Wie der ÖFB das Thema Sicherheit angeht
Stegersbach ist nicht unbedingt der Nabel der Welt. Dank der modernen Kommunikationsmittel sind die Teamspieler aber global verbunden und stets auf dem letzten Stand, was die Nachrichtenlage betrifft.
Der Terror von Brüssel geht auch am ÖFB-Team nicht spurlos vorbei. Geschockt wurde auf die Nachrichten reagiert. "Wir leben in einer schrecklichen Zeit", sagt Marc Janko. "Natürlich ist das bei uns ein Thema", gesteht Julian Baumgartlinger. Aleksandar Dragovic hat seine eigene Einstellung zu den Geschehnissen: "Gott entscheidet ohnehin, wann es aus ist. Ich habe keine Angst deswegen, auch nicht in Hinblick auf die EURO."
In Stegersbach bewacht ein Security-Dienst die ÖFB-Kicker beim Training, er schützt sie aber in erster Linie vor dem Ansturm der Fans oder vor lästigen Medienvertretern. Im Fall einer Bedrohung könnte man zusätzliche Sicherheitskräfte sofort anfordern, die praktisch auf Stand-by zur Verfügung stehen.
Zunächst gilt erhöhte Sicherheitsstufe für die Heimspiele in Wien gegen Albanien und die Türkei, vom Aufwand her werden sie analog zum Schweiz-Spiel im November nach den Pariser Anschlägen abgehandelt. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, zu glauben, dass wir in Österreich auf einer Insel der Seligen sitzen."
Sicher in der Einöde?
Erst nach diesen Länderspielen werden sich der ÖFB und das Innenministerium verstärkt der Endrunde widmen, "weil wir bis dahin auch eine Rückmeldung der UEFA und von den Franzosen als Veranstalter haben. Dann erst können wir konkret reagieren."
Das Team logiert während des Turniers in Mallemort, einem verschlafenen Ort in der Provence. "Man darf aber nicht kategorisch ausschließen, dass auch etwas in der Einöde passieren kann. Natürlich sind große Städte mit öffentlichen Plätzen und vielen Menschen attraktivere Ziele." Neuhold ist überzeugt, "dass die UEFA höchste Sicherheitsstandards aufbieten wird".
Trotzig wird die Reaktion vorgetragen. Der Fußball dürfe vor dem Terror nicht in die Knie gehen. Das Leben, als Alltag definiert, müsse weitergehen, jenes auf dem Rasen ebenfalls.
Mutig ist so ein Plan. Und realitätsfremd gleichermaßen. In Belgien ist man weit davon entfernt, mit einer Jetzt-erst-recht-Stimmung die Ereignisse zu verdrängen. Das Länderspiel gegen Portugal am kommenden Dienstag wird nicht in Brüssel stattfinden. Nicht gewährleistet sei die Sicherheit, weit entfernt sind die Gedanken von irgendwelchen Spielereien.
Stattfinden soll die EM in Frankreich jedenfalls. Teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wenn es die Befürchtungen erfordern. Leere Stadien beim zweitgrößten Fußball-Turnier der Erde? Ein Fest ohne Gäste? Millionen vor den TV-Geräten in sicherer Entfernung, gähnend leer die Ränge? Kann passieren, denn Frankreich wird sich eine EM-Absage nicht gefallen lassen.
Bedrückend sind die Vorstellungen von Geisterspielen, von der ständigen Gefahr, die auf Menschenmassen lauert, vor allem außerhalb der Festungen, die sich Stadien nennen. Auch wenn Oliver Bierhoff, Manager des deutschen Nationalteams, meint, die Sicherheit stehe im Vordergrund und man werde sich hüten, schon jetzt Chaos-Szenarien zu konstruieren, scheint eines gewiss: Der Terror hat schon jetzt das mit Abstand hässlichste Führungstor in der EM-Geschichte geschossen.
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