben einen Hunger, das fühlt sich sehr gut an."
Erfolgreicher Abschluss
Jetzt gilt es, satt zu werden. Die Vorfreude auf Italien ist bei Alaba groß. "Wir spielen daheim in Wien gegen den Europameister, daher ist es ein besonderes Spiel. Wir wollen das Jahr erfolgreich beenden."
Am Montag schon verabschiedet sich Alaba samt Familie für zwei Wochen in den Urlaub, ehe er bei Real Madrid wieder antanzen muss. La Liga findet Ende Dezember ihre Fortsetzung.
Österreichs Gegner Italien kommt mit einer Mannschaft, die Teamchef Roberto Mancini seit der verpassten WM einer Verjüngungskur unterzogen hat. So debütierte zuletzt Simone Pafundi von Udine beim 3:1-Sieg im Test gegen Albanien. Mit 16 Jahren und 247 Tagen avancierte der Offensivmann aus dem Friaul zum jüngsten italienischen Teamspieler seit 1911, also mehr als 100 Jahren. Dabei hat er erst 22 Minuten für Udinese in der Serie A gespielt. Als Italien seinen bisher letzten WM-Titel erobert hat, war Pafundi gerade einmal drei Monate alt.
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