Kollers selbstgewählte Zwickmühle im Sturm
Marcel Koller hat sich schon vor einigen Jahren entschieden: für Marc Janko als Solospitze in seinem Team. Gleich, ob der Torjäger über Spielpraxis verfügte oder nicht, bei Koller hatte Janko immer ein Leiberl. Zu Recht, weil er konstant auf internationalem Niveau für die nötigen Tore sorgte.
Wie die wenig erfreuliche EURO zeigte, kann es aber auch zum Nachteil gereichen, wenn man auf einen Spieler dermaßen ohne Wenn und Aber setzt. Janko, ohnehin seit jeher verletzungsanfällig, trat in Frankreich nicht fit an, war somit ein Schatten seiner selbst – und Koller hatte ausgerechnet zum wichtigsten Zeitpunkt ein echtes Mittelstürmer-Problem.
Abhängig
Kollers Zwickmühle lässt sich auch vor dem wichtigen WM-Qualifikationsspiel in Wien gegen Wales am Donnerstag (20.45 Uhr/live ORFeins) nicht lösen. Ist Janko fit und in Form, kann sich der Schweizer getrost zurücklehnen. Der bisher erfolgreiche Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl fand auf Servus TV deutliche Worte: "Meine Offensivkraft nur auf Marc Janko zu verteilen, das würde ich als Trainer nicht machen. Ich muss immer einen Plan B haben. Bei der EM war das ein bisschen das Problem. Man konnte sich im Vorfeld auf eine Stammformation verlassen. Aber was passiert, wenn der eine oder andere ausfällt? Und da hatte ich das Gefühl, dass nicht die richtigen Lösungen da waren."
Die Alternativen zum Basel-Legionär sind aber überschaubar, am ehesten könnte ihn Michael Gregoritsch 1:1 ersetzen, aber der ist derzeit beim HSV keine Stammkraft, im Mittelfeld eingeplant und noch weit entfernt vom Niveau des Marc Janko.
Flexibel
Denn auch Lukas Hinterseer oder der für die kommenden zwei Länderspiele nachberufene Deni Alar sind Stürmer, die Raum benötigen, die aus der Etappe Schwung aufnehmen und somit anders einsetzbar sind.
Hasenhüttl meint: "Ich sehe in Österreich so viele tolle Stürmer, die Tore schießen können. Es kann nicht sein, dass ich mein Wohl oder Wehe an einem Mann wie Janko aufhängen muss."
Dennoch wird Koller auch gegen Wales und Serbien auf die Solospitze Janko setzen, weil ihm nichts anderes übrig bleibt. Alar, der bei Tabellenführer Sturm derzeit in der österreichischen Liga nach Belieben trifft, ist in erster Linie froh, überhaupt sich im Kreis des A-Teams aufhalten zu dürfen. Vor einigen Jahren schoss sich bei der Austria Philipp Hosiner ins Rampenlicht, er spielte aber bei Koller kaum eine Rolle.
Alar weiß, dass es an Janko kein leichtes Vorbeikommen gibt: "Marc hat in den letzten Jahren toll gespielt. Ich möchte mich im Training aufdrängen und natürlich auch spielen. Aber das könnten einige andere ebenso."
Die etwas eindimensionale Schlussfolgerung: Geht’s dem Janko gut, geht’s meist dem Team gut, geht’s dem Teamchef gut.
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