Nach Cup-Krimi: Sturm wittert Morgenluft, Salzburg hadert

FUSSBALL-ÖFB-CUP VIERTELFINALE: RED BULL SALZBURG - SK PUNTIGAMER STURM GRAZ
Sturm Graz tankte mit dem Sieg im Elfmeterschießen auch Selbstvertrauen für die Liga, Salzburg sieht sich in einer ungewohnten Situation.

"Steiermark" - noch lange nach dem letzten verschossenen Elfmeter von Capaldo feierten die 1.600 Sturm-Fans mit der Hymne von Gert Steinbäcker (STS) im Gästesektor der Red-Bull-Arena. Mit dem Sieg im Elfmeterschießen gegen Salzburg hat die Mannschaft von Trainer Christian Ilzer nicht nur den Einzug ins Cup-Halbfinale geschafft - sie hat auch ein Statement gesetzt und gezeigt, dass die Meisterschaft noch lange nicht entschieden ist. Der entthronte Titelverteidiger muss mit einer ungewohnten Situation umgehen - so oft verliert Salzburg nicht. Schon gar nicht im Cup.

27 Partien in Folge waren die Salzburger im Cup erfolgreich, wieder waren es die Grazer, die das scheinbar Unmögliche schafften. So wie zuletzt beim 1:0 n.V. im Cupfinale 2018. Die Steirer sind damit seit der Saison 2013/14 das einzige Team, dem das gelang - und das nun zweimal. Sturm ist  inzwischen eine Art Angstgegner der Salzburger: Seit vier Pflichtspielen gelang den Favoriten kein Sieg mehr, zwei Partien davon gingen verloren.

"Ein fantastischer Moment, ein unglaubliches Gefühl", versuchte Coach Ilzer seine Gedanken nach dem hochklassigen Cup-Fight mit dramatischem Ende in Worte zu fassen. Der Erfolg sei auch eine Kopfsache gewesen, nicht nur im Elfmeterschießen: "Ich habe unglaublich viel positive Energie gespürt. Wir waren in den Köpfen so entschlossen, ich habe nie Zweifel gehabt, dass wir gewinnen."

Ob das jetzt auch eine Kampfansage für die Meisterschaft ist, schließlich liegt Sturm nur sechs Punkte hinter Leader Salzburg? "Dieser Frage versuche ich gerne auszuweichen", gibt Ilzer zu, sagt aber dann doch: "Natürlich gibt so ein Erfolg Selbstvertrauen. Wir wissen, dass wir Salzburg auf Augenhöhe begegnen können. Aber es sind noch 16 Runden zu spielen. Wir nehmen eine Aufgabe nach der anderen, wollen uns auf uns fokussieren." Einen Wunsch fürs Halbfinale hat Ilzer auch: "Ein Heimspiel."

Seinem Gegenüber Matthias Jaissle war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. In eineinhalb Jahren als Salzburg-Trainer durfte er viel erleben, hat viel gelernt. Aber in einer Sache hat er kaum Routine gesammelt - im Verlieren. Genauer gesagt war es erst seine neunte Niederlage im 73. Pflichtspiel (fünf davon in der Champions League). Es war aufgrund der Dramatik wohl seine bitterste: "So ein Gefühl möchte ich nicht oft haben in meiner Karriere." Die Enttäuschung sei "riesengroß", aber man müsse den Blick nach vorne richten.

Ob die Niederlage auch richtungsweisend für die Meisterschaft wäre, er jetzt einen Knacks in seiner Mannschaft befürchte? "Ich hoffe nicht", sagte Jaissle, ausschließen konnte er es jedoch nicht. "Wir haben eine extrem junge Truppe, die hat so eine Erfahrung noch nicht gemacht. Natürlich geht da sehr viel durch die Köpfe. Aber es ist ein riesen Lernprozess für die Jungs, den sollen sie auch machen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir unser Ziel, die Meisterschaft, erreichen.“ Nachsatz: Die Enttäuschung ist groß, weil wir auch extrem hohe Ansprüche haben. Unser Anspruch ist es aber auch, schnell rhobenen Hauptes ins nächste Pflichtspiel zu gehen."

 

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