ÖFB-Rückkehrer Weimann: "Nervös wie am ersten Schultag"

ÖFB-Rückkehrer Weimann: "Nervös wie am ersten Schultag"
Der England-Legionär spielt kaum noch Stürmer, trifft aber umso öfter. So wird er auch für den Teamchef zur Option.

Zuschauen zu müssen ist für einen Sportler oft das schlimmste aller Gefühle. Nicht anders war es für Andreas Weimann, als er bei der EM im Vorjahr auf der Tribüne saß, als die Österreicher den späteren Europameister Italien ärgerten. Ausgerechnet im Wembley-Stadion. Ausgerechnet auf der Insel, die seit 2007 seine Heimat ist, nachdem er als 16-Jähriger von Rapid zu Aston Villa nach Birmingham gewechselt ist.

In so einem Moment zusehen zu müssen, tut weh, kann aber auch etwas auslösen. Zusätzliche Motivation zum Beispiel. „Für dein Land zu spielen, ist eine unglaubliche Ehre. Und ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, wieder nominiert zu werden“, sagt Weimann. Der 30-Jährige ist einer von vier Spielern, die von Franco Foda nachnominiert wurden, um in Cardiff einen Schritt Richtung WM in Katar zu machen.

Bei seiner Rückkehr ins Teamcamp nach sieben Jahren überkam Weimann jedenfalls ein eigenartiges Gefühl. "Ich war ein bisserl nervös, es hat sich angefühlt wie der erste Schultag", gibt der 30-Jährige zu. Sieben oder acht Spieler habe er noch gekannt, weil sie schon dem Team angehörten, als er 2015 zuletzt dabei war.

18 Saisontore

Viele hatten ob der starken Leistungen schon zuvor mit der Einberufung des Wieners gerechnet. Denn, so sagt Weimann selbst: "Das ist die beste Saison meiner Karriere." 18 Tore hat er für Bristol City in der Championship, der zweiten englischen Liga bereits erzielt. Neun weitere hat er vorbereitet, was ihn zum drittbesten Scorer der Liga macht. Und das, obwohl er immer seltener in seine angestammte Rolle als Stürmer schlüpfen darf. Nur elf von 39 Spielen absolvierte Weimann in dieser Saison im Angriff.

ÖFB-Rückkehrer Andreas Weimann

Stattdessen kam er auf sechs verschiedenen Positionen zum Einsatz. Seine Torgefahr büßte er dadurch nicht ein. Im Gegenteil. Dass er kaum etwas vernebelt, unterstreicht der Wert an erwarteten Toren („expected Goals“), wobei die Qualität der Torchancen anhand Distanz, Winkel und Gegenspielern zwischen Schussposition und Tor berechnet wird. 12,3 Tore waren demnach von Weimann bisher zu erwarten, 18 hat er erzielt.

Weimann traf als Stürmer im 4-4-2, als Zehner im 4-2-3-1 ebenso wie als rechter offensiver Flügel oder als Achter im zentralen Mittelfeld. Das Siegestor beim 1:0 gegen Blackburn vor zehn Tagen erzielte er als rechter „Wingback“, wie der alleinige Flügelspieler in einem 3-5-2 auch genannt wird. Auch auf dem linken Flügel in einem 3-4-3 oder als Zehner einer Mittelfeld-Raute war der Rechtsfuß in dieser Saison schon zu finden.

"Meistens spielel ich hinter unseren beiden Spitzen, das kommt mir entgegen, weil unsere beiden Stürmer die Verteidiger beschäftigen und ich dann etwas unbedrängt hinter ihnen in den Strafraum laufen kann."

Dauerbrenner

Trainer Nigel Pearson wechselt bei Bristol Formationen wie Unterhosen. Nur einen wechselt er quasi nie: Andreas Weimann. In bisher 39 Runden spielte der Österreicher 38 Mal durch. Nur einmal, am 5. Februar, durfte er vorzeitig unter die Dusche. Nach 74 Minuten. Weimanns 3.799 Einsatzminuten werden nur von drei Spielern in der Liga übertroffen.

Ob er in Cardiff, wo er in dieser Saison schon einen Doppelpack erzielt hat, zu seinem 15. Länderspiel kommt, nachdem er erstmals seit 2015 wieder dem Team angehört? Für den England-Legionär wäre es in jedem Fall ein gefühltes Heimspiel. Von Bristol nach Cardiff sind es nicht einmal 70 Kilometer. Das Wembley Stadion, in dem Weimann im Vorjahr nur Zaungast sein durfte, ist wesentlich weiter entfernt.

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