Wales schreibt Geschichte und lässt den WM-Traum der Ukraine platzen
Wales ist zum zweiten Mal in seiner Geschichte bei einer WM vertreten. 64 Jahre nach der Premiere 1958 schafften es Gareth Bale und Co. zum Weltturnier im Winter in Katar. Der Österreich-Bezwinger rang am Sonntag im Play-off-Finale in Cardiff die Ukraine mit 1:0 (1:0) nieder. Ein Eigentor von Andrij Jarmolenko nach Bale-Freistoß brachte die Entscheidung (34.). Für die vom Krieg gebeutelten Ukrainer ist der Traum von der zweiten WM-Teilnahme nach 2006 ausgeträumt.
Im Cardiff City Stadium, in dem die Waliser im März mit einem 2:1 bereits Österreichs WM-Träume beendet hatten, herrschte Gänsehaut-Atmosphäre. 2.000 ukrainische Fans befanden sich unter den 33.000 Zuschauern, einige von ihnen eingeladene Kriegsflüchtlinge. Ihr Team betrat das Stadion wie beim überzeugenden 3:1-Sieg im Play-off-Halbfinale am Mittwoch in Schottland mit Landesflaggen um den Hals. Vor der eigenen Ehrenrunde nach Spielende dankten auch die walisischen Spieler den ukrainischen Anhängern - eine von vielen emotionalen Szenen.
Unglücksrabe Jarmalenko
Die Ukrainer, die den Menschen in ihrer Heimat laut eigenen Angaben in dieser schwierigen Zeit vor allem Freude schenken wollten, waren mit enormer Wucht gestartet, hatten in der Anfangsphase mehr vom Spiel. Ein Freistoßtreffer von Oleksandr Sintschenko zählte nicht, weil er zu früh ausgeführt war (3.). Auf der Gegenseite wurde Jarmolenko zum Unglücksraben. Bei zusehend starkem Regen köpfelte der ukrainische Kapitän und Stürmerstar einen scharfen Freistoß von Bale unhaltbar ins eigene Tor.
Bale hatte im März schon die Österreicher mit einem platzierten Freistoß und einem weiteren sehenswerten Treffer praktisch im Alleingang abserviert. Der 32-Jährige ist bei Real Madrid in Ungnade gefallen und muss sich einen neuen Club suchen. Wales nach mehr als einem halben Jahrhundert wieder zu einer WM geführt zu haben, macht den Offensivmann in der Heimat endgültig zum Helden - auch wenn er im Finish eine Großchance auf das 2:0 ausließ (76.). Unmittelbar davor hatte Brennan Johnson die Stange getroffen.
"Es ist das größte Ergebnis in der Geschichte des walisischen Fußballs. Wir sind alle ekstatisch", sagte Bale. Bei der WM dabei zu sein, sei in diesem Jahr seine Priorität gewesen. "Das war mein letztes Ziel, das ich in meiner Karriere erreichen wollte." Das merkte man auch bei Real. Die Ukrainer versuchten bis zur letzten Minute alles, hatten mehr klare Torszenen, Wales-Keeper Wayne Hennessy hielt den Sieg aber unter anderem bei einem Kopfball von Artem Dowbyk mit einer Glanzparade fest (84.).
Keine Kritik
Die Waliser blieben auch im 19. Heimspiel in Folge unbesiegt. Als Lohn geht es in der WM-Gruppenphase ab 21. November gegen den großen Nachbarn England, den Iran und die USA. Die Ukrainer verpassten ihre zweite WM-Teilnahme seit der 1991 erlangten Unabhängigkeit. "Wir haben alles gegeben, aber das ist Sport. Ich habe keine Kritik für irgendeinen Spieler", betonte Teamchef Oleksandar Petrakow. "Wir haben unseren Charakter gezeigt", ergänzte Manchester-City-Star Sintschenko. Er sei stolz auf den Auftritt. "Aber manchmal kann Fußball so schmerzhaft sein."
Die Play-off-Partien mit ukrainischer Beteiligung waren wegen des russischen Angriffskrieges von März auf Juni verlegt worden. Die Begegnungen in Schottland und Wales waren für die Auswahl von Petrakow die ersten Pflichtspiele des Jahres. Die Vorbereitung verlief schwierig, die Fußball-Profis erhielten aber die Sondererlaubnis, auch als Männer im wehrfähigen Alter von 18 bis 60 Jahren das Land zu verlassen.
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