Konnten Sie sich damals vorstellen, dass Sie jemals zu einer EM fahren würden?
Nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin. Umso mehr erfüllt es mich mit Stolz, dass ich jetzt Teil dieses Nationalteams bin.
Sie kommen aus der Gemeinde Frankenburg in Oberösterreich. Wie haben Sie mit dem Fußball begonnen?
Schon früh, mit vier oder fünf. Und ich habe in allen Burschenmannschaften gespielt, bis ich 15 war.
Manche Ihrer Teamkolleginnen haben die Erfahrung gemacht, dass dabei die Unterstützung der Mädchen nicht immer ideal war.
Das kann ich nicht sagen. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass alle Trainer auch hinter mir stehen. Ich habe auch von klein auf alles dem Fußball untergeordnet.
Danach kamen Sie in Frauenteams und in die Akademie nach St. Pölten. Mit 19 sind Sie dann ins Ausland.
Es war klar, dass ich mit Ende der Akademie nach Deutschland will. Ich habe durch Nicole Billa Kontakt zu Hoffenheim gehabt und bekam dort nach einem Probetraining einen Vertrag.
Diesen Winter kam dann der Wechsel zum englischen Topklub Arsenal. Ein Traum?
Ich habe mit Hoffenheim in der Champions League gegen Arsenal gespielt, dabei haben sie mich gesehen. Es war ein Glück, dass ich mich auf dieser großen Bühne präsentieren konnte.
Für viele kam der Wechsel dann doch überraschend. Auch für Sie?
Für mich fühlt sich das noch immer etwas surreal an, dass ich meinen Traum leben kann. Ich konnte es bis zum letzten Tag nicht so richtig glauben, bis ich wirklich im Flieger nach London gesessen bin. Ich habe bis heute noch immer ein Grinsen im Gesicht.
Wie geht’s Ihnen in England?
Ich fühle mich megawohl. Arsenal ist ein Riesenklub, die individuelle Qualität der Spielerinnen ist überragend. Wir können jedes Team der Welt schlagen. Ich kann mir vorstellen, langfristig zu bleiben und Titel zu gewinnen.
Was ist der Unterschied zum deutschen Fußball?
Der deutsche Fußball ist taktisch und mannschaftlich ausgerichtet. In England geht alles physischer und schneller zu, da musst du schneller entscheiden, da ist noch mehr individuelle Qualität gefragt. Dadurch und durch die Konkurrenz musst du jedes Training 110 Prozent geben.
Im Juli ist dann die EM in England. Hat man das im Vorfeld mitbekommen?
Die mediale Präsenz des Frauenfußballs insgesamt ist schon größer. Es wurde viel investiert.
Sie haben mit zwei Klubs in der seit dieser Saison neuen Champions League samt Gruppenphase gespielt.
Da hat die UEFA eine Plattform geschaffen, die sich der Frauenfußball verdient hat. Und sie wird auch von den Zuschauern angenommen. Es ist viel attraktiver geworden.
Wenn Sie noch ein paar Jahre in England bleiben, haben Sie dann ausgesorgt?
Alle Spielerinnen, bei meinen Klubs und beim Team, wissen, wie wichtig es ist, sich für die Zeit nach der Karriere zu rüsten. Ich habe in Hoffenheim Sportwissenschaften studiert, aber das war ein Präsenzstudium. Mein Plan nach der EURO ist es, ein Fernstudium anzufangen. Ich will etwas im Bereich Sport oder Medien machen.
Wie sehen Sie die Forderung nach gleicher Bezahlung?
Es ist klar, dass wir als Frauen mit gleichem Aufwand weniger verdienen. Es muss ein erstes Ziel sein, dass wir angemessen bezahlt werden.
Sollte der ÖFB mit Ländern wie USA oder Norwegen gleichziehen und Männer und Frauen gleich bezahlen?
Man soll nichts ausschließen. Auch UEFA und FIFA, Verbände und Vereine sollten sich ein Vorbild nehmen.
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