Nationalteam: Gerüstet für den Frühstart
Am Sonntagabend kehrt das ÖFB-Nationalteam samt neuem Betreuerstab zurück aus dem Trainingslager bei Marbella in Andalusien. Man kennt einander nun nach insgesamt zehn Trainingseinheiten, einer Teambuilding-Sitzung, zwei großen Gesprächen und Konversationen unter vier Augen zwischen Franco Foda und den Spielern.
Das anfängliche zwischenmenschliche Abtasten wich im Laufe der Woche einer gewissen Lockerheit, alles wirkte entspannter als noch zu Wochenbeginn. Es musste sich eben viel erst einspielen, nicht nur auf dem Platz. Das Ambiente machte das Speed-Dating zwischen Foda und seinen Schützlingen auch erträglicher, täglicher Sonnenschein bei 20 Grad erhellte die Gemüter.
Wird nun alles anders, vielleicht sogar besser? Ein seriöses Urteil lässt sich nicht abgeben, zu kurz war dazu die Zeit. Außerdem ist Franco Foda noch Sturm-Trainer und wird nach dem Test-Länderspiel gegen Uruguay in Wien ab kommendem Mittwoch schon wieder daran arbeiten, die Grazer bis zum Ende der Herbstsaison knapp vor Weihnachten an der Tabellenspitze zu halten. "Das ist mir sehr wichtig."
Imagekorrektur
Die ÖFB-Spieler waren jedenfalls voll des Lobes für ihren neuen Übungsleiter, nichts Ungewöhnliches, wenn man einen neuen Chef vorgesetzt bekommt. Mancher staunte hinter vorgehaltener Hand, dass der Neue gar nicht so ein harter Hund sei. Foda war sein Image eben vorausgeeilt. Als intensiv und hart bezeichneten die Kicker die Trainings. Kapitän Baumgartlinger stellte klar: "Sie waren aber richtig gut intensiv."
Foda nahm das "Lob" schmunzelnd zur Kenntnis. "Das ist eben mein Training. Das war jetzt nichts Außergewöhnliches." Dennoch hatte es aber weitreichende Folgen auch für die medizinische Abteilung, die nicht wie unter Vorgänger Marcel Koller bis weit nach Mitternacht ihre Behandlungen durchführen musste. Denn zu diesem Zeitpunkt lagen die Spieler diesmal schon in ihren Federn.
Vollgas
Foda servierte seinen Schützlingen daher zwischendurch auch Zuckerbrot, stellte allen den Mittwochnachmittag zur freien Verfügung und verlegte am Freitagabend den Zapfenstreich für Spieler und Betreuer um einige Stunden nach hinten, damit die Gedanken auch abschweifen konnten vom Fußball.
Mit der Einstellung der Spieler zeigte sich Foda äußerst zufrieden: "Alle ziehen voll mit und geben Vollgas." Ganz nach dem Geschmack des Teamchefs. Bei Marko Arnautovic stieg der Puls sogar bei der Regenerationseinheit am Freitagvormittag, als er beim Fußball-Tennis mit seinen Kollegen gegen die Torleute samt deren Coach Klaus Lindenberger verlor. Seinem Ärger nach einem Fehler machte er mit einem Urschrei Luft, um danach einen Ball quer über den ganzen Platz an eine Mauer zu dreschen. Foda lächelte, will er doch, dass jeder Spieler jedes einzelne Match gewinnen will.
Die ersten 90 Minuten der Wahrheit folgen am Dienstagabend im Test gegen Uruguay im Wiener Happel-Stadion (20.45 Uhr, live in ORFeins). Es versteht sich von selbst, dass Franco Foda bei seinem Teamdebüt gewinnen will. Interessant ist freilich, dass er in seinem ersten Match gar nicht so viel umkrempeln will. "Wir werden nicht viel ändern und wohl mit einer Viererkette spielen. Eine Dreierabwehr ist aber natürlich auch möglich. Wichtig ist, dass wir in Zukunft variabel genug sind und jeweils auf die Gegner reagieren können." So richtig beginnt die Ära Foda aber erst mit Jänner 2018. Und dann wird auch ein seriöseres Urteil möglich sein.
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