ÖFB-Frauen-Cupfinale: "Jeder Titel erzählt eine eigene Geschichte"

Samstagmittag in Wiener Neustadt (13 Uhr/live ORF 1) fordert Austria Wien erneut die Seriensiegerinnen des SKN. Die St. Pöltnerinnen wollen abermals das Double holen, die Wienerinnen ihren ersten Titel einheimsen.
In der Liga lieferte die Austria den Wölfinnen vor allem vor der Tabellenteilung einen heißen Kampf. Am Ende spielte der SKN den Meisterteller souverän nachhause. Doch der Cup hat eigene Gesetze, wie eine alte Fußballweisheit sagt. Auch wenn im Frauenfußball der Meister in der Vergangenheit meist auch den Pokal holte.
Lisa Alzner: "Der Cup ist für den SKN keinesfalls eine g’mahde Wies’n"
Die 26-Jährige ist seit Jänner – nach knapp drei Jahren als Co-Trainerin – Cheftrainerin der SKN Frauen. Die St. Pöltnerinnen hatten in der Liga mit der Austria einen starken Konkurrenten, spielten aber am Ende souverän den 10. Meistertitel souverän nach Hause. Alzner sprach mit dem KURIER über ...

Lisa Alzner ist seit Jänner Cheftrainerin beim SKN
... das Finale
Für den SKN ist das keinesfalls eine „g’mahde Wiesn“. Beide Teams werden alles reinhauen, man muss auch taktisch clever agieren und einfach da sein an dem Tag. Ein paar Dinge kommen im Gegensatz zur Liga dazu – es könnte Verlängerung und Elferschießen geben. Wobei natürlich unser Ziel ganz klar ist, das Spiel in 90 Minuten zu gewinnen.
... die Favoritenrolle
Nach außen sieht es immer noch so aus, als wären wir so dieser Ligakrösus, der alles gewinnt und der am meisten Geld hat. Rein finanziell stimmt das aber gar nicht. Wenn man das Champions-League-Geld, das wir uns selber erspielt haben, herausrechnet und dann die finanziellen Mittel vergleicht, bin ich mir sicher, dass die Austria mehr hat als wir. Die Zeit, als wir die meisten Mittel in der Liga hatten – vor 8, 9 Jahren –, ist längst passé. Sportlich gehen wir als Favorit in das Spiel, aber es ist eine unglaubliche Leistung, Jahr für Jahr die Favoritenrolle zu haben.
... die Bedeutung eines neuerlichen Titels
Unser Ziel ist das Double. Jeder Titel ist etwas Besonderes. Es ist immer eine neue Zusammenstellung, eine neue Mannschaft irgendwo. Es gibt immer wieder Spielerinnen, für die es das erste Mal wäre. Man wird nie satt von Titeln, ganz im Gegenteil. Jeder einzelne Titel erzählt eine Geschichte, ist hart erarbeitet.
... die Liga
In der Liga rückt alles näher zusammen. Früher gab es St. Pölten oder noch früher Neulengbach als klaren Meister und dann vielleicht noch einen Verfolger, der an einem guten Tag dem Ersten Punkte wegnehmen konnte. Und danach lang nichts.
... die Konkurrenz
Mittlerweile gibt es richtig viele Teams, die sich was aufbauen, die großen Vereine ziehen nach. Der spusu SKN St. Pölten Rush ist ein reiner Frauenverein, das wissen ja viele gar nicht! Mit den SKN-Männern teilen wir uns den Namen und das Stadion, aber sonst nichts, nicht einmal mehr das Logo. Wir haben einen eigenen Vorstand, eine eigene Präsidentin, ein komplett unabhängiges Budget.
... ihre Entscheidung für den Trainerjob
Ich habe mit 18 Jahren wegen Verletzungen aufgehört, aktiv Fußball zu spielen, aber ich wollte im Fußball bleiben. Dass ich Trainerin werde, war nicht klar. Ich bekam die Chance, habe es ausprobiert – und bin voll hängen geblieben, habe immer mehr Ehrgeiz entwickelt. Dass mir der Verein mit meinen jungen Jahren die Chance gegeben hat, ist ein riesiger Vertrauensbeweis.
Lisa Makas: "Mit einem Titel hätte man künftig ein Argument mehr"
Für die sportliche Leiterin der Wiener Austria ist das Cupfinale ihr letztes Spiel nach zweieinhalb Jahren bei den Veilchen. Vor dem vielleicht violetten Feiertag mit möglichen zwei Titeln (Herren in der Liga und Frauen im Cup) spricht sie über ...

Für Lisa Makas ist es das letzte Spiel im Dienste der Austria
... das Finale
Man kennt den SKN und die Qualität des Kaders. Das Schöne am Sport hat man in England gesehen, als Crystal Palace Manchester City geschlagen hat. Da kann alles passieren. Wir müssen alle mit 120 Prozent auf dem Platz stehen. In der Liga hat man St. Pölten durchaus Tore machen können.
... die Außenseiterrolle
Damit kann man leben, wenn man sich die Daten ansieht. Der SKN hat fast nur Nationalspielerinnen, dennoch werden wir hart für den Titel arbeiten.
... den Einsatz von Torjägerin Volkmer Wir haben schnell reagiert nach der Verletzung. Man muss von Tag zu Tag schauen. Es wäre extrem bitter, wenn es nicht klappen würde. Aber sie ist eine Kämpferin und auch neben dem Platz extrem wichtiger Faktor. Eine Spielerin von dieser Qualität fehlt dir.
... den Rückstand in der Liga
Wir hatten erstmalig diesen Modus mit den vielen Spielen. Daher kommt es schon auf die Breite des Kaders an. Und da hat der SKN natürlich einen Vorteil und kann sich leichter über eine schwere Phase helfen. Wir haben uns gut entwickelt, stehen erneut im Cupfinale und haben als Zweiter den Champions-League-Platz ergattert. Wir sind unserem Weg treu geblieben, das war sehr wichtig.
... die Bedeutung eines Titels
Natürlich ist der wichtig, auch als Türöffner bei Spielerinnen, die international spielen wollen. Wenn ich mit Sportvorstand Jürgen Werner spreche, dann merkt man, dass man mit einem Titel ein Argument mehr hätte. Weil man sieht, dass es sich auszahlt das Budget zu erhöhen.
... das Niveau der Liga
In den letzten zwei, drei Jahren hat sich die Liga in eine sehr gute Richtung entwickelt. Oft wünsche ich mir, dass es schneller geht. Die großen Männervereine haben in den Frauenfußball investiert, jetzt kommen auch noch Rapid und Red Bull Salzburg dazu. Daher schieben sich die Kräfte zusammen, dann wird es für den SKN vielleicht auch irgendwann enger.
... den nächsten Schritt
Ein gutes Beispiel sind die Spielstätten. Das Mindset muss in jedem Verein drinnen sein, dass ich das Produkt ordentlich präsentiere. Es hat eine andere Wertigkeit, wenn die Frauen auch in den großen Stadien spielen. Es darf nicht das Dorfplatz-Feeling haben.
... ihr letztes Spiel
Es gibt für mich demnächst einen Umzug nach München. Ein Titel wäre somit ein schöner Abschluss.
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